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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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tönenden orientalisch blumigen Worte. Dort lag ein Mensch, der ab heute, eine halbe Stunde später, wenn Saada bei ihm war, kein anderes Ziel mehr kannte, als den deutschen Arzt Dr. Bender zu töten.
    »Wenn Sie Kraft genug haben, stehen Sie auf, Ali, und gehen Sie hinüber ins Zimmer 45. Sehen Sie sich Cathérine an … und wenn Sie dann noch meinen Tod wollen … ich laufe Ihnen nicht weg, ich komme sogar zu Ihnen nach Bou Akbir.«
    Achmed wartete ein paar Minuten, bis er sicher war, daß Dr. Bender mit dem Fahrstuhl nach unten gefahren war. Dann klingelte er, die Nachtschwester erschien und schimpfte sofort, als sie Ali auf der Bettkante sitzen sah.
    »Sei still, weiße Taube«, sagte Achmed höflich. »Hol den rollenden Stuhl. Ich will zu Zimmer 45.«
    »Ins Bett gehen Sie!« rief die Schwester. »Soll ich den Arzt rufen?«
    »Oh bitte, bitte. Er wird mir erlauben, was ich will … er wird mich verstehen … Rufen Sie den Arzt.«
    Zehn Minuten später saß Achmed in einem Rollstuhl, und der Stationsarzt selbst rollte ihn über den Flur zu Zimmer 45. Mit offenem Mund starrte die Schwester ihnen nach.
    Leise öffnete der Arzt die Tür von Nr. 45 und schob Achmed ins Zimmer. Der Raum war dunkel bis auf eine kleine Nachttischlampe, die einen fahlen Schein über das Bett warf.
    In den Kissen lag ein vermummtes, verbundenes, unkenntliches Wesen. Neben ihm an einem Galgen hing noch die leere Tropfflasche, mit der man neue Kraft in den ausgebluteten Körper Cathérines laufen ließ.
    Ali ben Achmed blieb in der Tür stehen und umklammerte die Räder des Rollstuhles. Der Stationsarzt beugte sich über ihn.
    »Was tut sie?« flüsterte Ali.
    »Sie schläft –«
    »Aber sie wird weiterleben?«
    »Wenn Allah gnädig ist.«
    »Es war mein Gepard –«, sagte Ali.
    »Ich weiß es.«
    »Und sie hat ihn erwürgt –«
    »Eine einmalige Frau, Scheich Achmed.«
    »Das ist sie. Ich werde zu Allah beten –«
    Ali nickte. Der Arzt drehte den Rollstuhl herum und fuhr ihn wieder auf den Gang zurück. Erst in seinem Zimmer sprach Achmed wieder, als der Arzt das Bett aufdeckte und ihm zuwinkte.
    »Nein, lassen Sie mich im Stuhl sitzen«, sagte er. »Ich werde noch einmal herumfahren müssen … wenn Saada kommt. Bringen Sie sie sofort zu mir.«
    »Natürlich.«
    »Wo ist Dr. Bender?«
    »Unten, im Ärztekasino. Er ist mit den Nerven am Ende.«
    »Sorgen Sie dafür, daß er Saada nicht begegnet. Machen Sie ihn betrunken, wenn es sein muß. Ich muß mit meiner Tochter allein sein …«
    Eine halbe Stunde später traf Saada im Militärkrankenhaus ein. Ein junger Offizier von der Kommandantur begleitete sie. Dr. Bender saß mit zwei Ärzten zusammen und trank Bier … er sah Saada nicht kommen, denn das Kasino ist weit von der Pforte entfernt.
    »Wo ist Dr. Bender?« fragte Saada, als der wachhabende Arzt sie in Empfang nahm und zum Fahrstuhl führte. »Sie haben mir gesagt, er erwartet mich hier. Warum sehe ich ihn nicht? Warum sind alle so geheimnisvoll? Ist etwas geschehen? Belügen Sie mich alle?« Sie fuhr herum, ihre schwarzen Augen glühten. Sie war wie eine Raubkatze in einer Falle. »Wo ist Dr. Bender?« schrie sie.
    »Ich führe Sie ja zu ihm.« Der Arzt faßte sie unter, schob sie in den Aufzug, schloß die Tür und drückte auf den Knopf 1. Etage. Als der Aufzug hielt, stürzte Saada aus der Kabine wie aus einem Käfig.
    »Wo?« rief sie.
    »Zimmer 10.«
    Saada rannte den Gang entlang, von Tür zu Tür … vier … sechs … acht … neun … zehn … Der Arzt blieb zurück, und er hielt auch die Nachtschwester fest, die aus ihrem Zimmer stürzte, als sie die fremde Gestalt an der offenen Tür vorbeirennen sah.
    »Kümmern wir uns nicht darum«, sagte der Arzt leise und drückte die Schwester in den Wachraum zurück. »Wir sind hier eine chirurgische Station … was da geschieht, ist etwas für die Seelenärzte. Also, nicht drum kümmern, Schwester. Nicht unser Fall –«
    Saada riß die Tür von Nr. 10 auf und stürzte hinein. Dann blieb sie stehen und atmete tief auf.
    Ali ben Achmed empfing sie in seinem Rollstuhl, die Hände auf den Knien. »Allah segne dich –«, sagte er mit bebender Stimme. »Und Dank sei ihm. Ich habe meine Sonne wieder.«
    Saada sah sich um. Ihre Augen suchten und wurden zu einer einzigen großen Frage.
    »Wo ist er? Vater … wo … wo …«
    »Komm mit mir, Tochter.« Ali setzte seinen Rollstuhl in Bewegung. »Folge mir … ich will dir etwas zeigen und erklären. Und wenn du auch glaubst, es

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