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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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roch es nach ranziger Butter. Serrat schob die Beine aus dem Bett und legte die Hände auf die dicken Oberschenkel.
    »Unser Doktor –«, sagte er gedehnt. »In Algier! Es ist also doch bloß eine Übertreibung, daß die Wüste jeden Idioten frißt! Sie hat Sie wieder ausgespuckt … Unverdaulich waren Sie immer, das stimmt.« Serrat senkte den Kopf wie ein angreifender Stier. Sein nackter, gewaltiger Körper erhob sich vom Bett. »Was gibt's, Doktor? Los … sagen Sie es schon! Stellen Sie die Frage –«
    Dr. Bender nickte. »Wo ist Saada?« fragte er. »Serrat … ich stelle sie nur noch einmal: Wo – ist – Saada –?«
    Pierre Serrat war kein Mensch, den man mit einer harten Frage aus dem Gleichgewicht kippen konnte. Ein Riesentier wie er, aus Mut, Muskeln und Gewissenlosigkeit, war nicht zu überrennen mit ein paar hart gesprochenen Worten. Dr. Bender hatte es auch nicht anders erwartet, und als er jetzt die Augen Serrats sah, kleine, glitzernde, helle Bärenaugen, in denen keine Regung lag, nur eben dieses kalte Leuchten der Erbarmungslosigkeit, wußte er, daß die kommenden Minuten auch eine Entscheidung in seinem Leben sein würden.
    Merkwürdigerweise hatte er keine Angst. In ihm war es so kalt, als ständen sie sich in einem Kühlhaus gegenüber und nicht in einem afrikanischen Hotelzimmer, in dem trotz der Ventilation noch eine Decke von Hitze und klebenden Gerüchen lag.
    »Saada –« Serrat dehnte den Namen wie einen Kaugummi. »Ich weiß es nicht.«
    Das war die Wahrheit, aber nur eine halbe. Dr. Bender wußte es genau. »Sie haben Saada aus Camp XI mitgenommen«, sagte er rauh.
    »Ja.«
    »Wohin?«
    »Nach Ouargla.«
    »Und dann?«
    »An die Grenze nach Tunis, in die Schotts Djerid …«
    Dr. Bender hatte manche Antwort erwartet … aber nicht diese. In die Schotts? Was hatte Serrat in den Salzseen zu suchen? Das verwirrte ihn und ließ neue Angst in ihm hochquellen.
    »Reden Sie nicht herum, Serrat!« schrie er plötzlich. »Sie haben Saada mitgenommen, und seitdem ist sie verschwunden.«
    »Das glaube ich gern.« Serrat grinste breit. Er kam langsam auf Bender zu, ein behaarter Riesenaffe, nackt und lautlos. Es war, als berühre der schwere Körper nicht den Boden. »Ich habe sie verkauft …«
    »Was haben Sie?« Bender stockte der Atem. Das Ungeheuerliche war nicht begreifbar. »Erzählen Sie keinen Blödsinn, Serrat.«
    »Ich habe sie auf einem Sklavenmarkt in den Schotts Djerid verkauft. Für gute harte Francs.« Serrat zog das Kinn an. »Ich kann Ihnen sogar eine Quittung darüber geben … ich habe das Geld einem Waisenhaus in Algier vermacht. Fragen Sie mich bloß nicht, warum. Aber das ist die reinste Wahrheit … Saada schwirrt als Sklavin irgendwo herum. Vielleicht ist sie sogar schon in Saudi Arabien in einem Harem. Da geht's ihr gut … besser als in dem Stinkloch Bou Akbir.« Serrat stand einen Meter vor Dr. Bender. »Es steht Ihnen jetzt die Frage frei, warum ich Ihnen das alles erzähle! Nach dem Gesetz habe ich Ihnen zehn Jahre Zuchthaus gestanden. Sie nehmen doch nicht an, daß ich so blöd bin und sie absitze?«
    »Nein.« Benders Herz war wie mit einem Eisenpanzer umgeben. Verkauft auf einem Sklavenmarkt! Irgendwohin transportiert, zur Liebe gezwungen, vielleicht mit Peitschen geschlagen, bis ihr Widerstand zerbrochen war. Er schrak zusammen vor einem fremden Laut. Auch Serrat hob die buschigen Augenbrauen. Erst da merkte Bender, daß er mit den Zähnen geknirscht hatte. »Sie Schwein –«, sagte er tonlos. »Sie elendes Schwein! Was wären zehn Jahre Zuchthaus …«
    Er duckte sich, denn Serrat griff mit beiden Händen nach ihm. Und dann war es, als fiele ein Berg über ihn. Doch Dr. Bender hatte diesen Angriff einkalkuliert. Zum erstenmal in seinem Leben wandte er als Selbstverteidigung das an, was er in Köln auf der Karate-Schule gelernt und an seinen Partnern nur simuliert hatte. Mit einem blitzschnellen Handkantenschlag in den Magen Serrats hieb er den Riesen zurück, bevor noch dessen tellergroße Hände seinen Kopf umfassen konnten.
    Serrat war es, als schnitt man ihn mittendurch. Ein unbeschreiblicher Schmerz durchzuckte ihn, er taumelte zurück, fiel auf das von der Hure zerwühlte Bett und drückte beide Hände in den Leib. Feuer durchbohrte seinen Magen, das Zimmer löste sich auf in tanzende, grellfarbene Punkte. Aber das war nur ein paar Sekunden lang, dann sprang Serrat wieder auf, dumpf knurrend wie ein Löwe. Er taumelte auf Bender zu und warf sich dann über

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