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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einfacher, als hin- und herzufliegen.«
    De Navrimont war zufrieden. Ist doch alles Scheiße, dachte er. Ob hier oder in Messaoud oder im Arsch des Teufels … für mich ist das Leben nur eine Last. Gäbe es keinen Schnaps, ich hätte mich längst aufgehängt. Er verfiel in eine weinerliche Stimmung, Tränen schossen in seine Augen, und er putzte sich die Nase. Serrat kannte das. So ist er immer, wenn er einen Tag lang nichts gesoffen hat. Dann klappt er zusammen. Wer weiß, was ihm so auf dem Gewissen drückt? Wer wußte überhaupt etwas von de Navrimont? Als er in die Wüste kam, galt er als ein blendender Erdölingenieur, als ein Fachmann für die Mineurkunst. Er hatte dreimal auf Anhieb richtig gebohrt und war fündig geworden. Das sparte der Gesellschaft ›Sahara-Petrol‹ Hunderttausende an Francs, die sie sonst für Probebohrungen ausgegeben hätte. Man vergaß das Alain de Navrimont nicht. Als er ans Saufen kam und immer mehr abrutschte, entließ man ihn nicht, sondern steckte ihn in den äußersten heißesten Winkel der Sahara, in den Erg Tifernine. Dort konnte er sich zu Tode trinken … sein Gehalt war gewissermaßen ein Ehrensold für die ersparten Hunderttausende. Er war niedriger als deren Zinsen. Mit anderen Worten: Er belastete niemanden.
    Serrat atmete auf, als der Hubschrauber mit de Navrimont wieder aufstieg und in Richtung Messaoud absurrte. Der Ingenieur hatte Serrat Glück gewünscht und ihn gewarnt, keinen Tripper aus Algier mitzubringen. Serrat hatte genickt und gedacht: Glück kann ich brauchen. Das andere wäre Künstlerpech. Wer macht schon vorher einen Abstrich, wenn er mit einer so glutäugigen Katze ins Bett geht?
    »Komm, Schätzchen«, sagte Serrat und legte den Arm um Saada. Sie standen auf dem Flugplatz, der Wind trieb Staub über die Piste, ein Landrover mit algerischen Monteuren kam auf sie zugefahren. »Hier bleiben wir eine Nacht, und dann geht's weiter.«
    Er lud seine alte Legionärstasche auf den Wagen, hob Saada auf die Ladefläche und sprang selbst hinauf. Der Aufbau schwankte bedenklich. Auch ein Landrover ist nicht für ein springendes Nilpferd konstruiert.
    »Der Verwaltungsinspektor erwartet dich schon«, sagte einer der Monteure.
    »Der Inspektor kann mir die Mücken aus der Ritze pflücken!« knurrte Serrat und zeigte auf die Stadt. »Zum Hotel ›Goléa‹. Siehst du nicht, daß ich in Damenbegleitung bin?«
    Der Wagen rührte sich nicht von der Stelle. Die beiden Algerier sahen sich fragend an.
    »Der Inspektor wird schimpfen«, sagte der andere Monteur. »Wir haben den Befehl, dich sofort zu ihm zu bringen.«
    »Zum ›Goléa‹!« brüllte Serrat und hieb auf die Autokante. »Ein Serrat bestimmt selbst, wann er kommt! Noch ein Wort, Junge, und ihr fliegt durch die Luft, und ich fahre die dreckige Mühle allein.«
    Die Algerier zuckten mit den Schultern, stiegen ein und fuhren los. Saada klammerte sich an Serrat fest.
    »Gibt es Schwierigkeiten?« fragte sie.
    »Nein, gar keine, mein Schätzchen. Du siehst, es geht weiter.«
    »Ja.« Sie tastete nach seiner Riesenhand und umfaßte sie. »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll –«
    Serrat preßte die Lippen zusammen, knurrte wie ein Kettenhund und starrte über den staubigen Flugplatz den flachen weißen Gebäuden entgegen, in denen die Flugplatzangestellten unter rotierenden Ventilatoren saßen und trotzdem schwitzten.
    Das Hotel ›Goléa‹ war ein elender Bau mit kleinen Zimmern, einer stinkenden Schankstube und einem Wirt, der Serrat wie einen König begrüßte und Saada mit glitzernden, sachverständigen Augen abschätzte.
    Wüstenmädchen. Eine Berberin. Nicht billig und ohne Stolz. Eine Sahara-Hure. Man sollte ausspucken vor ihr.
    »Ein Zimmer«, sagte Serrat und schob den Wirt mit einer Handbewegung aus dem Weg. »Ein Zimmer, wie's aussieht, ist egal! Nur ein Bett muß drin sein.«
    »Verstehe.« Der Wirt grinste unverschämt. »Ein Sonderpreis, monsieur: 40 Francs, und alle sind blind im Haus.«
    »10 Francs, oder du hast die Rübe in fünf Minuten im Suppentopf!« brüllte Serrat. Er packte den Wirt am Kragen, hob ihn hoch, trug ihn in die Ecke, und der Wirt machte sich steif und rührte sich nicht und ließ sich wie ein Brett gegen die Wand pressen. »Und einen Wagen«, sagte Serrat leise. »Einen guten, schnellen Wagen. Dafür gebe ich dir 100 Francs Leihgebühr.«
    »Und wer sagt mir, daß Sie wiederkommen, monsieur?« Der Wirt begann zu schwitzen. »100 Francs sind wenig für einen Wagen, der

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