Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)
vergraben und tief einzuatmen.
Anschließend ließ er Tristan nur sehr widerwillig wieder los, auch wenn dieser keine Anstalten gemacht hatte, sich von ihm zurückzuziehen.
»Wie wäre es mit einem Drink, um unsere Abmachung zu besiegeln? Ich hätte Brandy im Kaminzimmer.«
Unglaublich erleichtert darüber, dass er eine Chance bekam, stimmte Tristan zu und folgte Benjamin den Gang entlang.
Das Kaminzimmer war ein gemütlicher Raum, in dem vor jeder Wand riesige Bücherregale standen. Ein großer, steinerner Kamin fiel ihm sofort ins Auge, da auf dem Sims eine Reihe von Fotos stand, die Tristan eingehender betrachtete. Viele von ihnen zeigten einen kleinen Jungen.
»Ihr Sohn?«, fragte er und wandte sich zu Benjamin um. Dank seiner vorherigen Recherche wusste Tristan, dass Benjamin verheiratet gewesen war und einen Sohn hatte.
Benjamin lächelte stolz. »Ja, das ist Charles.«
»Ist er hier?«, fragte Tristan und blickte sich suchend um, ob irgendetwas auf die Gegenwart eines Kindes schließen ließ.
Traurig schüttelte Benjamin den Kopf. »Nein, er ist in der Schule. Seit seine Mutter und ich geschieden sind, ist es einfacher so, da ich zwischen der Stadt und meinem Landhaus hin- und herpendeln muss.«
»Wie alt ist er?«
»Im November wird er elf. Ich war dreizehn, als die Wandlungen angefangen haben«, sagte Benjamin und beantwortete damit sowohl die ausgesprochene als auch die unausgesprochene Frage. »Gerade die ersten Jahre waren besonders schmerzhaft. Ich würde es ihm gern ersparen, wenn ich könnte.« Er zuckte zusammen, als ihn unerwartet eine Hand am Arm fasste.
Tristan konnte nicht anders, als Benjamin zu berühren, sein eigenes Herz tat ihm weh, als er den Schmerz in den leuchtend blauen Augen sah.
»Wenn es uns gelingt, den Fluch zu brechen, wird er diesen Schmerz niemals erfahren müssen.«
Benjamin nickte. Er wagte kaum zu hoffen, konnte sich der Begeisterung, die von Tristan ausging, aber auch nicht entziehen.
»Ich zeige Ihnen meine private Bibliothek und suche die Bücher heraus, die meiner Meinung nach nützlich sein könnten. In spätestens zwei Tagen muss ich mich in mein Landhaus zurückziehen, aber Sie können mich begleiten, wenn Sie wollen. Seit Beginn des Fluchs befindet sich dieses Land im Besitz meiner Familie, vielleicht hilft Ihnen das ja weiter. Aber falls Sie lieber hier bleiben möchten, kann ich das ebenfalls arrangieren.«
»Nein, ich komme mit Ihnen. Ich war mir nur nicht sicher, ob Sie mich überhaupt da haben wollen.«
»Um ehrlich zu sein, Tristan, ich hege keine großen Hoffnungen, dass der Fluch gebrochen werden kann, aber ich bin davon überzeugt, dass Ihre Motive uneigennützig sind. Ich verurteile Sie nicht aufgrund Ihrer Vorfahren, genauso wie ich davon ausgehe, dass Sie mich nicht aufgrund meiner verurteilen. Trotzdem bin ich unglaublich wütend auf das, was Anne meiner Familie angetan hat. Andererseits hat sie zuerst unter einem meiner Vorfahren gelitten. Ein Vorfahre, der ganz offensichtlich ein willensschwacher Schwerenöter war.«
Während sie immer privatere Einzelheiten aus ihrem Leben austauschten, wurde Tristan bewusst, wie nahe sich ihre Körper inzwischen gekommen waren. Es wäre ein Leichtes gewesen, einfach seine Hand auszustrecken und auf Benjamins Brust zu legen.
Die plötzliche Erkenntnis dieser Nähe raubte ihm für einen Moment die Fähigkeit, zu sprechen. Deutlich konnte er die Wärme spüren, die von Benjamins Haut ausging, und er wollte ihn berühren, um sich zu vergewissern, dass es keine Illusion war.
Benjamin konnte das plötzliche Erwachen der Lust in Tristan riechen und sein eigener Körper reagierte prompt darauf. Er wollte mit der Zunge über den frischen Schweißfilm auf Tristans Haut lecken, wollte wissen, ob er genauso gut schmeckte, wie er roch.
Ein diskretes Hüsteln lenkte seine Aufmerksamkeit jedoch zur Tür. Dort stand, geduldig wartend, sein Hauswirtschafter Conrad.
Benjamin musste das Knurren unterdrücken, das plötzlich in seiner Kehle aufstieg. Reflexartig zog er Tristan näher zu sich heran, um ihn vor den Blicken des anderen Mannes zu verbergen. Ihm war bewusst, dass diese Reaktion vollkommen absurd war, aber er konnte die Signale, die vom instinktiven Teil seines Geistes ausgingen, nicht ganz ignorieren. Das Tier in ihm sah in Tristan einen potentiellen Gefährten, den es vor anderen Männchen zu beschützen galt.
»Benötigen Sie heute Abend noch etwas, Sir?«, fragte Conrad höflich.
»Nein, danke. Gehen
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