Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
Vom Netzwerk:
aus dem Leib – er hatte gehofft, sein Besuch im dänischen Lager vor der Schlacht bei Lutter würde ihm ein Tor ins dänische Heer aufstoßen. Dann eben nicht! Dann eben die Schweden. Auch Gustav Adolfs Gesandte gingen ein und aus in Stralsund, seit Wallensteins Obrist von Arnim mit dem kaiserlichen Heer immer näher an die Mauern der Stadt rückte.
    Wieder Kanonendonner jenseits der Hafenmauer. Die Leute auf der Straße drehten sich um, zogen die Schultern hoch, hasteten schneller vorbei. Maximilian hörte das Krachen der Schiffsgeschütze gern. Alles, was kaiserliche Truppen aus der Stadt fernhielt, war ihm willkommen: Er musste ja damit rechnen, dass die Nachricht von seiner Anwesenheit in der Stadt schon bis zu von Arnim vorgedrungen war. Einen seiner Spione hatte er bereits in einer Schänke erkannt. Als Verräter blühte ihm nicht weniger als die Hinrichtung, wenn Wallensteins Häscher ihn fingen.
    Er ritt zu dem Gasthaus an der Nordmauer, wo er zwei Zimmergemietet hatte. Mit Marias Geld. Und nicht nur diese Herberge hatte er mit einem ansehnlichen Vorschuss auf seinen Anteil an ihrem Erbe finanziert, sondern auch die Seereise aus Hamburg; dazu neue Garderobe, einen Diener, Waffen, Rüstung, Pferde; alles eben, was ein künftiger Obrist brauchte, um zu leben und etwas darzustellen.
    Im Reichsadler angekommen – so nannte sich der Gasthof, in dem er logierte –, übergab er sein Pferd dem Diener und stieg in seine Zimmer hinauf. Maria wartete im vorderen, das er sich als Empfangszimmer gestaltet hatte. Sie reicht ihm die Hand zum Kuss. »Und? Habe ich die Ehre, einen Obristen der dänischen Krone zu begrüßen?« Ihre Miene wirkte unzufrieden.
    »Leider nicht.« Maximilian beugte sich über ihre Hand, viel mehr gestattete sie ihm schon lange nicht mehr. Ein Jammer. »Dass ich ihm bei Lutter beinahe zum Sieg verholfen habe, kreidet Christian, dieser versoffene Hundsfott, mir jetzt an!« Er schimpfte ein wenig, nahm Maria gegenüber Platz und schenkte sich Wein ein. »Was hört man von den Schweden?«
    »Vor zwei Tagen kam ein Brief aus Stockholm«, sagte Maria. »Man ist interessiert an dir. Im Laufe des Frühjahrs wird ein schwedisches Schiff eintreffen, dann sollst du mehr erfahren. Ich zweifle nicht daran, dass du bald unter der schwedischen Fahne reiten wirst.«
    »Hoffen wir, dass uns von Arnim bis dahin nicht überrannt hat.« Maximilians Miene verdüsterte sich. »Dann wehe der Stadt und wehe mir.« Er fürchtete Wallenstein, natürlich, er hatte auch allen Grund. Sein Todesurteil lag längst schriftlich vor.
    Der Magistrat von Stralsund hätte nichts gegen eine kaiserliche Garnison in der Stadt gehabt, die Bürgerschaft schon. Eine merkwürdige Einrichtung war das, diese Bürgerschaft – sie hieß gut, was der Magistrat beschloss, oder lehnte es ab. »Demokratie« nannten sie das hier. Maximilian verabscheute derartig dekadente Einrichtungen gewöhnlich – in diesem Fall aber hieß er sie selbstverständlich gut, denn der Widerstand der Bürgerschaft erhielt ihn am Leben. Bis jetzt.
    »Wenn Stralsund zu fallen droht, segelst du eben mit nach Stockholm.«
    Maximilian blickte erstaunt auf. »Du willst abreisen?«
    »Darauf wird es wohl hinauslaufen. Die Verhandlungen wegen des Theaters sind den ganzen Winter über schleppend verlaufen. Die frommen Männer schreien zurzeit am lautesten im Magistrat, fürchten um die guten Sitten, wenn ein Theater in der Stadt entsteht und das ganze Jahr über Komödien gespielt werden. Und jetzt, wo die politische Lage sich verschärft, gibt es Wichtigeres, als über ein Theater zu verhandeln.« Sie seufzte. »Und meinen Komödianten geht es ähnlich – sie fürchten eine Belagerung und wollen so schnell wie möglich weg aus Stralsund.«
    »Unsinn!« Maximilian winkte ab. »Stralsund ist eine sichere Festung! Der Wallenstein müsste Kriegsschiffe schicken, um es einzunehmen, und die hat er nicht.«
    So sprach er auch, um sich selbst Mut einzureden; dazu bestand durchaus Grund: Stralsunds Lage glich der einer befestigten Insel. An der Hafenseite im Osten grenzte es an den Meeresarm, den sie hier Strelasund nannten; zu den anderen Himmelsrichtungen umgaben Sümpfe und Teiche die Stadt wie ein unüberwindlicher Burggraben. Zwei große und drei schmale Straßendämme führten hinüber zum Festland.
    »Jedes der vier Stadtviertel wird von dreihundertfünfzig Mann Bürgerwehr verteidigt«, erklärte Maximilian mehr sich selbst als seiner Cousine. »Dazu stehen tausend

Weitere Kostenlose Bücher