Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
selbst fühlte sich heftig zu Beth hingezogen und hätte nur zu gern das Bett mit ihr geteilt – vorausgesetzt, sie hätte die gleiche Leidenschaft für ihn empfunden wie er für sie. Aber sie hatte sich ihm auf eine Art angeboten, die in ihm die Vorstellung weckte, dass sie ein Opfer darbrachte. Verflucht! Wofür hielt sie ihn denn?
Er trat an den Waschtisch und wusch sein Gesicht mit kaltem Wasser. Das beruhigte ihn ein bisschen. Das körperliche Verlangen ließ nach und ebenso der Ärger. Und jetzt fielen ihm auch Einzelheiten ein, die er bisher kaum beachtet hatte. Klar war, dass es Beth in erster Linie darum ging, ihren Bruder zu schützen. Deshalb hatte sie versucht, in die Rolle der Verführerin zu schlüpfen. Da sie im Grunde eine durch und durch anständige Frau war, konnte ihr das nicht leichtgefallen sein. Dennoch hatte sie voller Leidenschaft auf seinen Kuss reagiert. Ja, eines stand fest: Er war ihr nicht gleichgültig.
Was wäre geschehen, wenn er das Bett mit ihr geteilt hätte? Wenn sie einander Lust und Befriedigung geschenkt hätten? Hätte sie sich von ihm abgewandt, sobald er ihr das Versprechen gegeben hätte, ihren Bruder nicht zu verraten? Wohl kaum. Sie war zwar verwitwet, aber er hielt sie für viel zu unerfahren, um sich über die möglichen Folgen ihrer Tat im Klaren zu sein. Es passte nicht zu ihr, mit einem Mann intim zu sein und einen anderen zu ehelichen.
Ja, es war besser, dass er auf das Zusammensein mit ihr verzichtet hatte – auch wenn die Vorstellung, Beth zu verführen, noch so reizvoll war.
Ich habe mir und ihr eine Menge Ärger erspart, sagte sich Guy, als er schließlich unter die Decke schlüpfte. Gut so!
Beth schloss die Tür ihres Schlafzimmers hinter sich ab und ließ sich aufs Bett sinken. Sie zitterte am ganzen Körper. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Warum hatte sie geglaubt, sie könne einen Mann verführen? Und ausgerechnet einen Mann, der über so viel Erfahrung verfügte wie der Earl … Wohingegen sie in ihrer Ehe nichts anderes als schnelle, unbeholfene geschlechtliche Vereinigungen erlebt hatte. Das Verlangen, das sie in Darringtons Armen gespürt hatte, und die Begierde, die seine Küsse in ihr geweckt hatten, waren ihr völlig fremd gewesen. Fremd und erregend … Sie hatte dem, was noch kommen würde, entgegengefiebert.
Aber es war nichts mehr gekommen. Er hatte sich von ihr abgewandt. Und sie war aus seinem Zimmer geflohen. Ach, wie sehr sie das bedauerte! Möglicherweise hätte sie nicht den Mut gefunden, ihn um sein Schweigen zu bitten. Doch sie hätte wenigstens erfahren, wie es war, die körperliche Liebe mit ihm zu genießen. Stattdessen fühlte sie sich nun entsetzlich allein und verspürte eine geradezu schmerzhafte Sehnsucht danach, in seinen Armen zu liegen.
Sie zog den Morgenmantel aus und ließ ihn achtlos zu Boden fallen. Dann kroch sie, ohne sich um die noch brennenden Kerzen zu kümmern, unter die Bettdecke. Tränen liefen ihr über die Wangen, und hin und wieder schluchzte sie laut auf. Was hatte sie nur angerichtet? Statt Simon zu helfen, hatte sie alles nur noch schlimmer gemacht. Kein Wunder, dass der Earl jetzt schlecht von ihr dachte. Wie hatte er gesagt? „So leicht kann man mein Schweigen nicht erkaufen.“
Seine Worte schmerzten. Sie fühlte sich miserabel. Beinahe noch schlimmer allerdings war, dass sie nicht wusste, ob Simon jetzt in weit größerer Gefahr als bisher schwebte.
Sie trocknete ihre Tränen und schaute zur Uhr hin. In etwa einer Stunde würde die Sonne aufgehen. Vorher, dessen war sie sich ziemlich sicher, würde nichts geschehen, was Simon schaden konnte. Sie selbst würde früh aufstehen und darauf achten, ob Darrington ausritt oder womöglich Peters losschickte, um den Friedensrichter zu informieren. Dann würde sie Simon in aller Eile fortbringen müssen. Zum Glück hatte das Fieber nachgelassen. Er brauchte nicht mehr so viel Pflege und würde in der Lage sein, sich irgendwo in den Ruinen der alten Kirche oder in einem der zerstörten Nebengebäude zu verstecken. Alles war besser, als im Gefängnis auf die Gerichtsverhandlung zu warten!
Im Flur knarrte ein Dielenbrett.
Mit einem Ruck setzte Beth sich auf. Angstvoll starrte sie auf die Tür. Aber die Klinke bewegte sich nicht. Stattdessen wurde ein Stück Papier durch den Spalt unter der Tür geschoben.
Einen Moment lang war sie unfähig sich zu rühren. Ein neuerliches Knarren drang an ihr Ohr. Sie holte tief Luft und stand leise auf. Mit
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