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Der Gastprofessor

Der Gastprofessor

Titel: Der Gastprofessor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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zustimmen. Meinem Exmann. Daß ich eine bin. Ich sterbe für das, was man in feinen Kreisen oralen Sex nennt. Ich lutsche gern. Ich begreif nicht, wieso das nicht mehr Frauen öfter machen. Weil, gibt’s denn was Natürlicheres, als zu spüren, wie er im Mund hart wird? Zu spüren, wie die Dinge ihren Lauf nehmen. Der Einfluß, den man da hat!
    Ich will damit wohl nur sagen, daß Blasen und Bumsen verdammt aufregende Aktivitäten sind. Ich hab mein erstes Flötensolo absolviert, als ich dreizehneinhalb war, und damit Sie sehen, wie wichtig mir das ist: Ich weiß immer noch, mit wem und wo. Es war ein pickliger Basketballspieler, in den ich verknallt war, Bobby Moran hat er geheißen, er war ein Cousin ersten Grades von mir, aber das ist eine andere Geschichte; Schauplatz der verruchten Tat war der Filmvorführraum an der Rückseite des Auditoriums für die unteren Klassen, oben über den hintersten Bänken. Mein Gott, das ist jetzt schon zehn Jahre her! Wenn ich dran denke, wie die Zeit verfliegt – und Sie müssen wissen, daß ich in den dazwischenliegenden Jahren wirklich fleißig geblasen habe und trotzdem überhaupt nicht blasiert bin. Für mich verlieren Blasen und Bumsen nie ihr Mysterium, diese absolut aufregende Mischung aus Lust, die man gibt, und Lust, die man dadurch empfindet, daß man Lust gibt.
    Was ja der Grund dafür ist, daß wir unser Leben lang die Beine breit- und den Mund aufmachen für das Originellste, was Männer je zustande bringen: einen gottverdammten Ständer. Sachen gibt’s.
    Womit ich wieder bei L. Falk und der Verbindungsparty wäre. Ich geh nicht automatisch davon aus, daß wir im Bett landen, immerhin ist er ja doppelt so alt wie ich und kann einen G-Punkt nicht von einem Loch in der Wand unterscheiden. Aber man muß natürlich bei jedem Date einkalkulieren, daß es auf Sex rausläuft – warum sollte man sonst überhaupt auf Verbindungspartys gehen, oder? Ich mein, warum geben sich die Typen so gottverdammt viel Mühe, einen zu überzeugen, daß sie nicht gewalttätig sind? Ich sag Ihnen, warum – weil sie einen zum Mitmachen bei einem im Grunde genommen doch ziemlich gewalttätigen Akt überreden wollen, darum. Wenn sie glaubwürdig sind, mach ich mit. Oder hab zumindest immer mitgemacht, bis diese gottverdammte Pest zugeschlagen hat. Und hier kommt L. Falk wieder ins Spiel. Ich müßte lügen, wenn ich nicht zugeben wollte, daß ich dran dachte – und immer noch dran denke –, er könnte die Erhörung meiner Gebete sein.
    Wie immer in solchen Fällen gibt’s auch hier eine Plusund eine Minusseite. Auf der Minusseite muß man sich drüber klarwerden, daß der Typ ein Kaputtnik ist. abgebaggert, ausgebrannt, jenseits von Gut und Böse, hoch in den Vierzigern. Der ist so himmelweit weg von dem, was ich mir unter einem super Lover vorstelle, also weiter geht’s gar nicht. Auf der Plusseite steht, daß er gar kein guter Lover sein braucht, weil ich gut genug bin für zwei. Außerdem ist er eindeutig nicht gewalttätig, was einem Mädel das Mitmachen erleichtert. Sogar daß er nicht in der Lage ist, den Finger auf den G-Punkt zu legen, könnte man als Pluspunkt werten – die Erkundung unbekannter Gewässer kann dem Rudergänger genausoviel Spaß machen wie dem Kapitän, stimmt’s? Aber mit Abstand das dickste Plus in seinem Köcher ist, daß L. Falk aus Rußland kommt, wo es (ich kenn mich aus, ich hab den Backwater Sentinel abonniert) nicht nur praktisch kein Fleisch und kein Brot, sondern auch praktisch kein AIDS gibt.
    Hey, Safer Sex ist vielleicht nicht Sex vom Feinsten, aber es war immerhin Sex, oder?
    Und last but not least interessiert er mich wegen der Geschichte mit den Serienmorden, die mir zufällig vorkommen, auch wenn unser Homo chaoticus, der Chaosprofessor L. Falk, meint, zufällig gibt’s nicht. Sehen Sie’s mal von meinem Standpunkt aus: Wenn die Morde nicht zufällig wären, wenn also jemand zum Beispiel nur stotternde Blondinen umbrächte oder linkshändige Lesbierinnen oder frivole Friseusen, die sich mit Thailand-Trüffeln was dazuverdienen, dann wüßte ich wenigstens, woran ich bin. Ich wüßte, ob ich ein potentielles Opfer bin oder nicht, stimmt’s? Ich will damit sagen, weil die Morde zufällig sind, könnte ich ein faktisches Opfer werden, ohne auch nur gewußt zu haben, daß ich ein potentielles Opfer war. Zufallsmorde sind die schlimmsten – man weiß nie, ob man nicht die nächste ist.
    Und weil ich nicht weiß, ob ich vielleicht die nächste

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