Der Gefangene
Kontrolle. Es war okay, mit Ron einen Drink zu kippen und gemeinsam Gitarre zu spielen, doch wenn man mit ihm durch die Bars zog, konnte sonst was passieren. Dennis holte Ron ab, und sie tranken ein Glas, aber er sagte, er habe nicht viel Zeit, weil er sich später noch mit einer jungen Frau treffen wolle. Er war auf der Suche nach einer neuen Lebensgefährtin. Seine Frau war seit sieben Jahren tot, und er sehnte sich nach einer festen Beziehung. Bei Ron war das anders. Er wollte mit den Frauen nur ins Bett. Aber in dieser Nacht ließ sich Ron nicht abschütteln, und als Dennis zu seinem Rendezvous aufbrach, war er mit von der Partie. As er endlich begriff, dass er überflüssig war, verschwand er wütend, aber nicht zu Fuß. Er klaute Dennis' Wagen und fuhr zu Bruce Leba. Dennis übernachtete bei der Frau, und als er am nächsten Morgen begriff, dass der Wagen gestohlen war, rief er die Polizei an und erstattete Anzeige. Danach fragte er telefonisch bei Bruce Leba an, ob er Ron gesehen habe. Leba sagte zu, Ron in dem gestohlenen Auto nach Ada zurückzubringen. Als sie eintrafen, wurden sie von der Polizei angehalten. Die Sache ging glimpflich aus für Ron, aber Dennis sprach monatelang nicht mehr mit ihm.
Eines Tages wurde Dennis Fritz in seinem Haus in Ada von Detective Dennis Smith angerufen. Er bat ihn, sich im Police Department zu melden und ein paar Fragen zu beantworten. Was für Fragen?, erkundigte sich Fritz. Das erfahren Sie, wenn Sie hier sind, antwortete Smith.
Zögernd folgte Fritz der Aufforderung. Er hatte nichts zu verbergen, aber nicht gern mit der Polizei zu tun. Smith und Gary Rogers erkundigten sich nach seiner Beziehung zu Ron Williamson, einem alten Freund, den er monatelang nicht gesehen hatte. Zuerst waren die Fragen geschäftsmäßig, dann nahmen sie einen beschuldigenden Unterton an. »Wo waren Sie in der Nacht des 7. Dezember?« Fritz konnte die Frage nicht aus dem Stand beantworten, er brauchte etwas Zeit zum Nachdenken. »Kannten Sie Debbie Carter?« Nein. Und so weiter. Nach einer Stunde verließ Fritz das Police Department, etwas beunruhigt darüber, in diesen Fall hineingezogen worden zu sein. Dann rief Dennis Smith erneut an und fragte, ob er mit einem Lügendetektortest einverstanden sei. Als Naturwissenschaftler wusste Fritz, dass Lügendetektoren notorisch unzuverlässige Resultate liefern, und er hatte eigentlich keine Lust, sich dem Test zu unterziehen. Andererseits hatte er Debbie Carter nicht gekannt und wollte Smith und Rogers das beweisen. Schließlich stimmte er zu. Der Test sollte beim OSBI in Oklahoma City vorgenommen werden. Als der Termin näher rückte, wurde Fritz immer nervöser. Unmittelbar vor dem Termin nahm er eine Valium-Tablette, um seine Nerven zu beruhigen.
Durchgeführt wurde der Test von einem OSBI-Beamten namens Rusty Featherstone, aber auch Dennis Smith und Gary Rogers waren anwesend. Anschließend studierten sie das Ergebnis mit grimmigem Kopfschütteln.
Fritz wurde mitgeteilt, er sei »durchgefallen«.
»Unmöglich«, lautete sein erster Kommentar.
Sie verheimlichen uns etwas, hieß es. Schließlich gestand Fritz, wegen seiner Nervosität Valium genommen zu haben. Das empörte die Beamten, und sie bestanden darauf, den Test zu wiederholen. Fritz glaubte, dass ihm keine andere Wahl blieb, als sich darauf einzulassen.
Eine Woche später reiste Featherstone in Ada an und baute seinen Lügendetektor im Keller des Police Department auf. Fritz war noch nervöser als beim ersten Mal, beantwortete die Fragen aber wahrheitsgemäß und möglichst lässig.
Man teilte ihm erneut mit, er sei »durchgefallen«, nur habe er diesmal, so Featherstone, Smith und Rogers, sogar noch schlechter abgeschnitten. Das Verhör nach dem Lügendetektortest begann in scharfem Tonfall. Rogers spielte den harten Cop, fluchte und bedrohte Fritz. »Sie verheimlichen uns was«, wiederholte er ständig. Smith gab die Rolle von Fritz' bestem Freund, eine zugleich kindische und alte Masche. Rogers war wie ein Cowboy gekleidet, mit Stiefeln und allem Drum und Dran, und stolzierte fluchend und Drohungen ausstoßend durch den Raum. Er redete von der Todeszelle und der Giftspritze, bohrte Fritz dann plötzlich den Zeigefinger in die Brust und prophezeite, er werde schon noch gestehen. Die Prozedur war beängstigend, aber nicht besonders effektiv. »Lassen Sie mich in Ruhe«, wiederholte Fritz wieder und wieder.
Schließlich beschuldigte ihn Rogers der Vergewaltigung und des Mordes. Er
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