Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
Es wirkte nicht so leer, wie sie es von Bewusstlosen gewöhnt war. Rasch zog sie ihr die Handschuhe aus und begann, die Hände zu reiben, die überraschend warm waren.
War diese Ohnmacht nur gespielt?
Es fiel Beth schwer, klar zu denken. Darringtons Verlobte! Weder der Earl noch sonst jemand hatte eine Verlobte erwähnt. Seltsam … Die Frau war elegant gekleidet, allerdings war der Saum ihres Rocks voller Straßenschmutz. Das Gleiche galt für ihre leichten Schuhe aus Satin. Ihr blondes Haar war sorgfältig frisiert, und die Wimpern schienen dunkel gefärbt worden zu sein. Das Gesicht wirkte ein wenig verlebt, war aber noch immer schön.
„Ich habe hier ein Glas Wasser“, verkündete Guy. „Sie wird zu sich kommen, wenn ich es ihr ins Gesicht kippe.“
„Nicht nötig“, gab Beth zurück. „Sie kommt sowieso gerade zu sich.“
„Kein Wunder“, murmelte Guy. „Sie legt keinen Wert auf eine kalte Dusche.“
„Sie brauchen keine Angst zu haben“, sagte Beth zu der Frau, die jetzt den Kopf unruhig von einer Seite zur anderen drehte. „Sie sind in Sicherheit.“
Die vermeintlich Ohnmächtige schlug die Augen auf, schaute zu Darrington hin und hauchte: „Bin ich in wirklich Sicherheit, Darling?“
Der zärtliche Ton bewirkte, dass Beth sich plötzlich wie ein unerwünschter Gast vorkam. Sie erhob sich und wollte das Zimmer verlassen.
Doch Guy hielt sie am Arm fest. „Bitte, bleiben Sie! Ich möchte Sie mit Miss Clarice Bellington bekannt machen, die seit zehn Jahren nicht mehr mit mir verlobt ist.“
„Ich bin auch nicht mehr Miss Bellington“, erklärte die Frau und musterte Beth neugierig, „sondern Madame Cordonnier. Kann ich einen Schluck Wasser bekommen?“
Guy reichte ihr das Glas.
Sie trank, ohne Beth aus den Augen zu lassen. „Deine letzte Eroberung, Guy? Sie passt nicht wirklich in die Reihe deiner Geliebten, die alle so blond wie ich gewesen sein sollen.“
„Genug!“ Darringtons Stimme klang hart. „Was tun Sie hier?“
Beth zog sich unauffällig in Richtung des Fensters zurück.
„Ich habe dich bei den Shotts gesehen und bin zu Fuß hierhergekommen.“ Clarice warf ihm einen koketten Blick zu.
„Ich dachte, Sie wären in Frankreich.“
„Weit genug fort, um nicht zu stören?“ Sie lächelte, aber es war kein freundliches Lächeln. „Ich bin nach dem Tod meines Gatten noch ein wenig dort geblieben, das stimmt. Ich hatte so viele interessante Bewunderer: reiche Geschäftsleute, vornehme Adlige, temperamentvolle junge Draufgänger … Leider ist zurzeit das Leben in Frankreich nicht immer angenehm. Daher beschloss ich, nach England zurückzukommen.“
„Aber doch nicht zu mir!“
„Ursprünglich hatte ich tatsächlich andere Pläne. Dummerweise scheinen einige meiner … Freunde mich vergessen zu haben.“
„Mit gutem Grund!“
Sie zuckte die Schultern. „Ich brauche Geld, Darrington.“
„Was geht mich das an!“
„Ich besitze keinen Penny mehr. Deshalb war ich bei den Shotts. Dort bekomme ich zumindest immer eine warme Mahlzeit, auch wenn man mir deutlich zu verstehen gibt, dass ich nicht willkommen bin.“
„Hier sind Sie ebenso wenig willkommen.“
„Ich kann nicht einmal ein billiges Zimmer bezahlen.“
„Das interessiert mich nicht.“
„Wenn du mir nicht hilfst, werde ich in einem Kloster Unterschlupf suchen müssen.“
„Tun Sie das!“
Sein zynischer Ton bewirkte, dass Beth einen Schritt nach vorn machte. Und plötzlich fiel ihm wieder ein, dass er sie gebeten hatte zu bleiben. Er wandte sich zu ihr um und sagte: „Verschwenden Sie Ihre Sympathie nicht an diese Frau, Madam. Sie arbeitet mit allen Tricks.“
„Sie können sie doch nicht einfach hinauswerfen!“
„Oh doch!“
In diesem Moment rüttelte ein Windstoß an den Ästen der Bäume draußen, und man konnte hören, wie der Regen gegen die Fenster prasselte.
Beth trat zu Darrington und schaute ihn bittend an. „Es ist nach Mitternacht, Mylord. Und das Wetter ist abscheulich. Keine Frau hat es verdient, jetzt ohne Schutz auf Londons Straßen unterwegs zu sein.“
Er hob die Hand und legte sie ihr zu ihrer Überraschung auf die Wange. „Also gut, ich werde sie mit der Kutsche zu ihrer Wohnung bringen lassen.“
Clarice hatte alles aufmerksam beobachtet. „Wer, um Himmels willen, ist dieser gütige Engel?“, erkundigte sie sich.
„Ich bin Elizabeth Forrester“, antwortete Beth. „Und ich bin nicht Lord Darringtons Geliebte, auch wenn es vielleicht so aussieht. Er
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