Der Gefangene
um mich herum nichts Gutes tun«, sagte er. »Ich kann keinen Job behalten und habe eine negative Lebenseinstellung.« Er erzählte Dr. Sambajon, er habe die ersten Erfahrungen mit schweren Depressionen vor vier Jahren gemacht, zu einer Zeit, als sowohl seine Baseballkarriere als auch seine Ehe gescheitert seien. Aus seiner Alkohol- und Drogensucht machte er keinen Hehl, aber er glaubte nicht, dass sie etwas zu seinen psychischen Problemen beitrugen.
Dr. Sambajon beschrieb ihn als »nachlässig in seiner äußeren Erscheinung ... ungekämmt, schmutzig, unordentlich«. Das Urteilsvermögen des Patienten sei nicht gravierend beeinträchtigt, er könne seinen gegenwärtigen Zustand reflektieren. Er diagnostizierte eine dysthymische Störung, eine leichte, chronische Form der Depression. Als Therapie empfahl er Psychopharmaka sowie Gesprächs- und Gruppentherapie. Wichtig erschien ihm auch die ständige Unterstützung durch Rons Familie.
Nach drei Tagen im Central State Hospital verlangte Ron seine Entlassung, und seinem Wunsch wurde stattgegeben. Eine Woche später tauchte er wieder im Büro des Mental Health Service in Ada auf, wo er zuerst mit einem Psychologen namens Charles Arnos sprach. Ron beschrieb sich als ehemaligen Baseballprofi, der seit dem Ende seiner Karriere an Depressionen leide. Außerdem machte er die Religion für seine Depression verantwortlich. Arnos schickte ihn umgehend zu Dr. Marie Snow, der einzigen Psychiaterin im Hause, und Ron begann, sie wöchentlich aufzusuchen. Sie verschrieb ihm Asendin, ein weitverbreitetes Antidepressivum, und sein Zustand besserte sich leicht. Dr. Snow überzeugte ihren Patienten von der Notwendigkeit einer intensiveren Psychotherapie, doch nach drei Monaten war sie für Ron beendet.
Am 30. September 1982 wurde er erneut wegen Alkohols am Steuer festgenommen. Er kam ins Gefängnis und bekannte sich später schuldig.
4. Kapitel
Drei Monate nach dem Mord an Debbie Carter tauchten Detective Dennis Smith und Detective Mike Kieswetter im Haus der Williamsons auf, um Ron zum ersten Mal zu vernehmen. Juanita war bei dem Gespräch anwesend. Als Ron gefragt wurde, wo er am Abend des 7. Dezember gewesen sei, antwortete er, er könne sich nicht erinnern, es sei schließlich drei Monate her. Ja, er sei häufig im Coachlight, wie auch in anderen Bars in Ada. Juanita holte ihr Tagebuch, suchte das Datum und informierte die Detectives, ihr Sohn sei an jenem Abend um zehn Uhr nach Hause gekommen. Sie zeigte ihnen den Tagebucheintrag vom 7. Dezember.
Sie fragten Ron, ob er Debbie Carter gekannt habe. Er antwortete, er sei sich nicht sicher, kenne aber den Namen, weil nach dem Mord in der Stadt von fast nichts anderem gesprochen worden sei. Smith zog ein Foto des Opfers hervor, und Ron studierte es eingehend. Vielleicht sei sie ihm mal begegnet, vielleicht nicht. Später bat er darum, das Foto noch einmal sehen zu dürfen. Sie kam ihm vage vertraut vor. Er stritt vehement ab, irgendetwas über den Mord zu wissen, äußerte aber die Ansicht, der Killer sei wahrscheinlich ein Psychopath, der Debbie Carter zu ihrer Wohnung gefolgt, dort eingebrochen und sofort nach dem Verbrechen aus der Stadt geflohen sei. Nach ungefähr einer halben Stunde wurde Ron gefragt, ob er bereit sei, sich Fingerabdrücke und Haarproben abnehmen zu lassen. Er stimmte zu und folgte den beiden nach dem Ende des Gesprächs zum Ada Police Department.
Drei Tage später, am 17. März, waren sie wieder da, um dieselben Fragen zu stellen. Ron wiederholte, er habe nichts mit dem Mord zu tun und sei in der Nacht des 7. Dezember zu Hause gewesen.
Die Polizei befragte auch einen Mann namens Dennis Fritz, dessen einzig denkbare Verbindung zu der Untersuchung des Mordfalls seine Freundschaft mit Ron Williamson war. In einem früh erstellten Polizeibericht wurde behauptet, Fritz sei »ein Verdächtiger oder zumindest der Bekannte eines Verdächtigen im Fall Carter«. Dennis Fritz besuchte das Coachlight nur selten und war vor dem Mord monatelang gar nicht dort gewesen. Kein Zeuge hatte ihn dort gesehen; tatsächlich hatte bis zum März 1983 kein Zeuge überhaupt seinen Namen erwähnt. Er wohnte noch nicht lange in der Gegend und war in der Stadt kaum bekannt. Nie hatte er Ron Williamson zum Coachlight gefahren. Er kannte Debbie Carter nicht, war sich nicht sicher, ob er sie je gesehen hatte, und hatte keine Ahnung, wo sie wohnte. Doch da die Polizei sich bei ihren Nachforschungen jetzt auf Ron Williamson versteifte und
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