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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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geworbene Landsknechte auf den Mauern, und ich habe mir jede Kanone angesehen: Sie sind in Schuss! Und von den Dänen und Schweden gar nicht zu reden, die darauf brennen, Stralsund zu helfen und es als gute Freunde dann selbst zu kassieren!«
    »Erzähle das meinen Komödianten gelegentlich, Max.« Maria beugte sich vor und senkte die Stimme. »Ich lasse es dich wissen,sobald der Tag unserer Abreise feststeht. Doch viel Zeit bleibt dir nicht mehr, wenn du dir die Frau noch nehmen willst. Die Gelegenheit ist günstig – sie und ihr Mann reden kaum noch miteinander.«
    »Sie und dein Geliebter, wolltest du sagen.« Seine Worte klangen bitter; Maria zog es vor, sie zu überhören. »Ich beobachte sie schon die ganze Zeit aus der Ferne«, fuhr Maximilian fort. »Susanna Villacher weiß noch immer nichts von meiner Anwesenheit in der Stadt?«
    »Und die anderen auch nicht.« Maria hob die Brauen und musterte ihn streng. »Beobachte nicht zu lange, sonst verfällst du wieder deinem alten Laster des Zauderns. Sobald unser Reisetag feststeht, greif zu!«
    *
    Hannes stieg die Treppe eines Patrizierhauses hinauf. Von einem Wäldchen umgeben lag es in einer der Vorstädte, die sie besetzt hatten. Reiche Herrschaften und Edelleute wohnten hier in zumeist schlossartigen Häusern. Auch Hannes war in einem solchen einquartiert. Schon seit Wochen.
    Im neuen Jahr war es gleich gegen Rostock gegangen. Die Hansestadt hatte kampflos kapituliert. Nicht lange danach zog Hannes’ Kompanie mit Wallensteins Obrist von Arnim nach Pommern. Sein Heer besetzte die Insel Rügen, Greifswald und andere Städte ohne Kampf und ließ überall kaiserliche Garnisonen in ihnen zurück. In Stralsund wollte man nichts von kaiserlichen Soldaten im Stadtgebiet wissen.
    Die Wachen öffneten ihm das Portal, er trat ein. Der Obrist hatte ihn rufen lassen. Ein Diener nahm ihm Mantel und Sturmhaube ab, führte ihn in von Arnims Arbeitszimmer. Darin war es warm, ein Feuer brannte im Kamin. Der April hatte gerade begonnen – mit Schneeregen und Stürmen.
    Sie begrüßten einander, nahmen am Kartentisch Platz. Der Obrist ließ Gebäck, Wein und Wasser servieren. Hannes hielt sich an Letzteres. »Die bösen Buben von Stralsund haben unsere Bastion auf Dänholm ausgehungert.« Von Arnim gab sich knurrig. »Wir müssen die Insel leider aufgeben.« Hannes nickte, er hatte nichts anderes erwartet. »Doch dafür werden sie bezahlen! Stolzes Pack!«
    Der Obrist ballte seine kleine Aristokratenfaust. Von Arnim war ein schmalgesichtiger Mann Mitte vierzig mit markanten, aber feinen Zügen. Das Feuer und die Entschlossenheit in seinen Augen verrieten ein hitziges Temperament. Hannes mochte ihn, hielt ihn in seinen militärischen Entscheidungen jedoch manchmal für allzu schnell.
    »Ich lass die Schlinge enger ziehen – künftig werden wir die Post zensieren.« Noch konnte man auch über die Landdämme ein und aus gehen in Stralsund, wenn man nicht gerade zu den ängstlichen Naturen gehörte; noch stritt von Arnim nicht mit dem einfachen Mann, sondern ausschließlich mit Magistrat und Bürgerschaft. »Diese sture Bande! Der Herzog von Pommern begrüßt ausdrücklich eine kaiserliche Garnison in der Stadt, aber kein Mensch in Stralsund denkt daran, dem alten Suffkopf zu gehorchen.« Von Arnim verschränkte die Arme vor der Brust und sog scharf die Luft durch die Nase ein. »Nun, wie sie wollen. Ich lasse Wälle auf den Landzungen zwischen den Teichen aufwerfen und Kanonen hinaufschaffen. Zittern sollen sie! Zugleich – und dieses Geschäft wird unter anderem Eure Kompanie schützen, Rittmeister –, zugleich treffe ich Vorbereitungen, um die Teiche leer pumpen zu lassen, die Stralsund von Land her schützen. Die bösen Buben werden das natürlich durch Ausfälle zu verhindern suchen. Ich verlass mich auf Euch.«
    Hannes nickte, ließ sich auf der Karte den Abschnitt zeigen, den seine Kompanie zu decken hatte während der Pumparbeiten. Er wunderte sich ein wenig, denn Pläne wie dieser wurden gewöhnlich im Kriegsrat besprochen und selten unter vier Augen. Er zeichnete die Karte ab.
    Als sie schon standen, griff von Arnim in seinen Rock und zog einen versiegelten Brief heraus. »Mein Spion konnte die Botschaft überbringen, die Ihr mich batet in die Stadt schaffen zu lassen, Rittmeister. Hier die Antwort.« Hannes’ Herz machte einen Sprung – eine Nachricht von Susanna! Er steckte sie ein. »Vielleicht können wir diesen Euren persönlichen Kontakt noch brauchen,

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