Der Gefangene
möglich klären. Bill Peterson legte Einspruch ein und verlangte weitere Untersuchungen der Haare. Für den 3. Februar wurde eine Anhörung angesetzt.
Bill Peterson brachte es nicht fertig, sich ruhig zu verhalten. Vor der Anhörung wurde er mit den folgenden Worten in der Ada Evening News zitiert: »Die DNA-Tests der Haarproben, die 1982 noch nicht möglich waren, werden beweisen, dass sie für den Carter-Mord verantwortlich sind.«
Diese Aussage schreckte Mark Barrett und Barry Scheck auf. Wenn sich Peterson zu diesem späten Zeitpunkt mit einer solchen Aussage an die Öffentlichkeit traute, wusste er dann vielleicht mehr als sie? Hatte er Zugang zu den Haarproben vom Tatort? Konnten die Proben ausgetauscht worden sein?
Am 3. Februar war jeder Platz im großen Gerichtssaal besetzt. Ann Kelley, eine Reporterin der Ada Evening News, war von dem Fall fasziniert und sorgte für eine umfassende Berichtserstattung. Ihre Artikel auf der Titelseite fanden eine breite Leserschaft, und als Richter Landrith auf seinem Stuhl Platz nahm, drängten sich Polizeibeamte, Gerichtsangestellte, Angehörige und örtliche Anwälte im Saal. Barney war auch da. Er sah zwar nichts, hörte aber dafür umso besser. Sein dickes Fell hatte ihm geholfen, mit Richter Seays Bericht von 1995 zu leben. Er war nicht damit einverstanden und würde es auch nie sein, aber er konnte nichts daran ändern. Barney war immer davon überzeugt gewesen, dass die Tat seinem Mandanten von der Polizei und Peterson angehängt worden war, und genoss es, wie sich ihr fadenscheiniger Fall im Scheinwerferlicht in seine Bestandteile auflöste.
Anklage und Verteidigung stritten sich fünfundvierzig Minuten lang. Dann kam Richter Landrith der weise Gedanke, die Haarproben testen zu lassen, bevor er sich endgültig entschied. Bitte keine Verzögerungen, sagte er zu Staatsanwalt und Verteidiger.
Immerhin gab Peterson in der öffentlichen Sitzung zu Protokoll, er sei bereit, einer Einstellung des Verfahrens zuzustimmen, wenn Williamson und Fritz durch die DNA-Tests der Haarproben vom Tatort als Verdächtige ausgeschlossen werden konnten.
Am 10. Februar 1999 fuhren Mark Barrett und Sara Bonneil zum Gefängnis von Lexington, um - wie sie glaubten -eine Routinebefragung von Glen Gore durchzuführen. Obwohl noch kein Termin für Rons Wiederaufnahmeverfahren angesetzt war, wollten sie darauf vorbereitet sein.
Zu ihrer Überraschung sagte Gore, er habe einen Besuch erwartet. Er las die Zeitungen und hielt sich auf dem Laufenden. Nach der Stellungnahme von Richter Seay im Jahre 1995 wusste er, dass ein neues Verfahren anstand. Sie unterhielten sich eine Weile über diese Möglichkeit. Dann kamen sie auf Bill Peterson zu sprechen, den Gore hasste, weil er ihn für vierzig Jahre ins Gefängnis geschickt hatte.
Barrett fragte Gore, warum er gegen Williamson und Fritz ausgesagt habe. Das sei alles Petersons Schuld, erwiderte er. Peterson habe ihn bedroht und gesagt, er werde ihn sich vornehmen, wenn er ihm nicht helfe, Williamson und Fritz zu überführen.
»Wären Sie bereit, diesbezüglich einen Lügendetektortest zu machen?«, fragte Mark. Gore sagte, er habe kein Problem damit, und setzte hinzu, er habe das auch der Polizei angeboten, aber es sei nie dazu gekommen.
Die Anwälte fragten Gore, ob er ihnen eine Speichelprobe für den DNA-Vergleich geben würde. Er meinte, das sei nicht nötig. Der Staat habe seine DNA bereits - alle Gefangenen mussten Proben abliefern. Während sie sich über das Thema DNA unterhielten, erzählte Mark Barrett Gore, dass Fritz und Williamson getestet worden waren. Gore wusste das bereits.
»Könnte Ihre DNA an ihr gefunden werden?«, fragte Barrett.
Wahrscheinlich, meinte Gore, weil er an jenem Abend fünf Mal mit ihr getanzt habe. Tanzen reiche nicht, erwiderte Mark und erklärte ihm, wie DNA-Spuren entstanden. Blut, Speichel, Haar, Schweiß, Sperma.
»Aus dem Sperma konnte DNA gewonnen werden«, sagte Mark.
Daraufhin veränderte sich Gores Miene schlagartig. Offenbar beunruhigte ihn diese Information. Er bat um eine Unterbrechung und holte seinen Rechtsberater Reuben, einen anderen Gefangenen, hinzu. Während seiner Abwesenheit ließ sich Sara Bonneil ein Wattestäbchen bringen. »Mr Gore, würden Sie uns eine Speichelprobe geben?«, fragte sie und hielt ihm das Wattestäbchen hin. Gore brach es in zwei Teile, putzte sich damit die Ohren und ließ die beiden Hälften in seiner Hemdtasche verschwinden.
»Hatten Sie Sex mit ihr?«,
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