Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
ich einen Bruder habe. Das heißt, ich habe natürlich nicht verraten, unter welchem Verdacht er steht und dass er sich hier versteckt. Allerdings hat Mrs Cordonnier einmal gesehen, wie ich aus dem Keller kam.“
„Mach dir keine Vorwürfe, Liebes“, mischte Beth sich ein. „Berichte uns lieber, was mit Simon geschehen ist.“
„Heute Nachmittag, es war schon ziemlich spät, tauchten auf einmal Konstabler hier auf. Sie hatten den Auftrag, das Haus zu durchsuchen. Irgendjemand muss Simon verraten haben.“
„Wenn es tatsächlich nicht Radworth war“, überlegte Guy laut, „dann kann es eigentlich nur Clarice gewesen sein.“
„Bestimmt nicht!“ Sophie schüttelte den Kopf. „Sie war genauso schockiert wie wir, als die Konstabler an die Tür hämmerten. Sie hat darauf bestanden, dass man ihr den schriftlichen Auftrag zeigte. Und während ich zusammen mit Martin versuchte, sie aufzuhalten, hat sie sich um Großmutter gekümmert.“
„Du bist doch hoffentlich nicht auch verletzt worden?“, fragte Beth besorgt.
„Nein. Mich haben sie nicht angerührt. Sie haben lediglich darauf bestanden, das ganze Haus zu durchsuchen. Auch den Weinkeller. Simon hat noch versucht zu entkommen. Es geht ihm nämlich viel besser, und er hatte sich angezogen, um sich unten ein wenig Bewegung zu verschaffen. Er wollte durch die Außentür fliehen. Aber draußen warteten die Konstabler auf ihn.“
„Wohin hat man ihn gebracht?“
„Nach Thirsk.“
„Das ist der Bezirk von Friedensrichter Marton.“ Beth empfand Erleichterung. „Wenn wir das geahnt hätten, dann hätten wir ihn gleich von dort mitbringen können. Sophie, hör auf zu weinen. Simon wird noch vor Morgengrauen wieder bei uns sein.“
„Aber … Das verstehe ich nicht. Hast du …“ Plötzlich lächelte sie strahlend. „Du hast die de Beaunes gefunden!“
„Ja. Madame de Beaune hat eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, die Simons Unschuld beweist. Wir werden sie Sir John Marton noch heute Abend vorlegen. Simon muss so bald wie möglich freikommen. Der Ärmste soll …“ Sie hatte ihr Retikül geholt und geöffnet und suchte jetzt nach dem Papier. Plötzlich wurde sie sehr blass. „Guy“, stammelte sie, „es ist verschwunden. Oh Gott, das Dokument ist nicht da.“
„Clarice!“ Er rannte schon zum Haupteingang. Unterwegs stieß er beinahe mit Kepwith zusammen. Gleich darauf riss er die Haustür auf.
Von Clarice war nichts zu sehen.
Beth tauchte hinter ihm auf. Sie umklammerte seinen Arm und fragte verzweifelt: „Du glaubst, dass sie Madame de Beaunes Erklärung gestohlen hat?“
„Ja.“
„Aber warum? Sie kann doch gar nicht gewusst haben, worum es sich handelt.“
Er schloss sie kurz in die Arme und drückte sie tröstend an sich. „Clarice nutzt jede Gelegenheit, um Unheil zu stiften.“
„Sollten wir ihr nicht folgen? Können wir sie noch einholen?“
„Wir können es versuchen. Habt ihr ein paar schnelle Pferde im Stall?“
„Ja.“ Sie lief zurück ins Haus und rief Kepwith schon von Weitem ein paar Anweisungen zu.
Wenig später wurden die gesattelten Pferde vorgeführt.
Guy hielt Beth zurück, als sie aus dem Haus stürzen wollte. „Du musst erschöpft sein“, sagte er. „Lass mich allein reiten.“
Aber sie wollte sich nicht umstimmen lassen. „Simon ist mein Bruder“, erklärte sie mit fester Stimme. „Ich würde alles für ihn tun.“
Kurz darauf waren sie schon ein ganzes Stück von Malpass Priory entfernt. Es war windig geworden, und hin und wieder versteckte sich der Mond hinter den schnell ziehenden Wolken. Doch weder Guy noch Beth waren bereit, die Geschwindigkeit ihrer Pferde zu drosseln.
Beth war bis zum Äußersten gespannt. Wie sehr hoffte sie, dass sie Clarice einholen würden, ehe diese Fentonby erreichte und Gelegenheit fand, die eidesstattliche Erklärung zu verstecken!
Vor ihnen tauchte ein Wäldchen auf, und als sie es durchquerten, waren sie doch gezwungen, langsamer zu reiten. Das eröffnete ihnen allerdings die Möglichkeit, miteinander zu reden.
„Glaubst du“, fragte Beth, „dass Clarice das Papier vernichtet, um sich an dir zu rächen?“
„Das würde nicht ihrem Wesen entsprechen.“
„Aber es wäre die schlimmste Rache, die ich mir vorstellen kann. Damit würde sie Simon jede Chance nehmen, seine Unschuld zu beweisen.“
„Clarice denkt anders als du. Sie ist stets auf ihren eigenen Vorteil bedacht, ihren finanziellen Vorteil.“
„Du meinst, sie wird versuchen, mir das
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