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Der Gastprofessor

Der Gastprofessor

Titel: Der Gastprofessor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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brauchen Sie keine – bei uns gehen Sie nie in Pension.«
    Lemuel räuspert sich im Dunkeln. »Es ist nicht so, daß ich Ihr Angebot nicht zu schätzen wüßte, ja? Es ist eher deswegen, weil ich verschiedene Eisen in verschiedenen Feuern habe.«
    »Da sollten Sie aber aufpassen, daß Sie sich an keinem die Finger verbrennen«, rät Fast Eddie.
    »Was unser Angebot angeht«, sagt Frank, »da war’s mir schon recht, wenn ich Sie überzeugen könnte.«
    Zu seinem größten Erstaunen hört Lemuel den A. Newski in sich sagen: »Meinen Sie, daß Ihr Wortschatz dafür ausreicht?«
    Frank übergeht Lemuels Beleidigung. »In meiner Branche«, sagt er liebenswürdig, »haben wir eine Redensart: Eine Kugel ist mehr wert als tausend Worte.«
    »Wahrscheinlich ist das nur wieder einer von seinen Witzen«, beruhigt Fast Eddie Lemuel.
    »Es ist uns klar, daß das für Sie eine wichtige Entscheidung ist«, sagt Frank. »Sie brauchen uns nicht sofort eine Antwort geben.«
    Fast Eddies Arm kommt aus einer Wolke von Zigarrenrauch und boxt Lemuel spielerisch in den Oberarm. »Ja, lassen Sie sich Zeit. Denken Sie ruhig ein paar Minuten drüber nach, bevor Sie ja sagen.«

4. KAPITEL
    Sein Territorium – Sie haben meine Grundregel nicht vergessen, oder? – muß man an der gottverdammten Grenze verteidigen. Und genau das war der Grund, warum ich L. Falk eine solche Bemerkung nicht durchgehen lassen konnte.
    »Wie kommst du dazu zu behaupten, ich hätte das Ganze geplant?« gab ich zurück. »Du bist ein erwachsener Mensch mit einem freien Willen.«
    Lahme Ausrede, wenn Sie mich fragen. »Ich hab freiwillig dein Rauschgift genommen«, murmelte er. »Aber was dann kam, geschah ohne mein Zutun.«
    »Aber du hast auch nicht nein gesagt. Du hast sie nicht zurückgestoßen.«
    »Man will ja nicht unhöflich sein. Ich wollte ihre Gefühle nicht verletzen.«
    Mir platzte ehrlich gesagt fast der Kragen, obwohl ich gar keinen Kragen anhatte – ich war blankärschig, wie man in Backwater sagt, hüllenlos, wie man in der Filmbranche sagt. In der Badewanne. Mitten in einer Morgennachder-Nachtdavor-Konferenz. Mit dem Homo chaoticus in meinem Leben.
    »Daß ich nicht lache«, sagte ich in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, daß mir nicht nach Lachen war. »Du rauchst Dope, bist einen Moment weggetreten, und wie du wieder zu dir kommst, ist Shirley dabei, dir einen zu blasen, und du denkst an Höflichkeit? Komm schon, was Dümmeres fällt dir nicht ein?«
    Um die gottverdammte Wahrheit zu sagen: Ich war schon ziemlich ausgeflippt, als sich L. Falk in der Nacht davor bereit erklärte, sich uns anzuschließen, wobei unter »uns« Dwayne und Shirley zu verstehen sind, und natürlich meine Wenigkeit, der legendäre Tender von Backwater. L. Falk sah meinen ausgehöhlten Hite Report offen auf dem Tisch liegen, als er vom Büro heimkam; mein wichtigster guter Vorsatz fürs neue Jahr, daß man nie das Dope nehmen soll, das man selbst verkauft, ist an Freitagen außer Kraft gesetzt; es war gegen Mitternacht, wir drei waren schon ziemlich prall, wir hatten seit Stunden geraucht und geklönt. Er sah zu, wie Dwayne, der wirklich gefühlvolle Fingerspitzen hat, ich spreche aus eigener Erfahrung, dicke Thai-Trüffel drehte. Shirley zündete eine am Rest der letzten an, nahm einen langen Zug und hielt sie L. Falk hin.
    Das war nicht der erste Joint, der ihm angeboten wurde, ja?, aber er hatte bis dahin immer eine Ausrede gefunden zu müde, zu sehr damit beschäftigt, die erotischen Bänder der Zufälligkeit bis zu ihren psychotischen Ursachen zurückzuverfolgen, muß früh ins Bett, weil er am nächsten Tag punkt elf einen Vortrag über Apfelkuchen halten muß, bla, bla, bla. Aber diesmal kam er mir noch. frustrierter vor als sonst, wahrscheinlich wegen den Zwistigkeiten hey, »Zwistigkeiten« gehört bestimmt in die gleiche gottverdammte Liga wie »menstruieren« und »wandte den Blick ab«, oder?
    Wo war ich? Yo! Zwistigkeiten. Ich wolle sagen, L. Falk war ganz schön vergrätzt wegen seinem Streit mit diesem Wieheißternoch, dem Boß von dem Chaos-Institut. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er den Joint anstarrt, so wie Eva den ersten Golden Delicious beäugt haben könnte, und ihn nur allzu gern probieren möchte, aber Angst hat, es könnte der Wurm drin sein. Er sah zu mir her. Ich zuckte mit einer meiner wohlgerundeten Schultern. Er zuckte mit einer seiner schweren Schultern. Er griff zu und nahm den Joint.
    »Und was mach ich damit?« fragte er

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