Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)
warnendes Grollen aus, das der Rajan sofort beantwortete.
Mit einer Reihe von kurzen stakkatoartigen Belllauten löste sich eine Gruppe Wölfe aus der Menge und sprang auf die Mitte der Lichtung zu. Sie bildeten einen Kreis um die beiden Kämpfenden, wobei sie die Gesichter nach außen wandten, um ihren König während des Kampfes vor anderen Gefahren zu beschützen.
In ihrer Mitte gingen die beiden Wölfe erneut aufeinander los und verschwammen in der Hitze des Kampfes zu einem unübersichtlichen Fellknäuel und einer Kakophonie aus Knurrlauten.
Die Machtdemonstration ließ Tristan instinktiv zurückweichen, innerlich hin- und hergerissen. Er wollte Benjamins Wolf helfen, obwohl der eindeutig in besserer körperlicher Verfassung war als Benjamin selbst. Vielleicht war es ja nur Benjamin, der unter den Konsequenzen der Trennung litt?
Ein jaulender Schmerzenslaut erklang aus dem Kampfring, in dessen Mitte sich die beiden kämpfenden Wölfe ineinander verbissen hatten. Intuitiv wusste Tristan, dass Benjamins Wolf verletzt war. Er trat einen Schritt vor, nur um gleich darauf wieder stehen zu bleiben und stattdessen unruhig den Ring der Kampfwächter auf und ab lief.
Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Mit der übernatürlichen Stärke der Werwölfe konnte er es nicht aufnehmen und würde es niemals an den Wächtern vorbei schaffen, falls er versuchte, körperlich einzugreifen.
Die kämpfenden Wölfe rissen sich voneinander los. Sofort fand der kastanienbraune einen sicheren Halt, während sich Benjamins Wolf nur langsam wieder aufrichtete. Offenbar hatte ihn der erste Angriff seine gesamte Kraft gekostet. Auf seiner Schnauze war eine Blutspur zu sehen. Tristan korrigierte seine Einschätzung über die Verfassung des Wolfs, bei der er sich gründlich geirrt zu haben schien.
In einem unbeholfenen Angriffsmanöver stürzte der Wolf nach vorne, aber er verfehlte den Rajan, der sich duckte und seinen Gegner bedrohlich umkreiste. Benjamins Wolf mochte den Kampf begonnen haben, doch der Rajan war jetzt in der Offensive und hatte den Vorteil definitiv auf seiner Seite.
Stumm zählte Tristan die Wächter, die die Kämpfenden abschirmten, und kam auf dreizehn Stück, den Gefährten des Rajan eingeschlossen. Dreizehn Wächter, um einen König zu schützen, der von den dreizehn Phasen des Mondes regiert wurde. Diese Geschöpfe waren tief mit den mystischen Kräften der Erde verbunden.
Tristan öffnete Körper und Geist, um die heiligen Kräfte in sich strömen zu lassen. Er fühlte, wie seine Füße in den Schlamm sanken, so wie sich die Wurzeln eines Baumes tief in die Erde gruben, um dort nach Nahrung und Halt zu suchen. Blick und Geist auf den grausamen Tanz gerichtet waren, der vor ihm aufgeführt wurde, begann er, eine einfache Formel zu flüstern.
Er sog die Kraft aus seiner Umgebung ein, nahm alles, was er erreichen konnte: die Erde, die Pflanzen, die Bäume, sogar die Werwölfe, die sich zum Zuschauen versammelt hatten. Dann leitete er die Energie in Benjamins Wolf, seinen Gefährten. Ihr Band zueinander war genauso stark wie seine Gefühle für Benjamin. Benjamin war nicht der Einzige, der seinen Wolf brauchte, um wieder vollständig zu sein.
Mein Gefährte. Meine Liebe. Meine Seele.
Er schenkte dem Wolf nicht nur die Kraft, die er in sich aufnahm, sondern auch die Liebe, die er für ihn empfand. Wie ein schwarzes Loch saugte der Wolf alles in sich auf, nahm nicht nur das, was Tristan ihm gab, sondern entzog ihm noch mehr Energie, bis Tristans eigene Beine sich schwach anfühlten. Als sie zu zittern anfingen, brach er die Verbindung gewaltsam ab, um zu verhindern, dass er das Bewusstsein verlor. Ohnmächtig würde er keine Hilfe mehr sein.
Der Wolf zögerte, der Blick eisblauer Augen glitt aus dem Kreis hinaus und suchte nach ihm. Als er unvermittelt von der Seite getroffen wurde, stieß der schwarze Wolf ein schmerzerfülltes Jaulen aus. Ohne Tristans zusätzliche Energie gaben seine Hinterbeine unter dem kraftvollen Angriff des Rajan nach. Tristan sah die knochigen Schenkel zittern, als der größere Wolf den Gegner mit einem triumphierenden Bellen zu Boden warf, ihn auf den Rücken rollte und seine Unterwerfung forderte.
Tristan schrie auf und stürzte auf die Kämpfenden zu, landete aber im nächsten Moment auf seinem Hintern, als er von einem Wolf mit weißem und bernsteinfarbenem Fell daran gehindert wurde. Der Gefährte des Rajan.
Er nahm wieder menschliche Gestalt an, die Arme wie Stahlriemen
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