Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)
niemand, der sich so einfach abweisen lässt. Denkst du nicht, du solltest deinen Rajan selbst entscheiden lassen, wie er mit mir verfahren will?«
Der Wächter machte den Eindruck, als würde er erst über die Frage nachdenken, aber Tristan konnte anhand seiner Körpersprache und seines Blicks erkennen, dass er sich bereits entschieden hatte.
»Folge mir«, befahl der Werwolf kurzangebunden, wandte sich um und verschwand im Wald. Er blickte nicht über die Schulter, um nachzusehen, ob sie ihm nachkamen.
Beruhigend legte Tristan Josh eine Hand auf die Schulter und lehnte sich zu ihm rüber. »Ein billiger Trick, aber er hat ihre Aufmerksamkeit erregt«, flüsterte er ihm ins Ohr. Die Muskeln unter seiner Hand entspannten sich merklich, aber in den großen, blauen Augen spiegelte sich noch immer ein wenig Angst.
Während sie sich dem Schritt ihres Führers anpassten, nahm Tristan zwei Werwölfe wahr, die ihnen folgten, und mindestens zwei weitere, die sie flankierten, gerade so weit weg, dass man sie zwischen den Bäumen nicht erkennen konnte.
Je weiter sie in den Wald vordrangen, desto stärker wurde das Hämmern der Kräfte in der Erde unter ihnen. Der Ort, dem sie sich jetzt näherten, enthielt noch stärkere Magie als die auf der Northland-Lichtung. Diese Lichtung, die Josh den Versammlungsort der Wölfe genannt hatte, hätte Tristan sogar ohne ihren Führer finden können, nachdem er den Wald erst einmal betreten hatte.
Er vermutete, dass der Ort durch eine magische Barriere am Waldrand verborgen wurde. Doch die Macht, die heute Nacht wachgerufen wurde, konnte Menschen mit magischer Sensibilität unmöglich verborgen bleiben.
Tristan war so sehr auf die Energie konzentriert, die unter seinen Füßen pulsierte, dass er vollkommen überrascht war, als sie plötzlich auf eine offene Wiese hinaus traten. Offenbar hatten sie das zeremonielle Herz des Onondaga-Rudels erreicht.
Große, graue Steine erhoben sich wie Wächter an den Rändern der Lichtung. An ihrem Nordende befand sich eine steinerne Erhebung, in deren Zentrum zwei grob gehauene Throne standen, der rechte ein kleines Stückchen hinter dem linken. Auf beiden saßen zwei muskulöse Männer, der eine dunkel, der andere hell. Eine perfekte Balance, wie Tristan feststellte, als er aufmerksam ihre Energien wahrnahm.
Der Wächter, dem Tristan und Josh gefolgt waren, wandte sich bei dem ersten Stein zur Seite, um die Lichtung von Westen her zu betreten. Tristan aber trat zwischen den Steinen hindurch, ging ohne Zögern zum Zentrum der Lichtung und kniete vor dem König nieder. Ein beunruhigtes Raunen lief wie eine Welle um die Lichtung herum. Die Lautstärke schwoll an, als es weiterwanderte und immer mehr Mitglieder des Rudels bemerkten, was hier geschah.
»Ruhe!« Der dunkle Werwolfkönig erhob sich und seine Augen glitten über die Menge.
Sofort breitete sich Stille über dem Wald aus, das einzige, verbliebene Geräusch war das Zirpen der Grillen. Tristan verharrte ruhig auf einem Knie und hielt den Kopf gesenkt.
»Steh auf und sprich, bevor ich deinen Tod befehle«, verlangte der König. Er kam von der Steinfläche herunter und ging auf Tristan zu.
Instinktiv wollte Tristan sich umdrehen und wegrennen. Mit einer Größe von knapp zwei Metern und einem Körper, der nur aus Muskeln zu bestehen schien, war dieser Mann durch und durch ein Alpha-Raubtier. Ein goldener Reif, den das bereits bekannte Mondzeichen zierte, lag um seinen Hals und dazu passende, kleinere Goldreifen schmückten seine Oberarme.
Tristan atmete tief ein, erhob sich und blickte in die kalten Augen. Ihre Farbe war im Mondlicht nicht zu erkennen. »Mein Name ist Tristan Northland. Mein Gefährte...«
Der König blieb einige Schritte entfernt von Tristan stehen und seine Brauen zogen sich zusammen, als er den Duft, der von Tristan ausging, witterte. »Du wagst es, vor mich zu treten und nach einem Phelan zu riechen?« Die Stimme des Rajan glich einem Donnerschlag.
»Ja. Ich bin Benjamin Sterlings Gefährte und stehe mit ganzem Stolz vor dir«, erklärte Tristan fest und hielt dem kalten Blick des beeindruckenden Werwolfkönigs stand.
Ein weiteres Raunen lief durch die Menge, als Benjamins Name fiel, doch als der Rajan die Hand hob, verstummte es abrupt.
»Warum sollte ich dem Gefährten eines Phelan zuhören?«, bellte der Rajan .
»Weil er unschuldig ist, weil er eurem Volk niemals etwas zuleide getan hat und weil er ein Werwolf ist, der innerhalb eurer Grenzen lebt. Ist es
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