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Der Gebieter

Der Gebieter

Titel: Der Gebieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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verehrten Gefangenen?«, fragte sie.
    Der Magus raffte seine Gewänder enger um sich und ließ sich auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder. »Ich komme sehr gut mit meiner Gefangenschaft zurecht«, sagte er, »aber ich finde die Morgenkühle einfach nicht erfrischend und würde gern in mein schönes, warmes Land zurückkehren.«
    »Ihr wisst, dass Ihr jederzeit gehen dürft«, sagte Eddis.
    »Unglücklicherweise zerfleischt sich mein schönes, warmes Land gerade selbst in einem Bürgerkrieg, und es gibt zu viele Menschen, die mir gern die Kehle durchschneiden würden, wenn sie nur könnten. Einer davon ist der König, der es mir womöglich immer noch übel nimmt, dass ich von Eurem ruchlosen, hinterhältigen, unverbesserlichen ehemaligen Dieb aus seinen Diensten entführt wurde. Meine ›Gefangenschaft‹ wird fortdauern müssen, bis Sounis nach mir schickt.«
    »Ihr habt heute Morgen bei Hofe gehört, welche Fortschritte Sounis gemacht hat. Es wird nicht mehr lange dauern, bis alles geklärt ist und er über Eure Freilassung zu verhandeln beginnt. Ich werde Euch vermissen, wenn Ihr fort seid.«
    Er lächelte sie voller Zuneigung an. »Ich werde Euch nicht weniger vermissen, Helena. Habt Ihr aus einem bestimmten Grund nach mir geschickt?«
    »Ich dachte, Ihr würdet gern Ornons neuesten Bericht sehen.«
    »Sehr gern«, sagte der Magus. »Ist er in einer Diplomatenmappe eingetroffen, oder hat Ornon noch einen Gehilfen nach Hause geschickt?«
    »Er ist auf dem üblichen Wege gekommen. Ornon beginnt sich Sorgen zu machen.«
    »Spielt Gen immer noch den Hofnarren?«
    »Ja, aber Ornon befürchtet mittlerweile eher, dass er bekommen hat, was er sich gewünscht hat. Ihr habt von Erondites’ Sturz gehört?«
    »Ja, aber was hat Ornon sich gewünscht?«
    »Nun, ihm war die Vorgehensweise seines Gehilfen zwar nicht recht, aber er hat auf jede nur erdenkliche Weise, die seiner Ansicht nach Wirkung zeigen könnte, versucht, Eugenides dazu zu bringen, die Zügel der Macht in die Hand zu nehmen. Er hat dabei größtenteils auf vernünftige Argumente vertraut und hält Gen bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bietet, Vorträge. Es hat ihm gerade erst gedämmert, dass Eugenides, wenn er damit Erfolg hat, König von Attolia sein wird.«
    »Und das ist keine gute Nachricht?«
    »König«, betonte Eddis, »von Attolia.«
    »Ich verstehe«, sagte der Magus, und das tat er auch. »Wir werden einen sehr mächtigen König und eine mächtige Königin als Nachbarn haben. Aber auch einen loyalen Verbündeten. Ihr habt ihn nie von seinem Treueid auf Euch entbunden.«
    Eddis schüttelte den Kopf. »Eugenides hat mir nie irgendeinen Treueid geschworen. Die Diebe schwören nie irgendeinem Herrscher von Eddis die Treue  – nur Eddis selbst.«
    Sie beantwortete den fassungslosen Blick des Magus mit einem
Lächeln. »Die Diebe von Eddis waren immer gefährliche Verbündete des Throns, Magus. Man lebt stets in der unterschwelligen Furcht, dass ein Dieb, mit dem man es sich verscherzt, es als sein Recht und seine Pflicht betrachten könnte, einen zu beseitigen. Natürlich gibt es ein paar Beschränkungen. So gibt es immer nur einen Dieb. Es ist ihnen verboten, Landeigentum zu besitzen. Ihre Ausbildung führt unweigerlich in die Isolation, die sie unabhängig macht, sie aber zugleich davon abhält, Bündnisse zu schließen, die den Thron bedrohen könnten. Es ist nicht so töricht, wie Ihr annehmen mögt.«
    »Warum wusste ich das nicht?«, fragte der Magus, tief in seinem Stolz auf die eigene Gelehrsamkeit gekränkt.
    Eddis lachte. »Weil niemand je über den Dieb spricht. Habt Ihr das noch nicht bemerkt?«
    Der Magus nickte. Ihm war das abergläubische Zurückscheuen davor aufgefallen, über den Dieb oder irgendetwas, das mit den früheren Dieben von Eddis zu tun hatte, zu sprechen. Es grenzte beinahe an ein Tabu. Er hatte versucht, eine vollständigere Geschichte von Eddis zusammenzutragen, seit er Zugriff auf die Bibliothek der Königin hatte, und war verwirrt darüber gewesen, die Diebe dort nicht erwähnt zu finden.
    »Ich habe ein Gerücht über Eugenides und eine Bemerkung gehört, die er dem Hauptmann seiner Leibgarde gegenüber gemacht haben soll«, sagte er.
    »Wo habt Ihr das denn aufgeschnappt?«, fragte Eddis erheitert.
    »Ich habe einen Eurer Gardisten betrunken gemacht«, gestand der Magus. »Aber ich habe recht? Der Dieb von Eddis verfügt über eine gewisse Freiheit, zu tun, was er will?«
    »Und trägt die Verantwortung, die

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