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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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kommst.«
    Sie entzog ihm die Hand. »Nicht für dich tue ich das, allein fürJohn.« Susanna schloss ihr schlafendes Kind in die Arme; um seinetwillen nach Stralsund – das war die richtige Entscheidung, sie wusste es. David wandte den Kopf zur Seite. Susanna sah es trotzdem: das schlechte Gewissen in seinen Zügen. Gut so, dachte sie.
    *
    Im Oktober 1627 lag die Kompanie des Rittmeisters Hannes Stein in Wismar. Der Friedländer sollte auch noch Herzog von Mecklenburg werden, und seine Regimenter hatten schon begonnen, die wichtigsten Städte des Landes zu besetzen. Wismar kapitulierte ohne Gegenwehr.
    Ende des Monats tauchte Michel vor dem Quartier auf, das Hannes in der Stadt bewohnte; der Pferdejunge, den er im späten Frühjahr mit einem Brief an Susanna nach Dresden geschickt hatte. »Michel!« Er nahm den Jungen in die Arme. »Bei allen Heiligen! Dass ich dich noch einmal wiedersehe.« Er hatte ihn schon tot geglaubt.
    Sie gingen ins Haus, ließen sich von der Hausfrau bekochen und bedienen, und Michel übergab ihm den Brief. »Ich konnte ihn nicht überbringen, Rittmeister. Die Komödianten waren schon abgefahren aus Dresden, als ich dort ankam. Dann bin ich ihnen gefolgt, denn Ihr habt mir ja befohlen, den Brief um jeden Preis zu übergeben. Doch ich kam immer zu spät.« Er machte eine gequälte, schuldbewusste Miene. »Zuletzt in Prag hieß es, sie hätten sich getrennt. Die Engländer seien mit Greenley zurück nach London gereist und die Frau, der Ihr geschrieben habt, mit anderen hinauf nach Stralsund. Kaiserliche Soldaten hätten sie eskortiert.«
    »Du bist mir ein treuer Bote«, sagte Hannes und nahm ihm den ungeöffneten Brief wieder ab. Schade. Ob es ein Zeichen Gottes war? Ein schmerzliches, aber gnädiges Zeichen, sie doch und endgültig zu vergessen?

13
    E in Mann Eurer Erfahrung könnte dem König unschätzbare Dienste leisten, ganz ohne Zweifel, Herr Graf.« Auf der neuen Wehranlage an der westlichen Hafenseite traf Maximilian von Herzenburg sich mit dem dänischen Gesandten. Der Mann hieß Lindberg und hielt sich seit Anfang März in der Stadt auf. »Und wie dringend in Zeiten wie diesen fähige Heerführer gesucht werden, muss ich einem kampfgestählten Kriegsmann wie Euch nicht schildern.« Maximilian kostete es zunehmend Mühe, ruhig zu bleiben. Der Mann redete um den heißen Brei herum. Was bedeutete das anderes, als dass der Dänenkönig keinen Wert auf seine Dienste legte?
    Lindberg hatte dem Magistrat von Stralsund eine Botschaft Christians überbracht – nichts Konkretes: Der König bleibt euch geneigt und Gott sowieso, wenn ihr nur treu für die evangelische Sache streitet. Und so weiter. In Wahrheit sollte er wohl nur herausfinden, wie die Dinge standen in Stralsund und nebenbei ihn, von Herzenburg, abfertigen.
    »Auch an den dreihundert Gulden wöchentlich sollte es nicht scheitern, Herr Graf.« Der Gesandte lächelte unverbindlich. »Das wären die Dienste eines Mannes aus Eurem Holz der dänischen Krone schon wert. Wir sollten nur noch ein wenig Zeit verstreichen lassen – Eure Geschichte ist ja so ungewöhnlich, dass manch einem Offizier der Krone derenthalben nicht ganz wohl zumute ist. Wobei Eure Tapferkeit selbstverständlich von jedermann hochgelobt wird. Nicht, dass wir uns da falsch verstehen!«
    Kanonendonner hallte über den Hafen – Schiffe des Magistrats nahmen kaiserliche Stoßtrupps unter Feuer, die einmal mehr versuchten, zu Land und zu Wasser die kleine Insel Dänholm mitProviant zu versorgen. Schon im Februar hatte Wallensteins Obrist von Arnim sie besetzt – ein guter Fang aus seiner Sicht: Die Insel beherrschte den Hafen. Nur brauchte ihre Besatzung etwas zu essen. Die Schiffe des Magistrats sorgten aber dafür, dass sie hungern musste. Und zugleich verhandelte der Magistrat mit von Arnim auf der einen und mit dem dänischen Gesandten auf der anderen Seite.
    Maximilians private Verhandlungen waren vorerst gescheitert. So höflich wie möglich verabschiedete er sich von dem dänischen Gesandten, stieg von der Wehranlage, schwang sich auf sein Pferd und ritt an der Kaimauer entlang in den Norden der Stadt.
    Die Wut auf den Dänenkönig wühlte ihn auf. Wegen seiner »Geschichte« also wollte Christian von Dänemark ihn nicht als Obrist verpflichten. Ohne Blumengirlanden gesprochen: Man wollte keinen Verräter im dänischen Heer, und einen, der durch Verrat seinem Vater in den Orkus geholfen hatte, schon gar nicht.
    Maximilian fluchte sich die Enttäuschung

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