Der Gefangene
noch mit Handschellen und Fußfesseln, und starrte Fritz an, als wollte er ihn am liebsten erdrosseln. Plötzlich schnellte er von seinem Sitz hoch und begann Fritz anzuschreien. Ein Tisch flog durch die Luft und landete auf Barneys Assistentin Linda. Dennis sprang auf und rettete sich zum Zeugenstand, während die Aufseher auf Ron zustürzten.
»Dennis! Du verdammter Hurensohn!«, schrie er. »Wir regeln das hier und jetzt!« Seine tiefe, raue Stimme schallte wie Donnerhall durch den Gerichtssaal. Barney wurde getroffen und kippte vom Stuhl. Die Aufseher packten Ron, hielten ihn fest und versuchten, ihn zu bändigen. Er trat und schlug um sich wie ein Verrückter, und die Männer hatten alle Hände voll zu tun. Dennis, Greg Saunders und das Gerichtspersonal zogen sich rasch zurück und starrten ungläubig auf den Tumult mitten im Saal. Es dauerte mehrere Minuten, um Ron, der seine Aufseher allesamt überragte, unter Kontrolle zu bekommen. Während er weggezerrt wurde, bedachte er Fritz mit einem Schwall von Obszönitäten und Drohungen.
Nachdem sich der Staub gelegt hatte, wurden Tische und Stühle wieder aufgestellt, und alle atmeten tief durch. Barney hatte den Aufruhr zwar nicht gesehen, wusste aber, dass er mittendrin gewesen war. Er stand auf und sagte:
Es soll ins Protokoll aufgenommen werden, dass ich das Gericht hiermit ersuche, mich von meinem Mandat zu entbinden. Dieser junge Mann wird nicht mit mir kooperieren. Wenn er mich bezahlen würde, wäre ich nicht hier. Ich kann ihn nicht vertreten, Richter, ich kann es einfach nicht. Ich weiß nicht, wer das machen kann, ich kann es nicht. Und ich ... Wenn ich hier nicht entlassen werde, versuche ich es beim Revisionsgericht für Strafsachen. Ich schaffe das hier nicht. Ich bin viel zu alt für so was, Richter. Ich will mit ihm nichts mehr zu tun haben, unter keinen Umständen. Ich habe keine Ahnung, ob er schuldig ist oder nicht - das hat nichts damit zu tun -, aber ich schaffe das einfach nicht. Als Nächstes wird er mich wahrscheinlich verprügeln, und dann hat er ein massives Problem, und mir geht's noch schlechter.
Richter Millers Antwort kam prompt: »Der Antrag der Verteidigung wird abgewiesen.« Annette und Renee litten schrecklich unter dem Anblick ihres Bruders, der wie ein Wahnsinniger tobte und in Ketten herumgezerrt wurde. Er war krank und brauchte Hilfe, er musste dauerhaft in eine Einrichtung, wo ihm gute Ärzte halfen. Wie konnte der Staat Oklahoma ihn vor Gericht stellen, obwohl er unübersehbar krank war? Auf der anderen Seite des Ganges beobachtete Peggy Stillwell diesen Verrückten. Sie schauderte bei der Vorstellung, wie er ihrer Tochter Gewalt angetan hatte. Nach ein paar Minuten Ruhe im Saal ordnete Richter Miller an, dass Williamson wieder hereingebracht werde. Im Warteraum hatten die Aufseher Ron erklärt, dass sich sein Verhalten für einen Gerichtssaal nicht gezieme und dass weitere Ausbrüche streng geahndet würden. Doch sobald sie ihn wieder hineinführten, begann er erneut, Dennis Fritz zu beschimpfen. Der Richter schickte ihn zurück ins Gefängnis, ließ den Gerichtssaal räumen und eine Stunde verstreichen.
Im Gefängnis wiederholten die Aufseher ihre Warnung, doch Ron scherte sich nicht darum. Falsche Geständnisse waren gang und gäbe in Pontotoc County, doch er glaubte nicht, dass die Cops aus Dennis Fritz eines herausgequetscht hatten. Ron war unschuldig und entschlossen, sich nicht unter Druck setzen zu lassen wie Ward und Fontenot. Wenn es ihm gelänge, Dennis die Hände um den Hals zu legen, würde er die Wahrheit schon aus ihm herausschütteln.
Sein dritter Auftritt war identisch mit den beiden ersten. Beim Eintreten in den Gerichtssaal schrie er: »Dennis! Wir regeln das jetzt sofort, du und ich, wir regeln das!« Richter Miller unterbrach ihn, aber Ron war nicht zu bremsen. »Ich und du, wir regeln das«, schrie er Dennis an. »Ich hab niemanden umgebracht!«
»Halten Sie ihn zurück«, sagte Richter Miller zu den Aufsehern. »Mr Williamson, noch ein Wutausbruch, und diese Anhörung wird ohne Ihre Anwesenheit fortgesetzt.«
»Von mir aus«, gab Ron zurück.
»Gut, Sie verstehen ...«
»Ich bleibe lieber nicht hier. Wenn's Ihnen nichts ausmacht, gehe ich zurück in meine Zelle.«
»Sie verzichten auf Ihr Recht, bei der Voruntersuchung anwesend zu sein?«
»Ja.«
»Niemand bedroht Sie oder nötigt Sie, so zu handeln, es ist Ihre eigene persönliche Entscheidung ...«
»Ich bin hier derjenige, der droht«,
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