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Der Gefangene

Titel: Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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fragte Mark.
    Gore antwortete nicht.
    »Wollen Sie sagen, Sie hatten keinen Sex mit ihr?«, hakte Mark nach.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Wenn ja, wird das Sperma mit Ihrer DNA übereinstimmen.«
    »Ich war es nicht«, sagte Gore. »Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    Er und Reuben erhoben sich. Das Gespräch war beendet. Als sie gingen, fragte Mark Barrett Gore, ob sie sich noch einmal treffen könnten. Klar doch, sagte Gore, aber vielleicht besser an seinem Arbeitsplatz.
    Arbeitsplatz? Mark war der Meinung gewesen, der Mann würde eine Freiheitsstrafe von vierzig Jahren absitzen.
    Gore erklärte, er arbeite tagsüber in Purcell, Sara Bonneils Heimatstadt, im Public Works Department. Wenn sie dort vorbeikämen, könnten sie sich in Ruhe unterhalten. Mark und Sara waren einverstanden, obwohl beide darüber entsetzt waren, dass Gore außerhalb des Gefängnisses arbeiten durfte.
    Am Nachmittag rief Mark Mary Long an, die jetzt beim OSBI für DNA-Tests zuständig war, und schlug vor, Gores DNA in der Datenbank der Gefangenen zu suchen und mit den Spermaproben vom Tatort zu vergleichen. Sie erklärte sich dazu bereit.
    Wie immer um 16:15 Uhr saß Dennis Fritz zur Überprüfung der Anwesenheit in seiner versperrten Zelle, als er draußen hinter der Metalltür die vertraute Stimme eines Gefängnispsychologen hörte. »He, Fritz!«, rief die Stimme. »Sie sind ein freier Mann!« Dann folgte etwas von »DNA«.
    Dennis konnte seine Zelle nicht verlassen, und der Psychologe verschwand wieder. Sein Zellengenosse hatte es auch gehört, und sie redeten die ganze Nacht darüber, was das bedeuten mochte.
    Für einen Anruf in New York war es zu spät. Dennis saß die ganze Nacht wie auf heißen Kohlen. Er schlief kaum und versuchte vergeblich, seine Aufregung im Zaum zu halten. Als er früh am nächsten Morgen jemanden beim Innocence Project erreichte, wurde die gute Nachricht bestätigt. Die DNA-Tests hatten eindeutig ergeben, dass das Sperma am Tatort weder von Dennis noch von Ron stammte.
    Dennis war euphorisch. Fast zwölf Jahre nach seiner Verhaftung kam endlich die Wahrheit ans Licht. Der Beweis war hundertprozentig und unwiderlegbar. Endlich würde ihm Gerechtigkeit widerfahren. Er würde freigesprochen und aus der Haft entlassen werden. Er rief seine Mutter an, die es gar nicht fassen konnte. Dann telefonierte er mit Elizabeth, seiner Tochter, die mittlerweile fünfundzwanzig war und sich mit ihm freute. Sie hatten einander seit über zwölf Jahren nicht mehr gesehen und sprachen davon, wie schön das Wiedersehen werden würde.
    Um die am Tatort gefundenen Haare und die Proben von Fritz und Williamson zu sichern, ließ Mark Barrett die Haare von einem Sachverständigen untersuchen und mit einer Infrarotkamera unter dem Mikroskop fotografieren.
    Weniger als drei Wochen nach der Anhörung hatte Lab-Corp die erste Testphase abgeschlossen. Die Ergebnisse waren nicht eindeutig. Mark Barrett und Sara Bonnell fuhren zu einer Besprechung im Amtszimmer des Richters nach Ada. Tom Landrith brannte darauf, endlich Gewissheit zu haben, und die konnte nur die DNA liefern.
    Aufgrund der Komplexität der Tests wurden verschiedene Haare in verschiedenen Labors getestet. Da Anklage und Verteidigung einander nicht über den Weg trauten, mussten es mehrere Labors sein - insgesamt schließlich fünf.
    Staatsanwaltschaft und Verteidigung erörterten dies mit Richter Landrith, der erneut zur Eile drängte.
    Nach dem Gespräch suchten Mark und Sara Bill Peterson in seinem Büro im Gerichtsgebäude auf. Seine Briefe und seine Äußerungen vor Gericht waren zunehmend feindselig geworden. Vielleicht konnte ein freundschaftlicher Besuch das Eis brechen.
    Stattdessen mussten sie sich eine Tirade anhören. Peterson war immer noch davon überzeugt, dass Ron Williamson Debbie Carter vergewaltigt und ermordet hatte, und berief sich nach wie vor auf dieselben Beweise. Zum Teufel mit der DNA! Zum Teufel mit den Sachverständigen vom OSBI! Williamson war ein übler Kerl, der in Tulsa Frauen vergewaltigt, sich in Bars herumgetrieben hatte, mit seiner Gitarre durch die Straßen gezogen war und in der Nähe von Debbie Carter gewohnt hatte. Peterson war fest davon überzeugt, dass Gary Allen, Debbies Nachbar, in der Mordnacht wirklich Ron Williamson und Dennis Fritz im Garten gesehen hatte, wie sie sich lachend und fluchend das Blut mit dem Schlauch abwuschen. Sie mussten schuldig sein! Peterson schwadronierte weiter und weiter, wobei er offenbar mehr sich

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