Der gefangene Stern
gefunden hätte. Sie könnte natürlich schreien, laut brüllen und die Schande ertragen, in dieser Lage gefunden zu werden. Das Problem mit den Handschellen wäre auf diese Weise aber auch nicht gelöst, es sei denn, jemand riefe einen Schlosser. Oder die Cops.
Krank vor Angst wegen Bailey und Grace atmete sie einmal tief durch. Verzweifelt versuchte sie sich einzureden, dass es den beiden gut ging.
In welche Schwierigkeiten würde sie Bailey bringen, wenn sie zur Polizei ginge? Im Grunde hatte ihre Freundin drei unschätzbar wertvolle Steine geklaut. Würde die Polizei sie nicht sofort hinter Schloss und Riegel stecken?
Das wollte M.J. nicht riskieren. Noch nicht. Nicht solange sie das Gefühl hatte, die Schwierigkeiten vielleicht allein aus dem Weg räumen zu können. Aber dafür musste sie erst einmal wissen, worum es eigentlich genau ging.
Was bedeutete, dass sie endlich aus diesem Zimmer rausmusste.
Gerade als sie überlegte, mit den Zähnen auf das Kopfende loszugehen, kam Jack zurück. Er warf ihr ein strahlendes Lächeln zu, was sie davon überzeugte, dass er ihre Absicht erraten hatte.
„Honey, ich bin wieder da.“
„Sie sind wirklich ‘ne Lachnummer, Dakota. Mir tut schon der Bauch weh.“
„Und Sie geben einen ganz erfreulichen Anblick ab mit den Handschellen.“ Er stellte zwei weiße Tüten auf den Boden. „Ein schwächerer Mann als ich würde wohl auf schmutzige Gedanken kommen.“
Jetzt war es an ihr, heiter zu lächeln. „Das sind Sie bereits. Und darum werden Sie vermutlich eine Narbe auf der Unterlippe zurückbehalten.“
„Stimmt.“ Er tastete behutsam über die Wunde. Sie brannte noch immer. „Ich würde sagen, das habe ich verdient, obwohl Sie anfangs nichts dagegen hatten.“
Das tat weh. Die Wahrheit tat oft weh. „Das können Sie sich gern einbilden, Jack“, schnurrte sie. „Ich bin mir sicher, ein Ego wie Ihres kann ohne Wahnvorstellungen nicht existieren.“
„Herzchen, ich kann Wahnvorstellungen durchaus von einem heißen Kuss unterscheiden. Aber es gibt Wichtigeres zu besprechen als Ihre Verliebtheit in mich.“ Zufrieden mit dieser Entgegnung griff er in eine der Tüten. „Burger.“
Der Duft traf sie in den Magen wie ein Faustschlag. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. „Also verschanzen wir uns hier wie entlaufene Sträflinge und essen fettiges Essen?“
„Und ob!“ Er reichte ihr einen Burger, dann holte er eine Tüte Pommes Frites heraus, beides dazu angetan, die Arterien zu verstopfen und die Laune zu heben. „Ich kann beim Essen besser denken.“
Gesellig streckte er sich neben ihr aus, lehnte sich mit dem Rücken an das Kopfende. „Wir haben da ein paar ernsthafte Probleme.“
„Wenn wir ernsthafte Probleme haben, warum bin ich dann die Einzige hier mit Handschellen?“
Ihm gefiel der sarkastische Ton in ihrer Stimme, und sofort fragte er sich, was mit ihm eigentlich nicht stimmte. „Weil Sie sonst eine Dummheit angestellt hätten. Und ich passe auf meine Investition auf.“ Mit dem Burger in der Hand zeigte er auf sie. „Ich spreche von Ihnen, Herzchen.“
„Ich kann gut auf mich allein aufpassen. Und falls ich Sie engagiere, gebe ich die Befehle. Und der erste lautet, dass Sie mir diese verdammten Handschellen abnehmen.“
„Das werde ich, sobald wir ein paar Regeln festgelegt haben.“ Er riss ein Papiertütchen Salz auf und streute es auf die Pommes. „Ich habe nachgedacht.“
„Na dann.“ Wütend kaute sie auf dem weichen Burger herum. „Warum mache ich mir überhaupt Sorgen? Sie haben nachgedacht!“
„Sie haben ein ganz schön freches Mundwerk. Aber das gefällt mir.“ Er reichte ihr eine winzige Papierserviette. „Sie haben da Ketchup am Kinn. Also, irgendjemand hat Ralph unter Druck gesetzt – und zwar so sehr, dass er offizielle Unterlagen gefälscht hat und bereit war, meinen Hintern zu opfern. Das würde er nicht für Geld tun – obwohl er Geld wirklich liebt. Aber er würde seine Lizenz nicht für ein paar Kröten riskieren. Also hat er vermutlich einfach nur versucht, seine Haut zu retten.“
„Und da Ralph eine wichtige Stütze der Gesellschaft ist, grenzt das die Liste der Verdächtigen ein?“
„Es bedeutet, dass es jemand war, der Macht hat und nicht befürchtet, dass Ralph zur Polizei gehen könnte. Jemand, der Sie loswerden will. Wer weiß, dass Sie den Stein haben?“
„Niemand, außer der Person, die ihn mir geschickt hat.“ Sie betrachtete stirnrunzelnd ihren Buger. „Und vermutlich noch eine
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