Der Geek-Atlas (German Edition)
der Meridian von Paris
François Arago war ein französischer Mathematiker, Physiker und Astronom (1848 auch für kurze Zeit französischer Premierminister),
der sich mit Optik, Magnetismus, Elektrizität und Astronomie beschäftigte. Er war Anhänger der damals stark umstrittenen Theorie,
dass Licht aus Wellen bestehe. Arago demonstrierte, dass eine rotierende Scheibe die Bewegung einer darüber angebrachten Magnetnadel
beeinflusste (mehr über Magnetismus erfahren Sie in Kapitel 75 ). Außerdem zeigte er, dass sich Licht in dichten Medien langsamer bewegt. Er war auch ein populärer Redner und hielt über
30 Jahre lang Vorträge über Astronomie.
Bekannt ist Arago heute aber als einer der Direktoren des l’Observatoire de Paris (des Pariser Observatoriums), wo er lebte
und arbeitete. Das Observatorium wurde 1667 mit Hilfe des französischen Königs Louis XIV eingerichtet. Ursprünglich bestand
sein Zweck darin, dass hier die Instrumente und Karten, die für die maritime Navigation benötigt wurden, verbessert werden
sollten. Am Mittsommertag 1667 wurden die Umrisse des Observatoriums auf den Boden gezeichnet, wobei Messungen durchgeführt
wurden, um die Lage des Pariser Meridians zu bestimmen. Der Pariser Meridian (und damit die französische Definition des Längengrades
0°) läuft mitten durch das Observatorium und das gesamte Gebäude ist in Nord/Süd-Richtung ausgerichtet.
Eine der frühen Aufgaben Aragos (als er noch Sekretär am Observatorium war) bestand darin, den Pariser Meridian zu verlängern.
Die Länge des Meridians wurde auch zur Berechnung der Länge eines Meters genutzt. Die französische Akademie der Wissenschaften
hatte früher verfügt, dass ein Meter einem Zehn-Millionstel der Länge des Pariser Meridians vom Nordpol zum Äquator (einem
Viertel des Weges um die Erde) entsprechen müsse.
Arago wurde auf eine Mission geschickt, um die Meridian-Linie südwärts nach Spanien und bis nach Formentera (der kleinsten
und südlichsten Balearen-Insel) zu verlängern. Messungen der Entfernung von Dünkirchen und Barcelona (die beide am Pariser
Meridian liegen) wurden genutzt, um die Länge eines Meters auf 5 Millimeter genau zu bestimmen.
Der Pariser Meridian wurde 1884 auf der internationalen Meridian-Konferenz durch den Nullmeridian (der durch Greenwich läuft,
siehe Kapitel 49 ) ersetzt, dennoch nutzte Frankreich seinen eigenen Meridian noch bis 1911 als Referenzpunkt. Um den Pariser Meridian heute
zu finden, suchen Sie mit Ihrem GPS nach 2° 20′ 14″ E. Noch besser als ein Blick auf das GPS ist es aber, den 135 Bronze-Medaillons
zu folgen, die in der ganzen Stadt auf Straßen, Bürgersteigen und Vorplätzen eingelassen sind.
Diese Arago-Medaillons sind die Arbeit des niederländischen Künstlers Jan Dibbets, der 1994 damit beauftragt wurde, ein Denkmal
für François Arago zu entwerfen. Die Medaillons kennzeichnen den Verlauf des Pariser Meridians mitten durch das Pariser Zentrum.
Einige der bekanntesten Monumente der Stadt liegen direkt an dieser Linie.
Eine Tour entlang der Arago-Medaillons sollte am Observatorium selbst beginnen. Südlich des Observatoriumsgartens am Place
de l’Ile de Sein steht ein Denkmal Aragos, an dessen Fuß Sie ein einzelnes Arago-Medaillon finden. Wenn Sie die Straße in
Richtung Observatorium überqueren, finden Sie im Bürgersteig eingelassen ein weiteres Medaillon. Falls der Garten des Observatoriums
geöffnet ist, können Sie hineingehen und sich die in den Boden eingelassene Meridianlinie ansehen. Falls er geschlossen ist,
gehen sie um ihn herum, indem Sie der Rue du Faubourg Saint-Jacques folgen und biegen Sie dann links in die Rue Cassini ein.
Sie gelangen so zum Eingang des Observatoriums, wo Sie weitere Medaillons finden, sowie eine Atomuhr, mit deren Hilfe Sie
Ihre Uhr ganz genau einstellen können.
Ein gemütlicher Spaziergang entlang der Avenue de l’Observatoire folgt in etwa dem Meridian nach Norden und bietet aus der
Ferne einen wunderbaren Blick auf die Basilka von Sacré-Cœur. Sie erreichen dann den Jardin de Luxembourg (ein großer Park,
der auch den französischen Senat beherbergt), wo Sie weitere Medaillons finden, und im Westen den Eiffelturm sehen (siehe Kapitel 18 ). Im Osten des Parks liegt das Panthéon (siehe Kapitel 13 ).
Verlassen Sie den Park auf der Nordseite und folgen Sie der Rue Garancière bis zur Kirche Saint-Sulpice. Der Meridian verläuft
ganz in der Nähe. Setzen
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