Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)
das Fleisch gefressen, aber ich kann nicht sagen, von wem oder was. Hat einer der beiden erzählt, was überhaupt passiert ist?«
Mary und Conrad tauschten besorgte Blicke aus. »Ein bisschen was haben wir mitbekommen«, sagte Mary. »Aber ich bin sicher, an dieser Sache hängt noch mehr dran. Du weißt, dass Benjamins Problem von einem alten Fluch verursacht wird, oder?«
Sie wartete auf Joshs bestätigendes Nicken, bevor sie fortfuhr. Zwar kannten die Hausangestellten die wichtigsten Fakten über Benjamins Zustand, aber da ihr Arbeitgeber normalerweise darüber schwieg, brachten auch sie es nicht oft zur Sprache.
Da Mary nicht wusste, inwieweit Josh informiert war, fasste sie die Geschichte der Familien Northland und Sterling kurz zusammen und endete mit der gestrigen Neuigkeit, dass der Fluch gebrochen war. Einiges davon hatte Josh bereits selbst herausgefunden, während er Tristan geholfen hatte, aber Mary beantwortete die Fragen, die er nicht zu stellen gewagt hatte.
Josh merkte, dass die Sorge das sonst eher zurückhaltende Verwalterpärchen zum Sprechen brachte, und fragte deshalb: »Aber wenn Mr. Benjamin und sein Wolf jetzt getrennt sind und der Fluch gebrochen ist, warum wird er dann nicht wieder gesund?« Gefesselt von den neuen Informationen, hatte Josh seinen halb gegessenen Keks vergessen auf dem Tisch liegen lassen.
»Das ist der Teil, über den sie nichts sagen«, entgegnete Mary besorgt und rollte ihre Schürze im Schoß zusammen.
»Oder nichts wissen«, fügte Conrad stirnrunzelnd hinzu.
»Ich brauche Ihre Hilfe, Mary.« Tristan, der soeben in die Küche hereinschneite, blieb überrascht in der Tür stehen. Mit einem Kriegsrat hatte er nicht gerechnet.
Die Haushälterin lächelte und griff nach der Schale, in der die Schokoladenkekse neben den Cranberry-Haferplätzchen hätten liegen sollen. Als sie die Schale jedoch leer vorfand, bedachte sie Josh mit einem finsteren Blick.
»Wie wäre es mit einer frischgebackenen Apfeltasche?«, schlug Mary vor und sprang sofort auf die Füße. Benjamin war nicht der Einzige, um den sie sich zunehmend Sorgen machte. Tristan hatte ebenfalls nur wie ein Spatz gegessen und sie befürchtete, dass er auch nicht viel schlief. Unter seinen Augen lagen tiefe Ringe und sein normalerweise dunkler Teint war aschfahl.
Der Duft von gebackenen Äpfeln, Zimt und knusprigem Blätterteig stieg Tristan in die Nase. Er musste wirklich sehr beschäftigt gewesen sein, wenn ihm der Duft von frischen Apfeltaschen nicht aufgefallen war.
»Eigentlich war das nicht...«
Mary schob zwei der dampfenden Gebäckstücke auf einen Teller und stellte sie mit einem warnenden Blick zu Josh auf den Tisch. Danach holte sie einen Milchkrug aus dem Kühlschrank.
»Haben Sie etwa keinen Hunger?«
Tristan fühlte sich hundeelend, als er den niedergeschlagenen Ausdruck auf Marys Gesicht sah. Er konnte es nicht über sich bringen, noch mehr Menschen zu enttäuschen.
Die Hausangestellten in Sterling Manor waren für Benjamin nicht nur bezahlte Angestellte, sondern eher wie eine Familie. Sie machten sich mindestens genauso viele Sorgen wie er und er hatte sich bisher kaum Gedanken um ihre Gefühle gemacht.
»Nun, eigentlich hatte ich keinen...« Tristans Magen grummelte. »Aber da sollte ich vielleicht nochmal drüber nachdenken.«
»Ist Benjamin wach? Ich könnte ihm eine Apfeltasche rauf bringen lassen«, sagte Mary und stapelte einige Teller aufeinander, bevor sie sie in die Spülmaschine sortierte.
Tristan ging zu ihr rüber, legte seine Arme um ihre Taille und sein Kinn auf ihre Schulter. »Als ich zuletzt nachgesehen habe, hat er geschlafen, aber ich kann eine für später mit hochnehmen.«
Mary neigte den Kopf und legte ihre Wange an seine. »Ich schätze, dann müssen Sie wohl doppelt so viele essen, um mich zumindest ein bisschen glücklich zu machen.«
Tristan lachte leise und küsste sie auf die samtweiche Wange. »Eigentlich wollte ich fragen, ob Sie vielleicht jemanden aus dem ansässigen Werwolfsrudel kennen.«
Er nahm die Apfeltasche und blickte das ältere Paar gespannt an. Er konnte kaum glauben, dass er nicht schon früher an das Rudel gedacht hatte.
Mary erstarrte mitten in der Bewegung und tauschte einen langen Blick mit Conrad, bevor sie sich die Hände an der Schürze abwischte. »Woher wissen Sie vom Rudel?«, fragte sie mit ernstem Gesicht.
»Benjamin hat mir von ihnen erzählt, als Josh mir die Lichtung gezeigt hat.«
Joshs Augen wurden riesig, als er sich
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