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Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Titel: Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhianne Aile
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Und brauche ich was zum Drüberziehen?«, fragte Tristan. »Ich fürchte, ich hab‘ nichts mitgenommen.«
    Offenbar hatte Benjamin missverstanden, welche Art von Jacke zum Drüberziehen Tristan meinte, denn er griff in den Garderobenschrank im Flur und zog eine schwarze Lederjacke heraus.
    »Es wird abends ein wenig kühl, aber auch der Wind ist dann nicht mehr so stark. Die sollte warm genug sein.« Er hielt Tristan die Jacke so hin, dass dieser nur noch hineinschlüpfen musste.
    Gerade wollte Tristan das Missverständnis aufklären, weil er eigentlich eher an ein Jackett fürs Abendessen gedacht hatte, aber der Geruch nach Leder, gemischt mit Benjamins ganz eigenem Duft, der von der Jacke ausging, ließ ihn spontan seine Meinung ändern.
    Er steckte seine Arme in die Jacke, die ihm ein wenig zu groß war, und zog sie eng um seinen Körper herum, sodass er sich komplett in den verführerischen Geruch einhüllen konnte.
    »Sie fühlt sich wunderbar an. Danke.«
    Der Wolf in Benjamin stimmte dem zu. Tristan trug seine Jacke und war dadurch mit seinem Duft markiert worden, was eine ziemlich berauschende Kombination bedeutete. Benjamins Lider senkten sich auf Halbmast, um seine Augen zu verbergen, die sich – wie er mit Sicherheit wusste – eisblau verfärbt hatten.
    Dann hielt er die Tür auf und bedeutete Tristan, in den Fahrstuhl zu steigen. Er musste es dringend vermeiden, allzu lange mit diesem unwiderstehlichen jungen Mann allein zu sein; die Versuchung war einfach zu groß.
     
     
     

Kapitel 3
     
     
    Die beiden Männer verzichteten auf ein Auto und schlenderten stattdessen über den kaum belebten Bürgersteig einträchtig nebeneinander her.
    »Irgendwie hab‘ ich erwartet, dass in New York ein wenig mehr los ist«, stellte Tristan fest und beobachtete die Menschen, die an ihnen vorbeigingen.
    »Es kommt auf die Uhrzeit an. Früher am Tag ist mehr los oder später, wenn die Leute zum Essen oder zu Veranstaltungen unterwegs sind«, erklärte Benjamin. »Für das Abendessen ist es nach Stadt-Maßstäben noch ein bisschen früh. Im Landhaus dagegen essen wir um sechs, gehen so gegen zehn schlafen und sind bei Sonnenaufgang wieder wach.«
    »Ich kann es kaum erwarten, den Landsitz zu sehen.« Tristans Tonfall klang abwesend und ein wenig verträumt.
    »Wir sind hier nicht im Märchen, Tristan«, wies Benjamin ihn ernst zurecht. Noch immer versuchte er, ihn von seinem Plan, den Fluch zu brechen, abzubringen. »Ich bin kein Prinz und wir reisen auch nicht zu einem verzauberten Schloss. Die einzige böse Hexe ist schon seit langer Zeit tot. Ich mache dich nicht für ihr Handeln verantwortlich und ich bin auch ganz sicher nicht der Meinung, dass du mir irgendwas schuldig bist.«
    Tristan runzelte die Stirn und sah stur geradeaus, aber unter seinen langen Locken warf er Benjamin verstohlene Seitenblicke zu.
    »Ich kann dir nicht mal wirklich erklären, warum ich das unbedingt machen will«, setzte er an. »Ich schätze, am Anfang habe ich wirklich geglaubt, dass meine Familie dir was schuldig ist. Aber je mehr ich darüber gelesen und mich mit dieser Sache beschäftigt habe, desto mehr war ich davon überzeugt, selbst eine Rolle darin zu spielen. Und dabei spielt unsere Familiengeschichte eine eher untergeordnete Rolle. Es ist mehr ein Teil meiner Lebensaufgabe. Da bin ich mir ziemlich sicher.«
    Benjamin nahm sich ein paar Minuten, um darüber nachzudenken. Auch er hatte bei Tristans erstem Eintreten in sein Büro eine Art Verbindung gespürt, aber er hatte sie als rein körperliche Anziehung abgetan. Schließlich rückte der Vollmond immer näher und alle seine Gelüste waren besonders verstärkt.
    Nachdem er erfahren hatte, wer Tristan wirklich war, hatte er das Gefühl der Verbundenheit auf ihre Vorfahren geschoben. Als Tristan nun allerdings versuchte, die Gefühle aus seiner Sicht zu beschreiben, fragte sich Benjamin, ob er mit seinem Urteil nicht zu voreilig gewesen war.
    »Hast du dich schon immer für Werwölfe interessiert?«, wollte er wissen.
    Erleichterung machte sich auf Tristans Gesicht breit, da er über diese einfache Frage nicht lange nachdenken brauchte.
    »Oh, ja. Das fing sogar schon mit den Märchen an. Gram – meine Großmutter – saß jeden Abend an unserem Bett…« Tristan unterbrach sich selbst. »Will und ich haben uns ein Bett geteilt, bis er zur Universität gegangen ist. Hierher, zur UC Berkeley . Hab‘ ich dir das eigentlich erzählt?«
    Lächelnd schüttelte Benjamin den Kopf.

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