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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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abgeschlagener Kopf, der schwerelos in der Luft tanzte. Dann spürte er, wie jemand ihm zu trinken gab, über seine Lippen rann klebrige Feuchtigkeit – es war Limonade, süß und bitter zugleich, aber köstlich erfrischend – und Achmed sagte:
    »Ich habe Ihnen Zeit gelassen, Doktor, nachzudenken: Wo ist Saada?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Dr. Bender setzte sich und lehnte sich an die Wand. Jetzt war sein Blick wieder klar. Er sah Achmed vor sich stehen, an der Tür lehnte ein Diener mit einer langen, geflochtenen Kamelpeitsche. Bender lächelte schwach. Wer schon in einem Grab lebt, den schreckt das Auspeitschen nicht mehr. Alles, war geschieht, kürzt nur die Leiden ab, ist eine Gnade, ist ein Geschenk.
    »Saada war bei Ihnen.«
    »Nein. Wann denn und wie? Man hatte mich doch eingesperrt!«
    »Serrat sagt, er habe Sie eingeschlossen, nachdem Saada bei Ihnen war.«
    »Das ist eine verdammte Lüge!«
    »Können Sie es beweisen, Doktor?«
    »Natürlich nicht.«
    »Sehen Sie.« Achmed sah Dr. Bender aus verschleierten Augen an. Er wirkte nicht wie ein Rächer, er war eher innerlich zerbrochener als Dr. Bender. »Aber Saada ist nicht zurückgekehrt. Sie ist mit dem Fahrrad in der Wüste verschwunden. Was haben Sie aus ihr gemacht? Ihr Herz haben Sie ihr zerrissen. Wo sie auch ist, was auch geschehen ist mit ihr … es ist Ihre Schuld! Wissen Sie, was ein Vater empfindet, wenn ein anderer Mann ihm die Tochter wegnimmt?« Achmeds Stimme schwankte. Dr. Bender sprang auf und lief in seinem Grab hin und her. Der Wächter an der Tür hob die Peitsche, sobald er sich mehr als zwei Schritte näherte.
    »Ich weiß nicht, wo Saada ist!« schrie Bender. »Wie soll ich Ihnen beweisen, daß das die Wahrheit ist?«
    »Sie werden es nie beweisen!« Achmed setzte sich auf den alten Diwan. »Es ist ja auch ohne Bedeutung, ob Sie es können. Was geschehen ist, wäre nie gewesen, wenn Sie nicht nach Bou Akbir gekommen wären. Durch Sie hat Saada ihr Leben verloren. Das allein ist wichtig. Sie sind aufgetaucht wie der Teufel und haben ihr junges Leben zerstört. Wollen Sie es leugnen?«
    »Ja!« schrie Dr. Bender. Er spürte, daß Achmeds Worte nichts anderes bedeuteten als ein Todesurteil. »Ich weiß nicht, was hier gespielt wird, aber jemand ist hier, bei dem alle Fäden dieses infamen Spiels zusammenlaufen.« Er blieb vor Achmed stehen und ballte die Fäuste. »Wissen Sie, daß man verhindern will, daß jemand erfährt: Die Hadjar-Krankheit ist in diesem Gebiet?!«
    Achmeds Augen wurden schmal. »Sie gibt es hier auch nicht.«
    »Doch! In Ihrer Oase!«
    »Nein!« Achmed erhob sich würdevoll. Er wußte, was der Alarm bedeutet: Hadjar in Bou Akbir. Er wußte es so gut wie Serrat.
    Absperrung aller Bewohner von der Außenwelt. Erklärung der ganzen Gegend zum Quarantäne-Gebiet. Impfungen aller Menschen und Tiere. Untersuchungen, Tests und Besprühen der Gärten mit giftigem Nebel.
    Keine Karawane würde mehr Bou Abkir besuchen. Keine Dattel, keinen Stengel Gemüse, nicht einen Tropfen Milch würde man mehr verkaufen können. Die Oase würde ein Totenfeld werden, mit Männern, Frauen und Kindern, die erst wieder zu Menschen wurden, wenn die Quarantäne von drei Monaten vorüber und keiner von ihnen an der Hadjar-Krankheit gestorben war. Und selbst dann blieb ein Geruch wie von Aussatz übrig … Bou Akbir würde ein Name sein für den schleichenden, unbekannten Tod.
    Ali ben Achmed dachte wie Serrat: Schweigen!
    »Ich kann es beweisen«, sagte Dr. Bender.
    »Wen interessiert das?« Achmed winkte ab. »Beweisen Sie mir, daß Saada lebt. Sagen Sie mir, wo sie ist! Das allein ist wichtig.«
    Dr. Bender hob hilflos beide Arme. Er lehnte sich an die Wand und schüttelte den Kopf, als sei er ein nasser Hund. »Ich bin nicht Allah, Achmed –«
    »Vielleicht finden wir sie noch. Zweihundert Reiter durchstreifen den Erg Tifernine. Aber auch das ist ohne Bedeutung. Mit Ihnen, Doktor, ist das Leid über meine Familie gekommen. In der Wüste vertritt jeder sein eigenes Recht –«
    »Das heißt: Sie wollen mich töten?«
    »Nein.« Achmed erhob sich und ging langsam zur Tür. »Töten wäre eine Handlung, die ich an Ihnen vornehme. Aber meine Hände sollen rein bleiben. Allah wird Sie töten … er wird Ihnen die Luft entziehen, weil Sie nicht wert sind, seine Luft zu atmen –«
    »Das können Sie nicht tun!« Bender stürzte vor, aber der Diener hieb mit der Peitsche nach ihm und schleuderte ihn in den Raum zurück. »Achmed! Sie können mich

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