Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Titel: Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhianne Aile
Vom Netzwerk:
meine Manieren gelassen? Sie haben mich ganz schön erschreckt, junger Mann.«
»Entschuldigen Sie. Ich hab‘ angenommen, dass Ihnen mein fehlgeleiteter Weltenbummler von einem Bruder gesagt hätte, dass ich komme.« Will machte einen übertriebenen Diener und hob sanft Marys Hand an seinen Mund, um mit den Lippen über ihre Fingerknöchel zu streifen. »William Bradston Northland der Dritte, zu Ihren Diensten.«
Mary errötete und zog ihre Hand weg, sobald sie konnte, ohne unhöflich zu wirken. »Vermutlich hat er es vergessen. Er ist im Moment ein wenig gestresst.«
    Sie hielt inne. Auch wenn dieser Besucher wie Tristan aussehen mochte, so war er doch ein Fremder und sie hatte die Geheimnisse auf diesem Anwesen schon über drei Jahrzehnte lang bewahrt. Schweigen war ihre Pflicht.
    »Das weiß ich und ich bin hier, um zu helfen. Wo ist der Bücherwurm?«, fragte Will und sah sich suchend um.
Mary erkannte den Blick wieder. Die beiden Männer waren offenbar nicht nur äußerlich identisch, sondern sich auch in Gestik und Mimik zeitweise sehr ähnlich. Sie war erleichtert, dass Tristan jemanden an seiner Seite hatte, der ihm helfen würde. Dass er Familie um sich haben würde.
    »Ich weiß nicht genau. Ich habe ihn seit dem Abendessen nicht mehr gesehen, aber wahrscheinlich ist er entweder oben bei Benjamin oder in der Bibliothek.«
»Klar, die Bibliothek. Das hört sich ganz nach meinem Bruder an. Darf ich das hier stehen lassen?«, fragte Will und deutete auf den Sack zu seinen Füßen.
»Oh, natürlich«, versicherte Mary. »Ich stelle mich nicht gerade gut an, damit Sie sich hier wie zu Hause fühlen. Mein Name ist Mary. Ich hole jemanden, der Ihre Sachen auf Ihr Zimmer bringt. Haben Sie nach der langen Reise Hunger oder Durst?«
Will schüttelte den Kopf. »Mary! Ich hätte es wissen müssen. Tristan lobt Sie in den höchsten Tönen. Und zu einer Ihrer Apfeltaschen würde ich auch nicht Nein sagen, nachdem wir meinen Bruder gefunden haben.«
    Erneut errötete Mary und drehte verlegen die Schürze zwischen den Händen. »Ihr zwei gleicht euch wirklich wie ein Ei dem anderen. Dieselbe Engelszunge und derselbe Charme. Kommen Sie mit in die Bibliothek, dann schauen wir nach, ob Ihr Bruder dort ist.«
    »Gern«, stimmte Will zu und passte sich problemlos ihrem Tempo an, als sie sich auf den Weg den Gang entlang machte.
    Als sie die Bibliothek verwaist vorfanden, klopfte Mary leise an Benjamins Tür, bevor sie vorsichtig hinein spähte und Benjamin allein und im Tiefschlaf vorfand. Sie presste einen Finger an die Lippen und schüttelte den Kopf in Wills Richtung. Sie gingen weiter den Flur hinunter und sahen in mehreren anderen Zimmern nach, fanden sie aber alle leer vor.
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Er hat das Haus nicht verlassen, seit...« Erneut brach sie ab. Es fühlte sich an, als würde sie mit Tristan sprechen. Sie würde sehr vorsichtig sein müssen.
    »Seit Benjamin und sein Wolf durch einen Zauber getrennt wurden«, beendete Will den Satz und verschlug Mary damit vor Schreck die Sprache.
    »Mein Gott... Woher...?«
    »Er ist mein Zwilling«, erklärte Will geduldig. Jemand, der selbst keinen Zwilling hatte, konnte diese besondere Verbindung nur selten nachvollziehen. Er trat an das hohe schmale Fenster auf der Ostseite des Salons heran und sah auf die geschwungenen Hügel hinaus, die von sanftem Mondlicht erhellt wurden. Er sandte seinen Geist aus, konnte seinen Bruder aber nicht spüren.
    Wo bist du, Tris?
     
    ***
     
    Bevor er mit dem Rücken auf den Boden aufschlug, verwandelte sich der Rajan zu einem kastanienbraunen Wolf von der Größe eines kleinen Ponys. Er fletschte die Zähne und warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den schwarzen Wolf, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ein tiefes, animalisches Grollen brach aus seiner Kehle hervor. Der schwarze Wolf wurde zurückgeschleudert, fing sich aber geschmeidig ab und landete knurrend auf den Pfoten, die Zähne gebleckt, die Augen verengt und die Ohren angelegt.
    Erneut sprang Benjamins Wolf los, stets darauf bedacht, sich zwischen Tristan und dem Rajan zu halten. Tristan schrie ihm zu, damit aufzuhören, und rein aus Gewohnheit nannte er ihn Benjamin.
    Als er die vertraute Stimme hörte, hielt der schwarze Wolf einen Moment lang inne. Er schüttelte den Kopf und der Schein der Fackeln, die um den Kreis herum standen, ließen das dichte Fell in seinem Nacken in einem blauschwarzen Ton schimmern. Er stieß ein tiefes,

Weitere Kostenlose Bücher