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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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Rittmeister? Auf Eure Gesundheit!« Er stellte Krug und Platte neben sie auf denKutschbock, verneigte sich formvollendet, nahm den leeren Krug und kehrte zum Ochsen und zu den anderen Offizieren zurück. Von Herzenburg und das Mädchen aßen und tranken; das Mädchen hatte selbst mit vollem Mund noch allerhand zu erzählen.
    Nur darin erinnerte die junge Hure ihn an Maria, nur in ihrer Geschwätzigkeit. Sonst war sie kräftiger von Gestalt, hatte grobknochigere Glieder und ein breiteres Gesicht. Ihre Haut war nicht annähernd so weiß wie Marias Haut. Der Busen in ihrem kragenlosen Kleid allerdings, der wölbte sich ähnlich drall unter dem straffen Stoff, wie es wohl Marias Busen tun würde.
    Maria.
    Endlich hatte sie aus London auf seine Briefe geantwortet. Hatte ihn getröstet wegen der gescheiterten Beförderung, hatte ihm angeboten, das Wandertheater des englischen Prinzipals Greenley für die Feier seiner Hochzeit im nächsten Jahr zu verpflichten, hatte ihm vor allem empfohlen, sich mit Mathias von Torgau zu versöhnen.
    Man brauche solche wie den Mathis um sich, schrieb sie, solche, die zu einem aufschauen, die einem treu ergeben sind. Und was das verhasste Kommando des Herrn Grafen betraf, so hatte sie ihm geraten, Tillys Armee zu verlassen und sich einem anderen Feldherrn anzudienen, einem, dem die Zukunft gehört. Auch einen Namen hatte sie genannt: Albrecht von Wallenstein. Von ihrem durchlauchten Kröterich und Prinzen von Bernstadt habe sie gehört, wie große Stücke der Kaiser auf diesen böhmischen Edelmann halte und welch schwindelerregende Geldsumme dieser einsetzen wollte, um dem Kaiser eine Armee aufzustellen.
    Auf dem Platz vor dem Zelt des Obristen feierte man den Sieg über Christian von Braunschweig, diesen kindischen Narren. Im vergangenen Jahr hatte er seinen linken Arm verloren, heute zwei Drittel seines Heeres und seine gesamte Artillerie. Wie ein gehetzter Hase floh er jetzt in die Niederlande zu seiner geliebten Cousine, der Gattin des ehemaligen Pfälzer Kurfürsten Friedrich.Ihren Handschuh trug er als Helmzierde, und ihr widmete er seine dilettantischen Feldzüge. Und dem Herrgott natürlich.
    Der Rittmeister dachte an die siebentausend, die heute innerhalb von zwei Stunden gestorben waren – für diesen närrischen Kindskopf und seine Kriegsbeute. Ihn schwindelte.
    Was sollte man von so einem halten? Ein Blutsäufer unter viel zu vielen anderen Blutsäufern, und seitdem von Herzenburg bald jede zweite Nacht schlaflos lag, fragte er sich immer häufiger, ob er nicht auch schon zu ihnen gehörte: zu den viel zu vielen überflüssigen Blutsäufern dieses geplagten Landes.
    Von Torgau am Feuer schien sich nicht mit derartigen Gedanken zu quälen. Der hatte Harnisch und Koller abgelegt, lachte, teilte Fleisch aus, riss Witze und sprühte vor guter Laune. Er hatte sich prächtig geschlagen heute, weiß Gott! Sie sprachen wieder miteinander, wurde auch Zeit, und Maximilian spielte mit dem Gedanken, sich für den Faustschlag und den Degenstich im letzten Herbst in Mannheim zu entschuldigen. Vielleicht schon morgen, wenn sie ihren Rausch ausgeschlafen hatten.
    Am brutzelnden Ochsen drückte jetzt der Herr Graf seinen Weinkelch einem Diener in die Hand und griff nach der jüngsten der vier Huren, die ihn und von Bernstadt umringten, einem sehr jungen Weib mit sehr dunklen Locken. Hinter sich her zog er sie weg von den anderen und hinein in ein Zelt. Einen Wimpernschlag lang blitzte die dunkelhaarige Gestalt Hildegards vor Maximilians innerem Auge auf, und Bitterkeit kroch ihm auf die Zunge.
    Wie er seinen Vater verabscheute! Nur die allernötigsten Worte wechselte er mit ihm. Jeden Tag haderte Maximilian aufs Neue damit, dass der Prinz von Bernstadt seine Arkebusier-Kompanie unter den Befehl des Obristenleutnants Graf von Herzenburg gestellt hatte.
    Das Mädchen plapperte und plapperte. In einem niederrheinischen Dialekt – von Herzenburg nickte von Zeit zu Zeit, obwohler kaum die Hälfte verstand. Er musste ihr den Weinbecher an die Lippen halten, damit sie vor lauter Plappern das Trinken nicht vergaß. Er wollte eine betrunkene Hure. Als ihr Becher leer war, legte der Rittmeister den Arm um sie und lächelte sein unverwüstliches Lächeln. Höchste Zeit, sie in sein Zelt zu locken. Solange er sie noch ertrug, wollte er sich auf ihr die ganze verzweifelte Anspannung der vergangenen Wochen aus der Seele toben.
    Ein Halbwüchsiger stand plötzlich beim Feuer neben Mathis und redete auf ihn

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