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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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war, die Erinnerung unterbrochen hatten – und Sues Film vermutlich angehalten worden war, als wäre der Projektor kaputtgegangen.
    Und jetzt nimmt sie das hier wahr.
    Das? Alles.
    Fantastisch.
    »Hallo, da drin. Entschuldigung. Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Ich wollte keine Belohnung«, sagte Neal. »Wenn eine Frau aufgeschlitzt wird, geht man nicht dazwischen, weil man eine Belohnung will. Man geht dazwischen, weil man es muss, weil ein Mann nicht anders kann, als der Frau zu helfen.«
    Eine anständige Imitation von Bogarts Stimme.
    Doch dann schämte er sich für seine Vorführung.
    Das ist kein beschissener Film; es geht um Elise und das Schwein, das sie ermordet hat.
    Ein Bild von Elise in der Badewanne drängte sich in seine Gedanken. Er sah sie wie auf einem Farbfoto ganz nah vor sich, das Blut so leuchtend rot, dass es wie eine spöttische Übertreibung wirkte.
    Auf dem Sitz neben ihm begann Sue zu keuchen. Sie schnappte nach Luft.
    Neal sah sie an. Sie war steif und zitterte, ihr Mund stand offen, die Augen waren geschlossen.
    Kurz darauf riss sie die Augen auf.
    Sie starrte ihn an. Unter ihren Augen hingen Schweißtröpfchen, und auch auf der Oberlippe hatte sich ein dünner Schweißfilm gebildet. Sie atmete schwer.
    »Tut mir leid«, sagte Neal.
    Mit dem Handrücken wischte sie sich den Schweiß von der Oberlippe. Sie zog eine Grimasse. »War sie das? Elise?«
    »Ja. So hat sie ausgesehen, nachdem …«
    »Großer Gott.«
    »Aber ich war es nicht.«
    Sue nickte. Sie wirkte erschöpft. »Ich weiß.« Sie hob die Hand, als wollte sie ihm das Armband zeigen. »Es funktioniert.«
    »Ich weiß.«
    Kopfschüttelnd ließ sie die Hand sinken und zog das Armband ab. »Hier, nimm das Ding.«
    Sie gab es Neal, und er schob es über sein Handgelenk.
    »Du bist wohl doch kein Mörder.«
    »Ich wünschte, ich hätte Rasputin getötet.«
    »Du hast es immerhin versucht. Du musst ihn ziemlich schwer verletzt haben.«
    »Nicht schwer genug. Er war noch so stark, um Elise das anzutun.«
    Sue zog ein Gesicht, als schmerzte sie die Erinnerung. Dann sagte sie: »Du musst die Sache zu Ende bringen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du musst ihn töten.«
    »Ich hoffe, dass er vielleicht von alleine stirbt, aber …«
    »Was zum Teufel treibst du in The Fort, wenn dieser Typ erledigt werden muss? Das würde mich mal interessieren.«
    »Vielleicht sollte ich dir lieber den Rest der Geschichte erzählen.«
    »Was hältst du davon, wenn du es mir dieses Mal wirklich erzählst . Ich hab nämlich nicht vor, jetzt schon wieder in dich zu springen. Auch wenn es mir die Augen geöffnet hat.«
    Neal errötete. »Also …«
    »Du hast eine schmutzige Fantasie, Neal.«
    Er zuckte zusammen.
    Sue schüttelte grinsend den Kopf. »Obwohl es mir schmeicheln tut.«
    »Es tut mir leid. Wirklich.«
    »Ich hab übrigens ein Höschen an. Es ist weiß. Und, ja, ich hab eine gute Vorstellung davon, wie groß dein Ding ist.«
    Er hatte das Gefühl, sein Gesicht würde Feuer fangen. »Großartig«, stöhnte er.
    »Also, so weit würd ich nicht gehen.« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Hast du gemerkt, wie es steif wurde, als du meine Titten angeguckt hast?«
    »Das stimmt nicht.«
    Oder doch?
    Würde mich nicht überraschen.
    »Allerdings.« Sie strahlte ihn an. »Schätze, du stehst auf mich, was?«
    »O Mann.«
    »Ah, mach dir keinen Kopf. Ich mag dich. Jetzt, wo ich in dir war, sogar noch mehr. Aber es ist ganz schön anstrengend. Deshalb lehn ich mich jetzt einfach zurück und hör zu. Ich will den Rest der Geschichte hören, aber von draußen.«
    Also erzählte er es ihr. Er fuhr fort an der Stelle, an der er zum ersten Mal Elises Haus betreten hatte.
    Neal berichtete, dass er das Armband als Belohnung erhalten hatte, weil er Elise an der Autobahnböschung vor Rasputin gerettet hatte. Er gab die Geschichte des Armbands wieder – so weit er sich an Elises Ausführungen erinnern konnte. Er erklärte ihr, was es mit den Warnungen auf sich hatte. Und dann erzählte er ihr von dem Probelauf, als er das Armband geküsst hatte und in Elise gewesen war.
    Nichts davon war auf dem Video, das er mit Marta aufgenommen hatte.
    Er hatte ihr die Existenz des Armbands verheimlicht – und ihr deshalb nicht die ganze Wahrheit über die Ereignisse in der Mordnacht sagen können.
    Sue konnte er die Geschichte so erzählen, wie sie sich zugetragen hatte.
    Wie er nach Rasputins Leiche hatte sehen wollen, nachdem er Elises Haus verlassen hatte.
    Wie er das

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