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Der Gastprofessor

Der Gastprofessor

Titel: Der Gastprofessor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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dünnen Zigarre. Lemuel sieht, daß beide Männer einen Schlapphut tragen. »Die paar Morde, die wir aus erster Hand kennen«, erklärt Fast Eddie hinter einer Wolke von Zigarrenrauch, »waren alles andere als zufällig.«
    Lemuel schreit ins Treppenhaus: »Yo, Word!«
    Ein schwaches Echo steigt vom Erdgeschoß auf. »Yo, Word!«
    Lemuel versinkt in einem Hirngespinst, das jählings wie ein verstümmelter Alptraum in seinem Kopf auftaucht, und hört eine Stimme aus seiner verlorenen Kindheit. Du sagst uns jetzt, wo dein Vater sein Code-Lexikon versteckt hat. Er weicht zurück, bis er mit dem Rücken an der Wand steht, wischt sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und ruft: »Um Himmels willen, Word, wo, zum Teufel, stecken Sie denn? Sie bringen sich in die größten Schwierigkeiten, wenn Sie zulassen, daß sich Unbefugte am Chaos unseres Instituts vergreifen.«
    »Uns interessiert nicht das Chaos von dem Institut«, sagte der Schatten namens Fast Eddie ruhig. »Uns interessiert Ihr Chaos.«
    »Eine Masse Leute, die wir kennen, haben einer Masse Leute, die wir kennen, von Ihnen erzählt.«
    »Von mir?«
    »Manchmal sieht’s fast so aus, als ob im Staat New York alle bloß über Sie sprechen wollen.«
    »Alle Wege führen nach Backwater«, lacht Fast Eddie.
    »Was sagen die Menschen über mich?«
    Frank macht einen Schritt auf Lemuel zu. »Daß Sie die Zahlen tanzen lassen.«
    »Es stellt sich raus, daß Sie anderer Leute Post lesen können«, bemerkt Fast Eddie.
    »Es gibt gewisse Leute – Bundesanwälte, FBI-Juristen, CIA-Agenten –, die alles mögliche über die Firma schreiben, bei der wir angestellt sind.«
    »Wir haben keine Schwierigkeiten, das, was sie über uns schreiben, in die Finger zu kriegen«, schnurrt Fast Eddie. »Das dumme ist nur, daß es lauter Kauderwelsch ist. A-x-n-t-v, r-l-qt-u, z-b-b-m-o. Dämmert’s Ihnen?«
    »Zufallsgenerierte Gruppen von fünf Buchstaben«, sagt Lemuel müde, »bedeuten, daß das Original verschlüsselt wurde.« Er ist überzeugt, daß die beiden Männer im Dunkeln eisenbeschlagene Schuhe tragen.
    »Es geht das Gerücht, daß Sie Kauderwelsch lesen können.«
    »Es geht das Gerücht, daß das Kauderwelsch, das wir meinen, nach einem Verschlüsselungs-Standard der US-Regierung codiert ist, der auf den Namen Data Encryption Standard hört. Die Leute, die Mitteilungen verschlüsseln, damit wir sie nicht lesen können, benutzen eine Geheimzahl, den sogenannten Schlüssel, um die Mitteilung zu verwürfe ln. Die Leute, die diese Mitteilung lesen, benutzen dieselbe Geheimzahl, um den Text zu entschlüsseln.«
    »Wir haben uns gedacht, wenn Sie den Schlüssel rauskriegen, könnten wir die Mitteilung entschlüsseln und das Kauderwelsch lesen.«
    »Was für ein Name ist eigentlich Falk, Lemuel?«
    »Russisch.« Lemuel schluckt schwer. »Jüdisch.«
    »In unserer Firma haben alle die gleichen Chancen, hab ich recht, Frank?«
    »Sie sind nicht zufällig italienischer Abstammung? Sie können nicht zufällig parlare italiano! «
    »Ich hab dir doch gesagt, es spielt keine Geige, ob er Italienisch spricht«, klärt Fast Eddie seinen Kollegen auf. »Das Kauderwelsch, das er für uns lesen soll, ist in Englisch.«
    »Ich wollte ja bloß seine Qualifikation überprüfen«, verteidigt sich Frank.
    »Legen wir die Karten auf den Tisch«, sagt Fast Eddie. »Die Firma, bei der wir arbeiten, möchte Sie einstellen. Sie könnten einen Titel führen – Chefbeauftragter für Kauderwelsch-Entzifferung oder so ähnlich. Wir haben Niederlassungen im ganzen Land. Was Ihren Arbeitsort angeht, können Sie sich’s also aussuchen. Reno, Nevada, hat ein trockenes Klima, das für Leute mit Asthma oder Bronchitis gut sein soll. In Florida scheint das ganze Jahr die Sonne; Leute, die da wohnen, beschwören es. In Neuengland wird’s im Winter kalt, zugegeben, aber dafür soll der Herbst schön bunt sein.«
    »Sie brauchen eine Wohnung, Sie kriegen eine Wohnung. Sie brauchen gespitzte Bleistifte, Sie kriegen gespitzte Bleistifte. Sie brauchen eine Sekretärin – und wenn ich Sekretärin sage, meine ich: jung, hübsch, Minirock, Beine bis zum Hals –, Sie kriegen eine Sekretärin.«
    »Normalerweise arbeite ich mit einem Computer.«
    »Sie brauchen einen Computer, Sie kriegen einen Computer.«
    »Was immer Sie hier verdienen, wir zahlen das Dreifache.«
    »Und keine Abzüge für Krankenversicherung oder Altersversorgung.«
    »Um Ihre Gesundheit kümmern wir uns selber. Und Altersversorgung

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