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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Königreich am stolzesten ist. Ließe er einem anderen eine Kopie davon, dann wäre sie nicht mehr einzigartig, und die Befriedigung, die er daraus gewinnt, dass er vor anderen damit angibt, wäre geschmälert. Er fühlt sich noch immer als Herrscher des großen Kalwmianischen Reiches, daher auch jener längst überholte Titel: Herrscher der Drei Meere. Pah! Er herrscht nicht einmal mehr über ein Meer, geschweige denn drei!
    Als wir einen Gesandten zu Vuzhov schickten, um ihn zu bitten, eine Kopie anfertigen zu lassen, schlug der alte Knaster uns nicht nur unsere höfliche Bitte ab, sondern sagte sogar, er hätte die Absicht, die Tafel mit ins Grab zu nehmen. Er tönte: ›Wenn ich einst sterbe, soll dieses Wissen mit mir sterben!‹ Solch eine sündige Verschwendung von unersetzlichem Wissen!«
    »Was soll ich nun tun?«
    »Nach Kalwm zurückeilen und Vuzhov zur Herausgabe einer Kopie überreden. Bringt sie her, und der Weg nach Zhamanak steht Euch offen.«
    »Bei den Gedärmen Dupulans! Wie soll ich das anstellen?« ächzte Mjipa. »Wenn schon Euer Gesandter, der doch mit den Umständen viel besser vertraut war, als ich es je sein könnte …«
    »Beruhigt Euch, mein guter Terraner!« sagte Ainkhist und machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Immerhin genießt Ihr das Privileg eines Lehnsmannes aus Novorecife. Und Eure selbst für einen Terraner ungewöhnliche äußere Erscheinung dürfte Euren Forderungen zusätzlich Gewicht verleihen.«
    Eine halbe Stunde lang argumentierte Mjipa mit allem, was ihm an Gründen einfiel, gegen diesen Plan. Aber der Heshvavu blieb eisern: »Ihr wisst nun unser Angebot, Meister Wie-hießet-Ihr-doch-noch-gleich. Nehmt es an, oder lasst es bleiben. Und lasst Euch nicht einfallen, so zu tun, als brächet Ihr nach Kalwm auf, um dann die Straße zu verlassen und Mutabwks Territorium hinterrücks zu umgehen. Unsere Grenze zieht sich viele Regakit nach Westen hin; sie wird gut bewacht; und meine Männer werden Anweisung erhalten, jeden solchen Versuch zu vereiteln.
    Doch nun dürfen wir nicht länger die Geduld der Lederhandwerker strapazieren. Als eine kleine Aufmerksamkeit werden wir Euch ein Sklavenmädchen für die Nacht in Euer Quartier schicken. Nach dem, was Ihr uns berichtetet, müssten Eure jeweiligen Organe kompatibel sein. Auf diese Weise habt auch Ihr die Gelegenheit, Eure Erfahrungen zu mehren. Wir freuen uns auf Euren detaillierten Bericht über die Eindrücke, die Ihr von dieser Probe haben werdet. Meine Herren, ihr seid entlassen.«
    In seiner Bestürzung brachte Mjipa nur ein atemlos gemurmeltes: »Eure Grandiosität ist zu gütig!« zustande. Er hatte von diesem Brauch gehört, war aber noch nie selber Adressat einer solchen Offerte gewesen. Daher wusste er auch überhaupt nicht, was man bei so einer Gelegenheit antwortete.
     
    Zurück in der Kaserne, berichtete Mjipa Minyev von seiner Unterredung. Der Kalwmianer verdrehte die Augen und hob die Hände. »Euren terranischen Göttern sei gedankt, dass dieser Heshvavu ein milder, aufgeklärter und gelehrter Monarch ist! Hättet Ihr versucht, den Herrn Khorosh auf solche Weise zu bedrängen und seinem Willen zu widersprechen, dann würde Euer Kopf schon bald die Welt von einem rostigen Dorn über dem Haupttor herab betrachten, und wärt Ihr zehnmal ein terranischer Beamter.«
    Mjipa grunzte und tastete sich nach dem Kopf. »Er scheint noch dran zu sein«, teilte er Minyev mit. Im stillen dachte er, dass er vielleicht doch zu sehr auf seine Immunität als terranischer Beamter gepocht hatte. Andere Terraner hatten den gleichen Fehler gegenüber diesen feurigen, leicht aufbrausenden Krishnanern begangen und dafür mit dem Leben bezahlt. Er musste versuchen, etwas mehr Vorsicht walten zu lassen.
    Am Nachmittag, während er seine Ausrüstung inspizierte, zerbrach sich Mjipa den Kopf darüber, wie er sich dem krishnanischen Sklavenmädchen gegenüber verhalten sollte, wenn es in seinem Zimmer erschien. Ein Teil seines Ichs drängte ihn, die Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen und sie ordentlich herzunehmen, egal, was das für Folgen haben würde. Er würde sanft mit ihr umgehen, um ihr nicht wehzutun, und die Gefahr einer Schwangerschaft existierte auch nicht, da terrano-krishnanische Mischlinge genetisch unmöglich waren. Unter den Terranern auf Krishna ging die Redensart: ›Es ist leichter, einen Menschen mit einer Geranie zu kreuzen. ‹ Und nach drei Monaten, seit er von Novorecife aufgebrochen war, forderte Mjipas

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