Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
aus der Rocktasche, öffnete es und holte ein Kärtchen heraus. „Geben Sie das bitte Ihrem Herrn, und teilen Sie ihm mit, dass ich morgen früh wiederkomme.“
Schweigend nahm der Mann die Visitenkarte entgegen. Guy warf ihm eine Münze zu. „Als Dank für Ihre Bemühungen. Sie bekommen noch eine, wenn Sie dafür sorgen, dass wir morgen vorgelassen werden.“
„Das kann ich nicht entscheiden“, murmelte der Mann.
Guy nickte ihm zu und stieg wieder auf den Sitz des Phaetons. „Ich denke“, sagte er zu Beth, „Mr Graveney wird bereit sein, uns zu empfangen. Und was die Sicherheit von Madame de Beaune angeht, so brauchen wir uns vorerst wohl keine Sorgen zu machen.“
„Das hoffe ich“, stimmte Beth ihm zu.
Die Rückfahrt legten sie schweigend zurück. Erst als sie mit einem Glas Wein in dem von Darrington gemieteten Privatsalon saßen, meinte Beth: „Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass ein Zusammenhang zwischen dem Überfall auf die de Beaunes in Portsmouth und der Ermordung der alten Madame de Beaune im White Bear besteht.“
Guy nickte. „Im Moment sind wir natürlich auf Spekulationen angewiesen. Es gibt da allerdings einen Punkt, über den es sich lohnt nachzudenken. Welche Rolle spielt Miles Radworth?“
„Miles? Das verstehe ich nicht.“
„Nun, er war im selben Gasthof abgestiegen wie Ihr Bruder und das französische Ehepaar, nicht wahr? Und dann kam er dazu, als die de Beaunes überfallen wurden. Ein seltsamer Zufall …“
„Unsinn! Miles hat sein Bestes getan, um Simon zu helfen.“
„Sind Sie sich dessen ganz sicher?“ Er füllte ihr Weinglas noch einmal.
Nachdenklich trank sie einen Schluck. „Das bin ich. Er hat niemals schlecht über Simon gesprochen. Außerdem hat er doch die weite Reise nach Yorkshire auf sich genommen, um uns zu informieren.“
„Wundert es Sie gar nicht, dass er das alles für einen zufälligen Bekannten getan hat? Zumal er ja offenbar nicht von Simons Unschuld überzeugt ist.““
„Es spricht für seinen guten Charakter. Ich schäme mich, wenn ich daran denke, wie ich ihn hintergangen habe.“
„Sie haben ihn nicht hintergangen!“
„Aber ich bin in Versuchung geraten.“
Er schaute sie an – und sie spürte, wie sie schon wieder in Versuchung geriet. Guy war ein so attraktiver Mann. Und sie war ihm so nah. Rasch wandte sie den Blick ab.
„Zeit, zu Bett zu gehen“, sagte er und leerte sein Glas. „Ich begleite Sie noch zu Ihrem Zimmer. Ich habe den Wirt gebeten, uns nebeneinanderliegende Räume zu geben.“
Sie erhob sich und folgte ihm, bis er vor einer Tür stehen blieb. „Gute Nacht, Mylord.“ Beth trat ein und schloss sorgfältig hinter sich ab. Aus dem Nebenraum hörte sie leise Schritte. Guy … Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Wann hatte sie aufgehört, ihn als aufdringlichen Begleiter zu betrachten? Wann hatte sie begonnen, ihn in Gedanken Guy zu nennen? Vielleicht würden sie beide irgendwann einmal …
Nein, sie schob den Gedanken weit von sich. Es war sinnlos, von der Zukunft zu träumen, solange Simon nicht gerettet war.
Sie hielt den Leuchter hoch, den sie aus dem Salon mitgenommen hatte, und schaute sich im Zimmer um. Merkwürdig, an der einen Wand war ein heller Streifen dicht über dem Fußboden zu sehen. Sie trat näher und entdeckte eine Klinke.
Beth stieß einen kleinen Schrei aus, als die Tapetentür plötzlich geöffnet wurde und Guy vor ihr stand. „Wenn Sie das geplant haben …“, begann sie.
Doch er schüttelte abwehrend den Kopf. „Der Wirt scheint falsche Schlüsse daraus gezogen zu haben, dass wir gemeinsam reisen. Warum haben Sie kein Licht gemacht?? Warten Sie!“ Er nahm ihr die Kerze ab und entzündete mit der Flamme die Kerzen in einem mehrarmigen Leuchter. Dann gab er sie ihr zurück.
Ihre Finger berührten sich.
Sie schaute zu ihm auf. Seine Augen wirkten sehr dunkel. Würde er sie küssen? Oh Gott, wie sehr sie es sich wünschte! Aber es war unmöglich. „Gute Nacht, Mylord“, sagte sie und sah demonstrativ zur Tür.
„Wollen Sie wirklich, dass ich gehe?“
Sein trauriges Lächeln hätte sie beinahe umgestimmt. Doch sie blieb hart. „Ja.“
„Dann gute Nacht!“
Beth schloss die Tür hinter ihm und stellte erleichtert fest, dass es auch hier einen Riegel gab. Sie legte ihn vor.
Guy musste das Geräusch gehört haben. „Trauen Sie mir etwa nicht?“, fragte er.
„Gute Zäune garantieren eine gute Nachbarschaft“, gab sie zurück.
Doch als sie wenig später
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