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Der Gebieter

Der Gebieter

Titel: Der Gebieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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Empore an einer Seite des Saals aus dirigierte und dem König fröhlich mit den Tönen zusetzte, die ihn an alles erinnerten, was er verloren hatte. »Dem dagegen lasse ich das Fell über die Ohren ziehen«, sagte sie und meinte es ernst.
    Die unerträgliche Anspannung, die sie in Eugenides Händedruck gespürt hatte, ließ nach. Ihre Bemerkung war weniger berechnend gewesen als ihre Geste, ihm ihren Wein anzubieten, aber sie hatte dieselbe Wirkung: Sie linderte die Belastung, unter der er, wie sie wusste, litt.
    »Das täte ich an deiner Stelle nicht«, sagte er. »Ich zweifle nicht daran, dass Sejanus’ umsichtige Hand für die Musik verantwortlich ist; es ist nicht die Schuld des Konzertmeisters. Tanz mit mir«, sagte Eugenides und wandte sich ihr unvermittelt schelmisch und voll überschäumender Energie zu. Ihr Herz verkrampfte sich. Er war schon einmal über seine Grenzen hinausgetrieben worden, und sie hatte ihn zurückgerissen, aber sie lenkte ihn nicht wie einen Kettenhund. Seine Wildheit machte ihr manchmal Angst.
    »Nein«, sagte sie gebieterisch und war unvorbereitet, als er
sie trotz ihrer Weigerung die Stufen hinabzog. Sie stolperte und kämpfte darum, das Gleichgewicht wiederzugewinnen, aber er ließ ihre Hand nicht los. Der Hofstaat zischte angesichts dieser Behandlung der Königin vor kaum unterdrücktem Zorn. Sogar die Gegner der Königin mochten den Eddisier jetzt noch weniger.
    »Der Hof sieht zu«, mahnte sie.
    »Ich dachte, du wolltest, dass ich mehr im Licht der Öffentlichkeit stehe?«
    »Das nehme ich zurück«, sagte sie kalt, »und rate zu ein wenig mehr Umsicht.« Sie zog an seiner Hand, aber er ließ sie nicht los. Sie gab auf, weil sie nicht wollte, dass alle zusahen, wie sie sich loszureißen versuchte.
    »Du glaubst nicht, dass ich es schaffe.«
    Das glaubte sie wirklich nicht.
    »Es ist mir gleichgültig, was alle denken.«
    Das wusste sie. Es machte ihr Sorgen.
    »Nein«, sagte die Königin, aber sie war sich nicht mehr sicher.
    Er spürte es und lächelte. »Bin ich König?«, fragte er unerschütterlich.
    Das war das eine Argument, dem sie nichts entgegenzusetzen hatte. Sie wollte, dass er König war, und er sperrte sich mit aller Macht dagegen.
    »Natürlich.« Sie gab nach, aber nun war sie zornig. Die Röte ihrer Wangen verriet es. Die Musik hatte ausgesetzt, und die Höflinge waren stumm. Niemand konnte ihre leisen Worte belauscht haben, aber jeder, der das Gesicht des Königs sehen konnte, wusste, was er gesagt und was die Königin erwidert hatte.
    Während er die Menschen, die ihn hassten, entzückt anstrahlte, führte Eugenides die Königin in die Mitte der leeren Fläche vor den Musikern. Er sah zu Boden, als ob er sich seinen
Standort sorgfältig aussuchte, und fuhr mit dem Schuh über den Stein, bevor er aufblickte.
    »Kennst du die Schritte?«
    »Natürlich«, antwortete die Königin verkniffen.
    »Natürlich«, wiederholte der König. »Nun, an deiner Rolle wird sich nichts ändern; streck einfach die Hand aus, als ob du erwarten würdest, dass ich sie mit der Rechten ergreife, und ich werde sie mit der Linken nehmen.«
    »Einfach«, sagte die Königin und streckte die Hand aus.
    »Ganz einfach«, sagte der König und nahm sie. Er schüttelte die Steifheit aus ihrem Arm. »Hab keine Angst. Bevor ich dir Hamiathes’ Gabe unter der Nase weggestohlen habe, kannte ich gar keine anderen Tänze als die hier.«
    »Ich habe keine Angst«, sagte sie kühl.
    »Gut«, sagte der König. »Ich auch nicht.«
    Er nickte den Musikern zu, und die Trommel erklang, gefolgt von den Flöten. Der König und die Königin standen einander gegenüber und begannen die Tanzschritte; sie setzten die Füße spiegelbildlich, während sie sich an der linken Hand hielten. Attolias rechte Hand, die eigentlich die linke des Königs hätte halten sollen, hing an ihrer Seite herab.
    »Warum kanntest du nur diese Tänze?«
    »Weil niemand mit mir tanzen wollte. Diebe sind nie beliebt.«
    Ich weiß warum , dachte Attolia, fragte aber laut: »Warum kennst du dann die Viereckstänze?«
    Die Musik wurde schneller.
    »Die hat mir meine Mutter beigebracht. Wir haben sie auf den Dächern des Megarons getanzt. Der Legende nach stößt dem Dieb und jedem beliebigen Tanzpartner, den er sich aussucht, dabei nichts zu.«
    »Jetzt bist du aber König«, hob sie hervor.
    »Ach, es heißt doch auch, dass der ganze Hof unbesorgt mittanzen kann, wenn der König tanzt.«
    »Erspare es mir«, sagte Attolia, »und meinem

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