Der Gefangene
war wütend, und seine Wortwahl wurde noch beleidigender, als er ausmalte, wie Fritz und sein Kumpel Ron Williamson in die Wohnung von Debbie Carter eingebrochen seien und sie vergewaltigt und ermordet hätten. Er, Rogers, verlange ein Geständnis.
Ohne Beweise konnte der Fall nur durch ein Geständnis abgeschlossen werden, und die Beamten versuchten verzweifelt, eines aus Fritz herauszupressen. Aber er blieb standhaft. Er hatte nichts zu gestehen. Doch nach zwei Stunden übler Schikanen wollte er ihnen etwas erzählen, um sie zu besänftigen. Er berichtete von einem Ausflug nach Norman, den er im vergangenen Sommer mit Ron unternommen hatte. Nach einer wüsten Nacht in den Kneipen, wo sie Frauen nachgestellt hätten, sei eine hinten in seinen Wagen gestiegen und hysterisch geworden, als er sich später geweigert habe, sie aussteigen zu lassen. Schließlich sei sie aus dem Auto gesprungen, weggerannt und habe die Polizei benachrichtigt. Er und Ron hätten im Auto übernachtet, auf einem Parkplatz, um sich vor der Polizei zu verstecken. Es sei nie Anklage erhoben worden. Die Geschichte schien die Polizisten tatsächlich zu besänftigen, zumindest für ein paar Minuten. Sie hatten sich auf Williamson kapriziert, und nun gab es weitere Beweise dafür, dass er und Fritz Freunde und Saufkumpane waren. Was das alles mit dem Mordfall Carter zu tun haben sollte, war Fritz nicht klar, aber andererseits ergab das meiste von dem Gerede der Beamten in seinen Ohren kaum Sinn. Fritz wusste, dass er unschuldig war, und wenn Smith und Rogers es auf ihn abgesehen hatten, brauchte der wirkliche Mörder wenig zu befürchten.
Nachdem die Cops ihn drei Stunden lang in die Mangel genommen hatten, gaben sie auf. Sie waren überzeugt, dass Fritz etwas mit dem Mord zu tun hatte, standen aber ohne Geständnis da. Jetzt war gute Polizeiarbeit vonnöten, und deshalb begannen sie, Fritz zu observieren. Sie folgten ihm auf der Straße, hielten ihn ohne Grund an. Wenn er nachts aufwachte und aus dem Fenster sah, erblickte er einen Streifenwagen vor seinem Haus.
Er erklärte sich freiwillig dazu bereit, sich Blut-, Speichel- und Haarproben abnehmen zu lassen. Warum sollte er ihnen den Gefallen nicht tun? Er hatte nichts zu befürchten. Kurzzeitig dachte er darüber nach, einen Anwalt zu konsultieren, aber warum? Er war völlig unschuldig, und es würde nicht lange dauern, bis die Cops das begriffen hätten.
Detective Smith beschäftigte sich mit Fritz' Vergangenheit und entdeckte, dass er 1973 verurteilt worden war, weil er in Durant Marihuana angebaut hatte. Mit dieser Information bewaffnet, meldete sich ein Polizist aus Ada bei der Junior High School in Nobel, wo Fritz als Lehrer arbeitete. Er unterrichtete die Schulleitung, Fritz sei nicht nur eines Mordes verdächtig, sondern auch schon einmal wegen eines Drogendelikts verurteilt worden, was er bei seiner Einstellung verschwiegen hatte. Fritz wurde umgehend gefeuert.
Am 17. März bekam Susan Land vom OSBI von Dennis Smith »69 Kopf- und Schamhaare von Fritz und Williamson«.
Am 21. des Monats meldete sich Ron im Police Department und unterzog sich freiwillig einem Lügendetektortest, der von B. G. Jones durchgeführt wurde, einem weiteren Beamten des OSBI. Er erklärte, das Resultat lasse keine eindeutigen Schlüsse zu. Außerdem stellte Ron eine Speichelprobe zur Verfügung. Eine Woche später wurde sie an das OSBI weitergeleitet, zusammen mit einer Probe von Dennis Fritz. Am 28. März beendete Jerry Peters, ebenfalls vom OSBI, seine Analyse der Fingerabdrücke. In seinem Bericht stellte er kategorisch fest, der Handabdruck auf dem Stück aus der Rigipsplatte stamme weder von Debbie Carter noch von Dennis Fritz oder Ron Williamson. Eigentlich hätte das eine gute Neuigkeit für die Polizei sein müssen: Fand sie einen identischen Abdruck, hatte sie den Mörder.
Stattdessen unterrichtete die Polizei die Familie Carter, ihr Hauptverdächtiger sei Ron Williamson. Obwohl sie nicht genügend Beweise hatte, tat sie alles, um ihn langsam und methodisch als Tatverdächtigen aufzubauen. Tatsächlich konnte er durchaus als verdächtig erscheinen - er legte ein seltsames Verhalten an den Tag, hatte einen merkwürdigen Tagesablauf, lebte bei seiner Mutter, hatte keinen Job, war Stammkunde in zweifelhaften Kneipen und bekannt dafür, Frauen zu belästigen. Doch am meisten sprach gegen ihn, dass er ganz in der Nähe des Tatorts lebte. Durch eine Gasse konnte er Debbie Carters Wohnung in ein paar
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