Der gefährliche Traum (German Edition)
ein Ast an seinem Arm oder streiften nasse Blätter über sein Gesicht. Hin und wieder waren das Knacken der Äste oder Flügelschläge zu hören. Dann huschte wieder ein Tier vor ihm davon oder erhob sich ein Vogel erschrocken in die Lüfte. Max fuhr jedes Mal zusammen.
Bereits nach wenigen Schritten zeigte sich, dass er sich ohne Fritzi einfach nicht zurechtfand. Mitten im Wald stand er da und sah um sich herum nur Schwärze. Sollte er sich nach rechts oder mehr nach links schlagen? Max wusste nicht mehr weiter. Er hatte keine Ahnung, wo er eigentlich war. Verzweifelt kauerte er sich an einen Baum. Was war er nur für ein Freund? Statt Fritzi zu helfen, war er nun auf Hilfe angewiesen. Max liefen die Tränen über die Wangen, als er etwas Feuchtes und zugleich Warmes an seiner Hand spürte. Erschrocken zog er sie weg und sah auf. Vor ihm stand der Schwarze Hund mit seinen leuchtenden roten Augen und starrte ihn an. Max sprang blitzschnell auf. Doch sosehr er auch wegrennen wollte, der Blick des Hundes ließ ihn einfach nicht los.
»Tu mir bitte nichts, hörst du!«, flehte Max. »Ich tu dir auch nichts. Ich bin ein Freund von Andreas. Du kennst doch Andreas, oder?« Der Hund reagiert nicht. »Wir kennen uns auch«, versuchte es Max weiter. »Wir sind uns schon in meinen Träumen begegnet und hier im Wald, weißt du noch?«
Als ihn der Hund anbellte, rutschte Max das Herz in die Hose. Er rechnete schon damit, jeden Moment von dem Tier angefallen zu werden, doch stattdessen drehte es sich um und trottete davon. Max erinnerte sich an eine ähnliche Situation vor ein paar Tagen. Fritzi und er waren dem Hund gefolgt und so zu dem Versteck der Räuber gelangt. Vielleicht verhielt es sich nun ebenso. Was hatte er schon zu verlieren, außer dass er den direkten Zugang zur Hölle finden würde? Ohne weiter darüber nachzudenken, machte Max einen Satz und rannte ihm hinterher. Doch er hatte Mühe, zu folgen. Der Hund kam im Unterholz viel schneller voran. Max dagegen schlugen ständig Zweige schmerzhaft ins Gesicht, einmal stolperte er über eine Wurzel und wäre fast hingefallen. Er durfte das Tier nicht aus den Augen verlieren. Nach einer gefühlten Ewigkeit blieb der Hund endlich stehen. Vor ihnen erhob sich der Hügel, in dem der Felsenkeller eingegraben war.
Max suchte mit seiner Taschenlampe nach dem Eingang, was ihm zum Glück rasch gelang. Er wollte schon die Treppen hinunterstürmen, als er entsetzt davor stehenblieb. Steine, Mörtel und Erde versperrten ihm den Weg. Der Keller war eingestürzt.
Max geriet in Panik. Wenn Fritzi wirklich da drinnen war? Angsterfüllt begann er nach ihr zu rufen, doch der Regen prasselte so laut auf die Blätter der umstehenden Bäume, dass er nichts hören konnte.
»Wenn du da drin bist, Fritzi«, schrie Max, »ich hole Hilfe! Ich bin gleich wieder bei dir.«
Dann wandte er sich dem Hund zu. »Du musst mich so schnell wie möglich zurück zum Weg führen.« Und als hätte der Hund alles verstanden, lief er los und Max hinterher.
Die Zeit drängt
M ax rannte, so schnell er konnte. Hochkonzentriert sprang er über Baumwurzeln, wich Büschen aus und erreichte in Rekordzeit sein Fahrrad. Wie der geölte Blitz fuhr er nach Hause. Erst kurz vor der Tür bremste er ab, sprang vom Rad, das scheppernd im Kies landete, und klingelte Sturm.
Seid bitte da! Bitte! Bitte!, flehte Max und war erleichtert, als er die Stimme seines Vaters hörte.
»Wer ist da?«
»Ich bin’s. Max. Mach auf!«
Sofort wurde die Tür von seinen Eltern aufgerissen. Ihre verärgerten Blicke sprachen Bände.
»Was fällt dir ein, dich nachts draußen herumzutreiben? Wir haben uns solche Sorgen gemacht«, schimpfte seine Mutter. »Wo warst du? Was …?« Seine Mutter brach ihre Schimpftirade abrupt ab, als sie den Zustand ihres Sohnes wahrnahm. Klatschnass und zitternd stand er in der Tür.
»Was ist passiert?«, rief Max’ Mutter erschrocken und drückte ihren Sohn sofort beschützend an sich.
Max wäre am liebsten für den Rest seines Lebens so stehen geblieben, aber die Zeit drängte. Unwillig löste er sich aus der Umarmung und begann aufgeregt zu erzählen.
»Ihr müsst mir jetzt glauben. Hört ihr? Ich kann euch das nicht erklären, aber Fritzi ist vermutlich in großer Gefahr. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie in einem Keller im Wald gefangen gehalten wird. Und der Keller ist jetzt bei dem vielen Regen eingestürzt.«
Seine Eltern sahen ihn verwirrt an. Sein Vater fand als Erster die Worte
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