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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schleifte ihn aus der Bar.
    Von dieser Stunde an war Pierre Serrat kein Flüchtling mehr, sondern eine wichtige Person der ›Sahara-Petrol‹, die man hegen und pflegen mußte, bis das berühmte Gras über die Affäre gewachsen war.
    Man vergaß nur, daß in der Wüste selten Gras wächst –
    Am nächsten Morgen besuchte ein Polizei-Offizier Dr. Bender auf seinem Zimmer. Bender schlief noch, als durch das Telefon der Besuch angekündigt wurde. Er war erst seit vier Stunden im Bett … bis zum Morgengrauen hatte er gewartet und jede Stunde in der Polizeikommandantur angerufen. Auch im Hospital rief er an … Scheich Achmed hatte seine Tochter wirklich aufgegeben und eine Totenfeier in der Moschee von Algier bestellt. Cathérine war aus ihrer Bewußtlosigkeit erwacht und hatte hohes Fieber. Aber man glaubte, alles unter Kontrolle zu haben. Einen Wundbrand erwartete man nicht mehr; allerdings sah ihr Körper schrecklich aus, entstellt durch die tiefen Operationswunden; faustgroße brandige Fleischstücke waren herausgeschnitten worden. Man hatte es Cathérine noch nicht gesagt … die Ärzte waren froh, daß sie überhaupt erwacht war und ihre Umwelt erkannte.
    Bender ließ einen großen Blumenstrauß bestellen und an ihr Bett schaffen. »Ich komme gegen Mittag«, sagte er zu dem Nachtarzt.
    Der Polizeioffizier hatte eine schmale Mappe bei sich und setzte sich an den Tisch am Fenster, während Dr. Bender schnell ins Bad eilte, sich das Gesicht und die Hände wusch und die Haare kämmte. Etwas Außergewöhnliches war geschehen, das spürte er … nicht ohne Grund besuchte ihn ein Offizier am frühen Morgen.
    »Der Herr Minister hat uns angewiesen, Ihnen über den Stand unserer Aktionen genauen Bericht zu geben«, sagte der schlanke schwarzäugige Offizier und klappte seine Mappe auf. Er könnte ein Bruder von Saada sein, dachte Dr. Bender. Prillier hat recht … ihre Augen sind alle gleich. Nur lag über Saadas Blick ein Schimmer wie Samt. – Er schrak hoch, als der Offizier weitersprach.
    »Wir haben in der Nacht noch den Händler Amar ben Habadra verhaftet. Er sagte nach drei Stunden Verhör aus, daß er einem Europäer mit einem jungen Mädchen den Weg zum Schott Djerid erklärt habe. Der Beschreibung nach waren es Serrat und Saada. Nach vier Stunden Verhör kannte Habadra auch einen Händler Jussuf ben Rahman, wohnhaft in Biskra. Rahman wurde ebenfalls verhaftet. Er ist ein angesehener reicher Mann, der für alle Zeiten Alibis hat und nie etwas mit Sklavenhandel zu tun hat. Er organisiert im Gegenteil Pilgerfahrten zum Heiligen Grab in Mekka … eine sehr lobenswerte Tätigkeit. An der Grenze kennt man seine Pilgerbusse sehr gut …« Der Offizier hob den Kopf. »Die Spur zu Jussuf ben Rahman war also falsch. An dem Tag, an dem Serrat Saada verkauft haben will, hat Rahman eine große Karawane über die Grenze nach Tunis gebracht.«
    Dr. Bender spürte in seinem Körper ein heißes Flimmern. Die Spur, dachte er. Da ist sie. Die Nadel im Heuhaufen. Sie erkennen es noch nicht, sie sind blind … aber die Spur ist da … Nach Tunis –
    »Und … und das fällt Ihnen nicht auf?« fragte er mit belegter Stimme.
    »Was soll hier auffallen?« fragte der Offizier erstaunt zurück.
    »Die Pilgerfahrt!« Bender schrie es heraus. »In dem Bus war auch Saada –«
    »Als Pilgerin? Dann war sie ja freiwillig auf Reisen.«
    »Sie wurde gezwungen.«
    »Monsieur –« Der Offizier lächelte mokant. »An der Grenze werden die Busse genau untersucht. Sie hätte nur einen Ton von sich geben müssen … und das ganze Unternehmen wäre in die Luft gegangen. Oder bezichtigen Sie Rahman, seine Pilgerfahrten seien Sklavenhandel?«
    »Genau das sind sie!«
    »Monsieur!« Der Offizier sprang auf und klappte seine Mappe zu. »Ihre Erregung ist verständlich, aber hier geht es um die Religion, die nie ein Außenstehender begreifen wird. Eine Pilgerfahrt zu Allah nach Mekka ist das Höchste, was einem Moslem im Leben geschehen kann. Es ist eine Beleidigung Allahs, daran zu zweifeln.« Er knallte die Hacken zusammen, was anscheinend alle Militärs auf der Welt als besonders forsch ansehen, und verließ das Zimmer. Dr. Bender blieb keine Zeit mehr, sich zu entschuldigen.
    »Sie wollen es nicht sehen!« rief er, als er allein war, und preßte die Fäuste gegen die Stirn. »Das ist die raffinierteste Sklavenkarawane, die es gibt: Pilgerfahrt nach Mekka! Mein Gott, sind denn alle hier blind?!«
    Er zog sich an und fuhr zum Armeekommando von

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