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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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beobachtete, daß er trotz der Geschäfte mit den anderen Interessenten immer einen Seitenblick zu Saada warf. Alle Frauen standen nun, umringt von den Leuten Jussufs, in der Salzwüste. Die Busse waren leer. Wie eine Tierherde drängten sich die Frauen zusammen. Ein geballter Haufen Fleisch, aus dem man sich die besten Stücke herausholen konnte.
    »Du kommst nach Annaba in die Bar ›Sahara-Club‹. Das ist das beste Haus am Platze«, fuhr Hadschar fort und wunderte sich, daß er überhaupt Erklärungen abgab. »Du wirst tanzen und servieren, natürlich nackt, und hinterher wirst du meinen Freunden die langen Stunden der Nacht vertreiben. Du wirst ein eigenes Zimmer haben, gutes Essen, kannst dich pflegen … und 10% gehören dir! Du mußt zugeben, daß ich großzügig bin.«
    »Geh weg!« Saada warf den Kopf zur Seite. »Dein Atem stinkt nach verfaulten Fischen –«
    Einen Augenblick stand Hadschar starr, dann warf er die Kapuze der weißen Dschellabah über seine Glatze und winkte den drei Mädchen, die er bereits gekauft hatte. Sie standen etwas abseits, unbekümmert und fröhlich, ihre kleinen Reisebündel neben sich an den Füßen, und lachten kichernd über die Dinge, die sie sich erzählten. Als Hadschar winkte, schwiegen sie sofort.
    »Holt sie euch!« schrie er. »Bringt sie in meinen Wagen! Sie will nicht gehen! Für jede von euch 100 Dinare extra!«
    100 Dinare … das war ein Zauberwort. Wie Hyänen fielen die drei Mädchen über Saada her, zerrten sie aus dem Cadillac, rissen sie an den Haaren, hielten ihr die Arme fest und schleiften sie durch die Salzwüste zu dem Wagen Hadschars.
    »Warum wehrt ihr euch nicht?« schrie Saada, als man sie an der Herde der wartenden Frauen vorbeitrug. »Ihr seid über zweihundert, – sie sind nur dreißig! Ihr könnt sie zerreißen, wenn ihr wollt! Fallt über sie her! Macht Fetzen aus ihnen! Warum steht ihr herum wie eine Hammelherde vor dem Schlachthaus?! Schwestern … wehrt euch …«
    Die Mädchen hielten ihr den Mund zu, warfen sie in Hadschars Wagen und drückten Saada dann mit ihren eigenen Körpern nieder. Hadschar sprang hinter das Steuer, ließ den Wagen an und gab Gas. In einer Wolke von Sand und Salzkristallen brauste er davon.
    Die anderen Käufer sahen ihm nach und wandten sich dann an Jussuf, der drei Mädchen in Positur stellte und völlig entkleidete. Es waren weißhäutige Berberinnen, zierlich, mit kleinen Brüsten, fast noch Kinder, aber schon mit den wissenden Augen der Liebeerfahrenen.
    »Hast du ihm eine Katze verkauft?« fragte einer der Männer und stieß Jussuf an.
    »Nein, den leibhaftigen Teufel!« Jussuf streichelte über die knospenhafte Brust des ihm am nächsten stehenden Mädchens. »An ihm wird er zugrunde gehen. Vergeßt nicht meine Worte, Freunde –«
    Cathérine hatte es geschafft, ungesehen bis an das Haus Achmeds heranzukommen. Immer von Busch zu Busch schleichend, wie damals, als sie Saada am Fenster ihres Zimmers sah und trotz der Wachen bis unter den Balkon kam, erreichte sie auch jetzt das Haupthaus und suchte, hinter einem dichten Malvengestrüpp liegend, eine günstige Stelle, wo sie die zwei Pfund Dynamit anlegen konnte.
    Ihr Haß auf alles, was ihr Dr. Bender genommen hatte, war so groß, daß alle Vernunft aus ihr gewichen war. Sie wollte nicht nur Achmed in die Luft sprengen, der nachweislich der letzte gewesen war, der Dr. Bender gesehen hatte und der nun behauptete, er wisse nicht, wo er ist, nein, sie wollte mit diesem Dynamit alles vernichten, was einmal im Leben Benders eine Rolle gespielt hatte. Dazu gehörten dieses Haus, die Schönheit des Gartens, die Zimmer Saadas … alles sollte vernichtet werden, jede Erinnerung in die Luft stoßen und zerflattern in einer glühenden, krachenden Lohe.
    Das Geheimnis, wo sich Dr. Bender und Saada befanden, war für Cathérine keine Frage mehr. Ob sie getrennt in der Wüste verschollen waren, ob sie gemeinsam irgendwo lebten, ob sie sich getroffen hatten, was auch immer geschehen war … Cathérine war es jetzt gleichgültig. Für sie ging nicht wiederum ein Lebensabschnitt, sondern das Leben an sich zu Ende.
    Wer kannte schon Cathérine Petit, die gar nicht Petit hieß, sondern Rochelle? Wer wußte etwas von dem Bankier Pierre Rochelle, der die Krankenschwester Cathérine heiratete, weil sie ihn so gut gepflegt hatte, als er mit einem Leistenbruch im Hospital lag? Wer wußte etwas von Louis, ihrem Sohn, der ein Jahr später auf die Welt kam, und wer kannte die heiße

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