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Der Gastprofessor

Der Gastprofessor

Titel: Der Gastprofessor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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mich.
    »Sag Lem, was er damit machen soll, Babe«, sagte Dwayne zu Shirley.
    Shirley lümmelte sich neben L. Falk auf die Couch, drapierte ein Bein über seinen Schenkel und einen Arm um seine Schultern und gab ihm einen Kurs für Anfänger.
    »Du führst A in B ein«, sagte sie. »A ist der Joint, B ist dein Mund.«
    Ich muß zugeben, daß wir das affengeil fanden, Dwayne und Shirley und ich, ihm zuzusehen, wie er an dem Joint zog und den Rauch drinbehielt, bis ihm die Augen tränten. Sogar Mayday schien zu lächeln. L. Falk wedelte mit der Hand den Rauch weg und sagte uns, das Zeug hätte bei ihm keinerlei Wirkung, er würde überhaupt nichts spüren, er hätte den Verdacht, daß meine weltberühmten Thai-Trüffel in Wirklichkeit aus irgendeinem Hinterhof im tiefsten Herzen von Brooklyn stammten. Dann fing er zu kichern an. Als wir ihn fragten, was es zu kichern gäbe, sagte er irgendwas in dem Sinn, daß er sich verdammt noch mal Zeit lassen würde, bevor er ja sagt. Shirley drückte ihm eine ihrer winzigen Titten in den Arm und fragte ihn, wozu er denn ja sagen wolle. Lallend gab L. Falk ihr zur Antwort, daß er ja sagt zur Zufälligkeit von Jahwes Hand und nein zur Zufälligkeit von Menschenhand. Dann fing er ewig zu labern an, darüber, daß er sich ohrfeigen könnte, da nicht früher draufgekommen zu sein.
    Shirley hat wahrscheinlich gedacht, sie kann ihn so lange am Rauchen halten, wie sie ihn am Reden halten kann. Sie hat L. Falk den Joint zurückgegeben und gefragt, was das ist, wo er jetzt erst draufgekommen ist. Immer noch kichernd, hat er uns mitgeteilt, daß die Lektion, die er aus den Serienmorden gelernt hätte, auch auf die Zufälligkeit im allgemeinen anwendbar wäre; er hat gesagt, sobald man versucht, Zufälligkeit künstlich herbeizuführen – ich hoffe, ich krieg das richtig hin –, ist es keine zufällige Auswahl mehr. Er bekam den Schluckauf, zog noch einmal an dem Joint und hielt den Atem an, bis der Schluckauf weg war. Dann hat er noch ein bißchen gekichert und gesagt, was der Zufälligkeit der Menschen fehlt, ist die Zufälligkeit. Was, anders ausgedrückt, bedeutet – immer noch Originalton L. Falk –, daß Zufälligkeit genau wie Gott nicht erfunden, sondern entdeckt werden muß.
    Shirley hing an seinen Lippen und nickte, als ob er ihr Sachen beibrächte, ohne die sie nicht leben könnte. Dwayne hat meinen Blick gesucht, zu Shirley hin genickt, dann die Zunge rausgestreckt und suggestiv damit gewackelt.
    Man mußte kein Psychoklempner sein, um zu sehen, was Shirley im Kopf rumging.
    »Dwayne und ich, wir haben beide gemerkt, daß Shirley heiß auf dich war«, erkläre ich L. Falk in der Badewanne. Ich lasse heißes Wasser nachlaufen, weil ich nämlich gern schwitze, wenn ich mich einweiche, da seh ich, wie L. Falks beschnittenes Periskop aus den Schaumbläschen des Schaumbads auftaucht.
    Bloß daß er an das dachte, woran er dachte, hatte einen Homo erectas aus ihm gemacht.
    Und zu sehen, wie mein Homo sich in einen erectus verwandelte, hat mich angeturnt. Ich heizte uns beiden ein.
    »Es hat dir also nicht nicht gefallen, stimmt’s?«
    L. Falk schien mit der Frage zu ringen, ich sah, wie sich die Rädchen in seinem Kopf drehten, sah den Rauch aus seinen Ohren kommen.
    »Na, sag schon«, drängte ich.
    »Ich kann zu dir sagen, daß es mir zu dem Zeitpunkt nicht nicht gefallen hat. Was wahrscheinlich bedeutet, daß es mir gefallen hat.«
    »Also beschreibt.«
    »Ich soll es beschreiben? Laut?«
    »Yo«, sagte ich. »Alles«, sagte ich. »Von E bis Z.«
    Es war, als hätte ich »Sehrohr ausfahren!« befohlen.
    Langsam rutschten L. Falk die Lider über die Augen, woraus ich schloß, daß er sich nicht nur erinnerte, sondern das Ganze noch mal durchlebte. Mit dem Strom schwimmen.
    »Ich hab geträumt«, sagte er gedankenverloren. »In meinem Traum schwebte ich über Backwater wie eine Wolke in Hosen, das ist aus einem Gedicht von Majakowski, und verdunkelte die Sonne, ja?, als ich auf einmal spürte, wie sich etwas Warmes, Feuchtes über meinem du weißt schon was schloß.«
    »Na los, sag’s schon, sprich’s aus.«
    Er holte tief Luft. »Penis.«
    Ich schob meinen Fuß durch den Schaum und kraulte mit den Zehen sein Periskop. Sein linker Fuß kam auf mich zugeschwommen und dockte an meiner Schmetterlingstätowierung an. Ich legte die gekonnte Imitation einer läufigen Hündin hin.
    »Und dann und dann und dann?«
    »Und dann kam Shirley hoch, um Luft zu holen. »Ich kann das nicht

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