Der Gastprofessor
mich zum Bett getragen. Mein Gott, L. Falk, das verdammte Badewasser wird kalt. Na, jedenfalls, an die Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern.«
»Laß heißes Wasser nachlaufen. Du hast also das T-Shirt getragen, das deinen Nabel nicht bedeckt?«
»Yo. Ich hab’s nach dem Baden angezogen, wie immer. Irgendwann muß es verschwunden sein, weil ich kann mich nicht erinnern, es ausgezogen zu haben, aber ich erinnere mich sehr wohl daran, daß er meine Nippel geküßt hat. Und dann hat er mich geleckt.«
»Macht er’s gut?«
». ja. Doch, ja, das kann man sagen. Er gibt einem das Gefühl, daß er es macht, weil er. Mösen mag, und nicht, weil das zufällig als nächstes auf der Liste steht. Er gibt einem das Gefühl, daß man es nicht nötig hat, Spülungen mit Joghurt zu machen.«
». und hat er dabei die Omabrille getragen?«
»Mann, du stellst vielleicht Fragen. Dwayne trägt immer seine Omabrille.«
»Wenn er seine Omabrille getragen hat, dann konnte er ja den sibirischen Nachtfalter in dem Sommersprossenmeer unter deiner Titte sehen.«
»Hey, Dwayne ist kein Greenhorn, der findet sich auch ohne Omabrille in der weiblichen Anatomie zurecht. Na, jedenfalls, danach hab ich seine Nippel gelutscht, aber es wird dich vielleicht freuen zu hören, daß sie sich nicht so aufgerichtet haben wie deine, wenn ich die lutsche.«
Ich zögerte, aber L. Falk warf mir ein »Du bist in unserem E-Z erst beim M« an den Kopf.
»Richtig. M. also dann bin ich hergegangen und hab ihn ein bißchen geblasen.«
»Wie lange ist das, ein bißchen?«
»Fünf Minuten. allerhöchstens acht.«
». hat er die verruchte Tat in deiner Lieblingsstellung vollbracht?«
In der Rückschau wird mir klar, daß wir spätestens hier hätten aufhören müssen. Hier begann das unsichere Gelände, und er hat mich trotzdem weitergeschubst. Ich lasse mich nicht gern schubsen. Vielleicht hab ich deshalb auf klinisch umgeschaltet, das war meine Art, ihn zurückzuschubsen. Ich nehme an, man könnte mir den Vorwurf machen, daß ich ihm weh tun wollte.
Soviel zu meiner Nominierung für die Heiligsprechung.
»OK, aber wenn du die Antwort gehört hast, tust du mir dann den Gefallen und erinnerst dich, daß du gefragt hast, ja? Wo war ich? Yo. Als ich damit fertig war, ihn zu blasen, was vielleicht zehn oder zwölf Minuten gedauert hat, wenn ich’s mir recht überlege, hab ich mich auf den Bauch gedreht, damit er mich von hinten ficken konnte. Ganz langsam. Wie einer fickt, der sicher ist, daß seine Erektion ewig hält. Ich hab die Beine abgewinkelt und meine Fersen in seinen Hintern gegraben.«
». hattest du einen Orgasmus?«
»Na klar. Die Säfte flossen reichlich.«
». hat’s dir gefallen, mit Dwayne zu ficken?«
»Gefallen? Es war phantastisch. Es ist toll, mit einem Freund zu ficken, vor allem, wenn besagter Freund einen phantastösen Körper hat. Ich weiß nicht, warum das nicht mehr Leute viel öfter tun. Ich hab ja da so meine Theorie ich hab dir am Abend der Delta-Delta-Phi-Party davon erzählt –, daß man den Menschen, mit dem man fickt, immer liebt, während man ihn fickt. Und du liebst dich selbst dabei, du hörst auf, älter zu werden, du hörst auf zu sterben.«
L. Falk mußte das erst mal verdauen. Nach einer Weile räusperte er sich mehrmals, was ich als Anzeichen dafür deutete, daß er gleich eine mittlere Atombombe abwerfen würde.
»Und was ist mit der Monogamie?« murmelte er mit seinen Bauchrednerlippen.
Und was ist mit der Monogamie! Ist doch zum Lachen, oder, wenn man einen erwachsenen Homo chaoticus noch aufklären muß. Was ist eigentlich los mit den Männern, daß sie diese unausrottbare Doppelmoral haben? Ich meine, hat er vielleicht Monogamie betrieben, als Shirley ihm einen geblasen hat? Er hört mich mit einem Freund ficken – kann man sich was Normaleres vorstellen? –, und aus heiterem Himmel schwört er auf verschärfte Monogamie.
Ich war nicht auf Streit aus, ja?, also hab versucht, das Ganze ins Lächerliche zu ziehen.
»Mir ist Polyphonie lieber.«
Mir haben schon mehrere Typen gesagt, daß ich nicht in der Lage bin, Pointen richtig anzubringen. L. Falk lieferte den lebendigen Beweis dafür, als er seine nächste Bemerkung zu unserem Gespräch beisteuerte.
»Monogamie ist nicht mit Monotonie zu verwechseln«, hat er gesagt. »Was du brauchst, ist ein gutes Wörterbuch«, hat er gesagt.
Ein gutes Wörterbuch!
Ich!
Sachen gibt’s.
Da saßen wir und starrten uns an in unserer Wanne, die
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