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Der gefährliche Traum (German Edition)

Der gefährliche Traum (German Edition)

Titel: Der gefährliche Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Frieser
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Gefängnis, die Kinder wurden zur Disziplinierung in ein Waisenhaus nach Würzburg gebracht. Was mit Friederike von Hohenstein geschah, bleibt bis heute ein Rätsel. Das Geld ist ebenfalls nie wieder aufgetaucht. Nachdem es auch Wochen nach der Entführung kein Lebenszeichen von Friederike gegeben hatte, wurde sie von ihrem Vater für tot gehalten. Er glaubte fest, dass seine Tochter von den Räubern umgebracht und irgendwo im Wald begraben worden war. An der Stelle, wo Friederike entführt wurde, erinnert ein Gedenkstein an das schändliche Verbrechen. Wie sehr noch heute diese Tat uns alle anrührt, wird an den von der Familie von Hohenstein wöchentlich niedergelegten Blumen deutlich. Auch wird vor Ort von unserem Pfarrer regelmäßig ein Gebet für die verstorbene Seele des Mädchens gesprochen und eine Kerze entzündet.
    Danach folgte die Legende von dem steinernen Abbild Friederikes.
    Kaum hatte Max das Kapitel zu Ende gelesen, durchbrach lauter Donner die Stille. Der angekündigte Gewittersturm riss an den Fensterläden und schlug sie auf und zu. Max sprang aus dem Bett und öffnete das Fenster. Die schwüle Sommerhitze hatte sich schlagartig abgekühlt. Der Wind wehte Blätter ins Zimmer und machte es Max unmöglich, die Läden zu schließen. Es war, als würde jemand von außen dagegenhalten. Grelle Blitze jagten durch die Nacht und tauchten sie jedes Mal für den Bruchteil von Sekunden in grelles Licht. Max’ Blick fiel hinüber zum Schloss. Schwarz und mächtig erhob es sich aus der Dunkelheit und erinnerte an einen Gruselfilm. Bei jedem Blitz zuckte Max zusammen. Fast fürchtete er, einen Vampir an einem der Fenster zu entdecken. Aber stattdessen jagte ihm etwas anderes eine Heidenangst ein. Es war eine Bewegung, die er unten vor dem Haus wahrnahm. Wie heute Nachmittag am Waldrand glaubte Max, etwas Großes, Dunkles zu sehen, ein unheimliches Wesen mit leuchtend roten Augen. Doch bei näherem Hinsehen war es wieder verschwunden. Ein Trugbild? Bei diesem Szenario wunderte es Max nicht. So schnell er konnte, zog er die beiden Läden zu und verriegelte sie. Danach schloss er das Fenster. Wie er Gewitter hasste. Vermutlich war das irgendein streunendes Tier, das einen Unterschlupf suchte. Das Ärmste! Schnell kroch Max wieder ins Bett. Er musste an die Familien der Räuber denken. Sein Vater hatte erzählt, dass die Menschen damals meist keine andere Wahl hatten. Jeder versuchte nur irgendwie zu überleben. Viele zogen schon als Kinder mittel- und heimatlos umher. Es war ein Teufelskreis, der sich über Generationen fortsetzte. Räuberbanden trieben bis in das frühe 19 . Jahrhundert hinein ihr Unwesen im Spessart. Wie hatte sein Vater gesagt? »Sie wurden von Gaunern geboren, zu Gaunern erzogen und lebten als Gauner.« Irgendwie taten Max die Räuber oder besser gesagt deren Kinder leid.
    Was wohl mit Friederike passiert war? Für den morgigen Tag, der Gott sei Dank ein Samstag war, nahm er sich fest vor, den Gedenkstein zu suchen. Und dann kam Max noch ein weiterer Gedanke. Was, wenn das Lösegeld noch irgendwo da draußen im Wald war? So viel Geld zu finden, wäre absolut cool. Wie viel wohl die 500  Silbergulden heute wert waren? Vielleicht müsste sein Vater dann gar nicht mehr arbeiten und sie könnten wieder zurück nach Hamburg ziehen. Und Julian wäre er dann auch für immer los. Der Gedanke gefiel Max. Vielleicht sollte er mehr über diese merkwürdige Geschichte in Erfahrung bringen.

Der erste Traum
    U m Max herum war es düster. Es musste ein paarmal die Augen zusammenkeifen, ehe er etwas in dem schwachen Licht erkennen konnte. Rauch biss ihm in Augen und Lunge und ließ ihn husten. Max sah sich um. Sofort fiel sein Blick auf eine offene gemauerte Feuerstelle, die für die beißenden Schwaden verantwortlich war. Ohne jeglichen Rauchfang stieg der Qualm nach oben und verteilte sich unter einem mit Stroh gedeckten Dach. Ein Großteil entwich durch Ritzen zwischen den Halmbündeln, der Rest aber blieb in der Hütte und machte das Leben darin unerträglich. Auf dem Boden war altes Stroh ausgelegt, in einer Ecke war es zu einem großen Haufen zusammengescharrt worden. Zwei Kinder, etwa drei und fünf Jahre alt, kauerten ängstlich darauf. Ihre Augen glänzten wie Sterne am nächtlichen Himmel, so weiß hoben sie sich von den vor Schmutz strotzenden Gesichtern ab. Ihre Körper waren ausgemergelt und die zerschlissene Kleidung war viel zu groß für sie. Die nackten Füße waren schwarz. In der Mitte

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