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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schimmerten nur noch als dünne, helle Narben.
    Bender war in diesen Wochen zu einem Organisator geworden. Er hatte das gesamte Krankenwesen der ›Sahara-Petrol‹ umorganisiert, drei Zentralapotheken gegründet, drei fahrbare Operationssäle – deutsche Klinomobils – eingeführt und in den einzelnen Bohrcamps die Lazarettbaracken modernisiert. Er ließ aus Frankreich ausgebildete Sanitäter kommen und holte sich von Korsika ausgediente Fremdenlegionäre zurück in die Wüste. Die meisten kamen sofort, als das Werbeschreiben verlesen wurde … wer einmal die Wüste lieben lernte, dem bleibt sie eine lebenslange Geliebte.
    Nach drei Monaten kam Direktor Prillier von der ›Sahara-Petrol‹ zu Dr. Bender und überreichte ihm einen Vertrag über fünf Jahre als Chefmediziner der Gesellschaft in Algerien.
    »Gratuliere –«, sagte er dabei mit saurer Miene. »Ihr Umfunktionieren hat uns bis jetzt 1 Million Francs gekostet. Trotzdem fesseln wir Sie an die Sahara, docteur. Und Sie Idiot lassen sich auch noch fesseln. Warum sind Sie nicht zurück an Ihren Rhein und machen dort eine Praxis auf? Fünf Jahre Wüste … denn glauben Sie nicht, Sie könnten hier in Algier vom gepolsterten Stuhl aus reformieren! Ihr neuer Chefplatz liegt in Hassi-Messaoud. Schön, was? Mitten in der Hölle! Aber Sie wollten es ja nicht anders, Sie dämlicher Menschenfreund.«
    »Nein. Und ich werde nach fünf Jahren noch einmal fünf Jahre bleiben … das weiß ich jetzt schon.«
    »Wenn Sie bis dahin nicht verdorrt sind.«
    »Das werden Sie nicht erleben, Prillier.« Dr. Bender nahm den Vertrag und unterzeichnete ihn, ohne ihn durchzulesen. Was auch darin stand, – es war gleichgültig. Wichtig war nur: Er kam zurück zu seinen harten und doch im Inneren butterweichen Jungs, zu den Ölbohrern an den einsamen Türmen mitten im Sand, zu den Kindern der Hölle, zu den Männern, die abends zu ihm ins Krankenrevier kamen, sich in die Ecke drückten und zu erzählen begannen … von ihrem Leben, von ihren Wünschen, von ihren ewig unerfüllbaren Träumen … Menschen am Rande der Menschheit, aber Menschen, die nach einem Menschen suchten wie nach dem verdammten Öl unter der brennenden Wüste.
    Und Cathérine war dabei, seit einer Woche Madame Bender. Cathérine, die wieder lachen konnte, die sich in Algier einen neuen Gürtel kaufte und eine neue Pistole, und die am Tage des Abflugs in die Wüste erschien wie damals, als Bender sie in der Tür der Lazarettbaracke traf … in alten Blue Jeans, eine verwaschene Mütze auf dem Kopf … und um der Hüfte Gürtel und Pistole.
    »Das war ein langer Urlaub«, sagte sie burschikos und lachte über den ratlosen Piloten, der ihr nachstarrte, als sie die Gangway hinaufstieg wie ein Cowboy. »Fast vier Monate. Junge, werden die Kerle verwildert sein. Wir müssen ganz von vorn beginnen, Ralf … vor der Behandlung ein Schlag unters Kinn, dann sind sie still –«
    Prillier, der sie zum Flugzeug begleitete, aber in Algier blieb, klopfte Bender auf die Schulter und lachte dröhnend.
    »Blödheit muß bestraft werden«, rief er. »Das habe ich mir immer gesagt, wenn ich an Sie dachte, docteur. Ein Kerl wie Sie geht in die Wüste! Soviel Dummheit ist selbst nicht mehr Gott gefällig. Aber nun sehe ich … alles ist gut. Sie müssen ein ganzes Leben mit Cathérine verbringen … jetzt ist Ihnen mein Mitleid sicher.«
    »Komm!« rief Cathérine oben in der Tür des Flugzeuges. »Laß den fetten Eber stehen, Ralf. Oh, ich hätte Lust, ihm ein Ohr abzuschießen –«
    So flogen sie ab … fröhlich, in ausgelassener Laune, voll von Plänen.
    Und sie kamen an auf einem Platz voll heißen Sandes, unter einer Sonne, die keine Gnade kannte, und umrauscht von einem Wind, der den Staub in die Poren drückte.
    Hassi-Messaoud.
    Sie kannten es ja, und sie kannten auch den Mann, der sie am Flugzeug abholte und umdirigierte zu einem schon wartenden Hubschrauber. Dr. Blétioth, ein alter Arzt, von der blendenden Wüstensonne fast erblindet, legte die Arme um die Hüften von Bender und Cathérine.
    »Es tut mir leid«, sagte er, »daß ich Flitterwöchlern nicht ein Bett anbieten kann, aber ihr müßt hinaus in den Dreck. Navrimont hat angerufen … er braucht einen Arzt … nein, nicht für sich, der konserviert sich schon zu Lebzeiten in Alkohol … Für Serrat. Da staunt ihr. Ja, Serrat ist da. Kam allein durch die Wüste, mit einem uralten Auto. Mehr tot als lebendig traf er bei Camp XI ein. Auf dem Zahnfleisch kroch er.

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