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Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Titel: Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhianne Aile
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missbilligend seinen Teller. Die Hälfte des Spargelsalats liegt unangetastet da. Dabei war sowieso nicht viel drauf. Mit den Portionen geizen sie hier ganz schön.
    »Ich hoffe, die Rinderkraftbrühe ist besser«, stellt er leise fest und schiebt lustlos ein Stück grünen Spargel von einer Seite des Tellers auf die andere.
    »Ganz bestimmt. Meins war auch ein bisschen… versalzen«, gestehe ich. »Und glibberig.« Ich greife zwischen dem Heer von Gläsern, das vor mir steht, hindurch nach meiner Speisekarte, um nachzusehen, was bei mir als nächstes kommt. Ich hab’ einfach das günstigste Menü bestellt, den Hauptgang von Kaninchen, das ich nicht esse, in Rind geändert und die Reihenfolge dann wieder vergessen. Aber ich glaube, ich müsste auch eine Suppe als nächsten Gang bekommen. 
    Es war ein Pfifferlingsschaum mit Kerbelrahm. Danach dann als Zwischengang ein gedünstetes Seewolf-Filet an Blattspinat und Tagliatelle. Und das war eigentlich das Einzige, was wirklich lecker gewesen ist. Das Himbeersorbet, das man, wie ich Banause heute Abend gelernt hab’, nach dem Zwischengang in solchen Läden reicht, war für meinen Geschmack ziemlich sauer und die Medaillons vom Rinderfilet mit Meerrettichkruste, Balsamicoschalotten und Kartoffeltalern... Nun ja, die Meerrettichkruste hat ziemlich… dominant geschmeckt, um das mal nett auszudrücken.
    Dirk erging es nicht wirklich besser, auch wenn er ein anderes Menü auf dem Teller gehabt hat. Wir haben dann in unserer Verzweiflung noch eine zweite Flasche Rotwein geordert und eine mit stillem Wasser, für das sie hier sieben Euro nehmen. Außerdem hab’ ich noch eine Cola bestellt. Musste irgendwie diesen grauenvollen Meerrettichgeschmack aus meinem Mund bekommen, da kann ich keine Rücksicht aufs stilvolle Ambiente nehmen.
    Mittlerweile sind wir beim Nachtisch angekommen und ich bin fast ein bisschen froh darüber, denn erstens bedeutet das, dass danach nichts mehr kommt, und zweitens ist er ziemlich gelungen. Die weiße Schokoladenmousse ist nämlich, anders als das Tomatenzeugs, der Konsistenz nach so, wie ich mir eine Mousse vorstelle und außerdem schmeckt sie ungefähr hundert Mal besser als die aus der Packung, die man in einen halben Liter kalter Milch einrühren muss. Auch wenn ich die eigentlich ganz lecker finde.
    »Ich schätze, die Käseauswahl schenken wir uns, oder?«
    »Mir egal«, sage ich, bevor ich den Löffel ein weiteres Mal zum Mund führe.
    Ich kann gut auf den Käse verzichten. Ich bin ziemlich voll, aber ich bin einfach zu höflich, den Teller nicht aufzuessen, wenn ich eingeladen werde. Und die Portionen waren am Ende ja bewältigbar. Auch wenn ich ganz froh bin, dass es keinen Nachschlag gibt.
    Dirk war da nicht so formvollendet. Aber er muss ja auch die Rechnung bezahlen.
    Er hat mit jedem Teller was zurückgehen lassen. Und ich wette, wenn die Kellnerin, die an diesem Abend für uns zuständig ist, gefragt hätte, ob’s ihm geschmeckt hat, dann hätte er vermutlich die Wahrheit gesagt. Aber Nachfragen scheint in solch einem Etablissement offenbar nicht üblich zu sein. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur ein Parvenu, der diese Art Essen nicht zu schätzen weiß. Ich glaube, unseren nächsten Jahrestag feiern wir besser wieder beim Italiener.
    »Der traut sich was.« Es klingt ein bisschen zynisch.
    »Wer?« Ich kratze die Reste meiner Mousse zusammen.
    »Der Maître höchstpersönlich.« Dirk deutet mit den Augen vage nach links.
    »Oh… vielleicht will er sich entschuldigen…« Demonstrativ und ein bisschen anzüglich lecke ich ein letztes Mal den Löffel ab, bevor ich ihn in die Schlieren auf dem Teller lege. Dirk grinst. Auf den Käse zu verzichten ist eine gute Idee.
    »Ist er das wirklich?«, frage ich, nachdem ich den Typen, der, von einem der Kellner eskortiert, in Kochkleidung von Tisch zu Tisch spaziert, gemustert habe.
    »Wer?«
    »Na, Klein.«
    »Klar, wieso?«
    »Hatte ihn mir irgendwie anders vorgestellt.«
    »Ich hatte mir sein Essen irgendwie anders vorgestellt…«
    Das hatte ich ehrlich gesagt auch.
    Aus dem Augenwinkel beobachte ich ihn, während ich den letzten Schluck aus meinem Wasserglas nehme. Live sieht er viel jünger aus als auf der Homepage. Und völlig anders, als ich mir einen Koch so vorstelle. Sehr schmal, sehr blond und… ziemlich attraktiv. Jedenfalls aus der Entfernung, denn er ist grade am ersten Tisch neben der Schwingtür, die den Blick in die Küche versperrt.
Wie es scheint, unterhält er

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