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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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aus. Sie schüttelte den Kopf und stieß ein bitteres Lachen aus: Sie plagte das Gewissen, weil sie eine Nachricht von Hannes beantwortet hatte, und er hielt sich vor aller Augen eine Geliebte neben seiner Ehegattin. Lächerlich!
    Unten pfiff jemand. Sie horchte auf: Schritte auf der Treppe. Helena. Die Freundin schien es eilig zu haben. Susanna stand auf, öffnete die Tür und erschrak: Wie bleich Helena war, wie viel Angst in ihrem Blick flackerte! »Was ist geschehen?«
    Helena schob ihre Tochter Julia ins Zimmer. »Geh zu Johnny und Katze, spiel ein wenig mit ihnen, ja?« Das Mädchen lief zu Susannas Sohn, begrüßte ihn und das Tier. Helena fasste Susanna am Arm und zog sie in die Küche. »Schlechte Nachrichten.«
    »Gütiger Gott – was ist denn?«
    »Aaron ist in der Stadt.«
    »Aaron? Aber warum denn?«
    »Um uns alle ins Unglück zu stürzen.«
    *
    Davids Hände schwitzten. Er hielt Aarons Blicken stand, doch die Feindseligkeit in ihnen schmerzte. Der Magistrat hatte Wachen in Marias Haus geschickt und sie beide ins Rathaus holen lassen. Die Sache würde kein gutes Ende nehmen – David spürte es in allen Knochen.
    Der Bürgermeister thronte in einem schwarzen Lehnstuhl, Dr. Lambert Steinwich. Links von ihm einige Herren des Magistrats, rechts von ihm ein Profos und ein Zivilrichter. Der Militärrichter hieß Amoz Stevelin, der zivile Dr. Peter Kramer. Sie guckten sehr ernst.
    »Schlimme Vorwürfe sind das, die Ihr da im Namen Eures Prinzipals vorbringt, Herr Komödiant. Unzucht, versuchter Giftmord und Gattenmord …« Der traurige Hundeblick des Bürgermeisters hing an Aaron, flehte geradezu um Widerruf. Der Engländer aber reckte das Kinn vor und nickte. Wie kaum ein Zweiter konnte er den gefühllosen Kaufmann mimen. Er war auf einem dänischen Schiff nach Stralsund gelangt.
    Der Bürgermeister schüttelte seufzend das graue Haupt. Er beugte sich über edles, vollgeschriebenes Briefpapier. Das erbrochene Siegel des sächsischen Kurfürsten konnte David gut erkennen. »Sogar ein Patent des Johann Georg von Sachsen bringt Ihr, mit einem Brief, der zwei Eurer Vorwürfe bestätigt.« Der Bürgermeister richtete seinen betrübten Blick auf Maria und David. »Die Unzucht und den Gattenmord.« Kopfschüttelnd zog er den dritten Briefbogen hervor. »Und Euer Prinzipal bestätigt die Anklage. Was tun wir denn jetzt?«
    David war angst und bange. Strenge Gesetze regierten Stralsund in diesen Kriegszeiten, Gesetze aus der Feder der finsterfrommen Reformierten vor allem: Die Haut sollte dem abgezogen werden, der sich für Kapitulation vor den Kaiserlichen aussprach, der Kopf sollte dem abgeschlagen werden, der Gott lästerte. Schwere Prügel, Pranger und Kerker gab es für beinahe alle anderen Sünden; für Unzucht sowieso. Und der zivile der beiden Richter, Kramer, schien einer dieser finsterfrommen Stralsunder zu sein.
    »Der Brief des Kurfürsten mag als Beweis für die Unzucht hinreichen«, ergriff der jetzt das Wort. »Doch könnt ihr auch den versuchten Giftmord oder gar den Gattenmord beweisen?«
    »Eine schwerwiegende Anklage, Herr!«, polterte der Profos Amoz Stevelin. »Ich hoffe, Ihr habt bedacht, gegen wen Ihr sie vorbringt! Ihr sitzt hier vor der Königlichen Hoheit, Prinzessin von Bernstadt immerhin!«
    Er spielte darauf an, dass Aaron nicht der Erste wäre, der sich selbst um Kopf und Kragen brächte, weil er einen Edelmann oder eine Edelfrau anklagte. Das ging leicht einmal ins Auge, selbst bei berechtigten Vorwürfen. Natürlich wollte der Profos weiter nichts als Aaron Gelegenheit geben, doch noch den Rückzug anzutreten.
    Der wurde zwar blass, guckte dann aber noch entschlossener aus seinem weißen Kragen und sagte: »Den versuchten Giftmord können wir beweisen, Herr.«
    »Recht muss Recht bleiben!«, polterte der Dr. Kramer. »Und das ohne Ansehen der Person! Oder etwa nicht, Herr Profos?«
    »Gewiss, gewiss.« Der Profos ließ seinen durchdringenden Blick nicht von Aaron. »Was sind das für Beweise?«
    »Eine Magd aus Böhmen hat mich in Eure werte Stadt begleitet, die hörte, wie die Prinzessin dem Koch den Befehl für die Vergiftung des berühmten Komödianten John Taylor gab. Sie sah auch, wie sie ihm das Geld für den Mordauftrag auszahlte. Und den Beweis für den Gattenmord – oder mindestens für die Anstiftung dazu – werdet ihr gewiss vor den Stadtmauern bei den Kaiserlichen finden.«
    Tuscheln und Murmeln erhob sich. Man forderte Aaron auf, sich zu erklären, und er erzählte die

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