Der geduldige Tod (German Edition)
mich bitte zurückrufen.« Auch hier hinterließ sie ihre Telefonnummer.
Bei Dr. Eckehard Grabow antwortete nicht einmal ein Anrufbeantworter. Sein Anschluss existierte nicht mehr.
»Und nun Ihr Ex«, wandte sie sich an ihre Schutzbefohlene.
Auch dessen Nummer gab Victoria der Kommissarin, aber wiederholt hatte die keinen Erfolg. Er reagierte nicht, weder auf den Anruf zu Hause noch auf dem Handy.
Lucia Hernandez war jedoch keine Frau, die sich so schnell geschlagen gab. Sie forderte von ihrer Dienststelle ein paar weitere Kontaktdaten in Deutschland an und telefonierte sich bis zu Kriminalhauptkommissar Gerber durch, der sich gerade an einem Tatort befand.
»Guten Morgen, wir haben schon einmal telefoniert. Es geht immer noch um Ihren abgeschlossenen Fall des Puppenmörders. Mein Fall ähnelt dem Ihren, ich hatte Ihnen bereits davon erzählt.«
»Ja, ich erinnere mich. Ich bin gerade mit einem neuen Fall beschäftigt, aber wie kann ich Ihnen weiterhelfen?«
»Wir versuchen, den Psychiater von Victoria Berger zu sprechen, da sie ihm ein paar Details mitgeteilt hat, die bei den Taten hier wieder auftauchen. Sie wissen nicht zufällig, wo er gerade ist. Oder könnten ihn für uns kontaktieren?«
»Der Mann heißt nicht zufällig Doktor Friedhelm Jericho?«
Die Kommissarin hielt ihre Hand über die Sprechmuschel und wandte sich an Victoria. »Heißt er mit Vornamen Friedhelm?«
Victoria nickte.
»Ja, Doktor Friedhelm Jericho«, antwortete die Spanierin dem Deutschen.
Der Hauptkommissar schwieg.
»Hallo? Sind Sie noch dran?«, fragte Lucia Hernandez irritiert.
»Ja, ich bin noch dran. Doktor Jericho ist tot. Ich stehe gerade in seiner Wohnung.«
Lucia Hernandez schluckte. »Wie ist er gestorben?«
»Kann ich noch nicht genau sagen. Möglicherweise erwürgt, es gibt Würgemale an seinem Hals.«
»Wann ist es passiert?«
»Weiß ich auch nicht genau. Ganz frisch ist die Leiche nicht mehr. Vor zwei, drei Tagen vielleicht. Genaues wird der Gerichtsmediziner sagen können.«
»Danke. Dann melde ich mich wieder.«
»Alles klar.«
Der Mann legte auf.
Victoria hatte nur eine Seite des Gesprächs gehört. Aber dass jemand gestorben war, war nicht zu überhören gewesen.
»Wer ist gestorben?«, wollte sie wissen. »Was ist passiert?«
»Doktor Jericho ist tot.«
»Oh Gott! Was hat er gemacht? Ein Unfall?«
»Genaues weiß man noch nicht, aber es ist anzunehmen, dass er getötet wurde.«
Victoria sank zusammen. »Ich habe noch vor ein paar Tagen mit ihm gesprochen. Da klang er ganz normal. Sein Tod hat aber nichts mit den Morden hier zu tun, oder etwa doch?«
»Keine Ahnung. Sie haben die Leiche gerade erst gefunden. Also beruhigen Sie sich.«
Victoria nickte. Es konnte ein Unfall gewesen sein. Ein natürlicher Tod. Vielleicht sogar Selbstmord. Wer tagtäglich mit menschlichen, seelischen Wracks zu tun hatte, wurde sicherlich selbst irgendwann psychisch instabil.
»Was ist mit meinem Exmann?«
»Darum kümmere ich mich jetzt. Geben Sie mir alle Kontaktdaten, die Sie von ihm haben.«
»Ich habe nur die beiden Nummern, die ich Ihnen bereits genannt hatte. Die Adressen und Nummern seiner Angehörigen befinden sich in meinem Kalender, und der ist in der Wohnung.«
»Gut, dann hole ich ihn. Sie bleiben hier und öffnen niemandem die Tür, nur mir. Haben Sie verstanden?«
»Ja, ich habe verstanden.«
Die Kommissarin erhob sich. Doch bevor sie zur Tür gehen konnte, klingelte ihr Handy.
»Lucia Hernandez«, meldete sie sich.
»Hauptkommissar Gerber. Ich habe nur eine Frage: Ist Victoria Berger gerade mit Ihnen zusammen?«
»Ja.«
»Dann tun Sie bitte so, als würden Sie über jemand anderen sprechen.«
»Okay.«
»Wissen Sie, wo sie in den vergangenen Tagen war?«
»Hier, nehme ich an. Aber genau kann ich das nicht beantworten, weil ich nicht die ganze Zeit dabei war. Warum wollen Sie das wissen?«
»Wir haben Spuren von ihr am Tatort gefunden. Und ein Anruf ergab, dass sie vor zwei Tagen nach Deutschland eingereist ist.«
»Alles klar. Ich werde die Sache mit dem Verdächtigen überprüfen. Vielen Dank für den Anruf.«
Sie legte auf.
»Was ist? Gibt es schon eine Spur?«, fragte Victoria.
»Nein, nur ein Hinweis wegen einer anderen Sache. Es gibt einfach zu viele Deutsche auf der Insel.« Die Kommissarin lächelte knapp. Dann öffnete sie die Tür. »Sie bleiben hier.«
»Ja, ich weiß«, antwortete Victoria.
Dann zog Lucia Hernandez die Tür zu.
Victoria blieb allein zurück.
Die
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