Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
Vom Netzwerk:
Ochsenbraten, erhoben sich plötzlich wütende Männerflüche und mischten sich in das Gelächter dort. Eine Fraustimme kreischte, als würde man ihr Gott weiß was antun. Und von Torgau stand wie festgefroren.
    »He, Pater«, grunzte der besoffene Corporal neben ihm, dann fuhr ihm auch schon der Degen des Mönchs in den Hals. Gurgelnd und röchelnd sank er ins dunkle Gras. Der verblüffte Gefreite senkte noch die Fackel, um die Messerattacke abzuwehren, versengte noch Mathis den Handrücken, doch den Mönch kümmerte die Flamme nicht – er sprang vor und stieß dem Gefreiten das Messer ins Herz.
    Endlich löste Mathis von Torgau sich aus der Erstarrung. Er schrie nach Maximilian, ließ den Brief fallen, prallte zurück gegen den Wagen und brachte seine Seitenwehr halb aus der Scheide, aber da drang ihm bereits die blutige Degenklinge des Mönchs in den Bauch. Er stolperte über seinen Gefreiten, taumelte gegen ein Wagenrad und versuchte vergeblich sich festzuhalten. Abwärts rutschte er ins Gras; Schmerz schoss ihm aus den Eingeweiden in die Kehle. Der Blick seiner hervortretenden Augen flog zwischen dem Stahl in seinem blutenden Bauch und dem Kuttenträger auf und ab. Kein Wort wollte ihm mehr über die Lippen. Hinter ihm, in einer schon fernrückenden Welt, grölte Gelächter, fluchte der alte von Herzenburg, verlor sich das Heulen einer Frau.
    »Wenigstens ein Mal solltet Ihr die Namen gelesen haben!«, hörte er den Mönch zischen. »Damit Ihr wisst, warum Ihr jetzt schon zur Hölle fahren müsst!«
    Aus weit aufgerissenen Augen stierte von Torgau in das kantige Gesicht des mörderischen Mönchs, sah, wie er das Heft seines Degens nun auch mit der Linken packte und die Klinge langsam zu drehen begann. Stechender, brennender, reißender Schmerz zersprengte ihm das Bewusstsein.
    *
    Am Feuer war es still geworden, nur die Stimme seines Feldwebels hörte der Rittmeister noch. Laußnitz erzählte einen zotigen Witz. Maximilian versuchte, nicht hinzuhören, küsste die Brüste seiner Hure. Die machte ihm willig die Beine breit, schon hier auf dem Kutschbock im Halbdunkeln.
    Das gefiel Maximilian nicht recht. Zu viele neugierige Blicke. Unbeobachtet wollte er sie nehmen, allein mit ihr in seinem Zelt, ohne Zeugen. »Warte noch.«
    Er zog ihr den Kleidersaum über Schenkel und Knie, verhüllte ihr den blanken Busen mit ihrem Umhang. Dann packte er sie bei der Taille und hob sie vom Kutschbock. »Komm.« Er zog sie um den Wagen und die Kartaune herum, deutete zu den Zelten. Seines lag kaum hundert Schritte entfernt.
    Der Feldwebel verstummte, Gelächter brach los. Die Offiziere warfen die Köpfe in die Nacken, rissen die Mäuler auf, schlugen sich auf die Schenkel und brüllten vor Lachen. Von Bernstadt lachte am lautesten. Laußnitz feixte beifallheischend nach allen Seiten.
    Plötzlich schrie ein Weib. Halb nackt stürzte es an Maximilian und seiner Hure vorbei. Es war die junge Hure mit den schwarzen Locken. Notdürftig bedeckte sie ihre Blöße mit ein paar Wäschestücken, rannte, heulte und kreischte. »Du Vieh!«, schrie sie, stolperte, sprang wieder hoch, rannte weiter. »Du ekelhafter Teufel!« Kreischend verschwand sie zwischen den Zelten in der Dunkelheit. Die Offiziere beim Ochsenbraten glotzten ihr hinterher und lachten noch lauter.
    Nun schaukelte auch der Herr Graf an Maximilian vorbei. Er schüttelte die Fäuste und fluchte. Von Bernstadt persönlich trug ihm seinen gefüllten Weinkelch entgegen.
    Der Rittmeister sah seinem Mädchen ins Gesicht, sah, wie es schluckte und erbleichte. »Komm.« Hastig zog er es zu seinem Zelt, schob es durch den Eingang. Auf einmal schämte er sich.
    Drinnen glomm noch der Docht der Öllampe, er drehte die Flamme hoch, deutete mit einer Kopfbewegung zu seinem Lager. Draußen wollte das Gelächter kein Ende nehmen.
    Das Mädchen zog sich aus, kroch zu seinen Decken, streckte sich darauf aus. Maximilian kniete vor ihr nieder, betrachtete ihre üppige Nacktheit, fuhr mit den Fingerkuppen den Linien ihrer Schenkel nach, ihrer Taille, ihrer Brüste. Sie fröstelte, er konnte ihre Gänsehaut spüren. In seiner Hose regte sich nichts mehr. Gar nichts.
    Plötzlich fiel ihm auf, dass er Matthis nicht gesehen hatte unterden Lachern. Wenn einer diese Meute mit seinem meckernden Gelächter übertönt hätte, dann er. Wo steckte er? Noch immer bei diesem Mönch etwa, diesem Briefboten? So viel Zeit, um eine Nachricht entgegenzunehmen? Beklemmung befiel den Rittmeister, und Unruhe.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher