Der Gefangene
erinnern versuchte, in der es darum ging, dass Dennis und Ron in Oklahoma City auf Zechtour gewesen waren, eine Geschichte, die nicht das Geringste mit dem Mord an Debbie Carter zu tun hatte. Saunders erhob Einspruch. Richter Jones gab dem Einspruch statt.
Dann kam Tenney in Teufels Küche, weil er aussagte, dass er und Dennis über eine Absprache mit dem Staatsanwalt gesprochen hätten. Eine solche Absprache erwähnte er zweimal, was vor Gericht jedoch sehr nachteilig war, da er damit implizierte, Dennis habe mit dem Gedanken gespielt, sich schuldig zu bekennen. Greg Saunders erhob lautstark Einspruch und beantragte den Freispruch aus Verfahrensgründen. Richter Jones lehnte den Einspruch ab.
Schließlich gelang es Tenney auszusagen, ohne dass einer der Anwälte empört aufsprang. Er erklärte den Geschworenen, dass er sich oft mit Dennis unterhalten habe und nach jedem Gespräch zur Aufnahme des Gefängnises geeilt sei, um alles niederzuschreiben, was gesagt worden sei. Seinem Vorgesetzten, Gary Rogers, zufolge sei das die richtige Vorgehensweise in solchen Fällen. Gute Polizeiarbeit. Und bei einem dieser Gespräche habe Dennis gesagt: »Sagen wir mal, dass es so passiert sein könnte. Vielleicht ist Ron zur Tür gegangen und in Carters Wohnung eingebrochen. Und dann hat er, sagen wir mal, ein bisschen Spaß mit ihr gehabt. Ron hat sich mitreißen lassen und wollte ihr eine Lektion erteilen. Sie ist gestorben. Sagen wir mal, dass es so passiert ist. Aber ich habe nicht gesehen, wie Ron sie getötet hat, also wie soll ich da dem Staatsanwalt was erzählen, was ich gar nicht gesehen habe?«
Nach Tenneys Zeugenaussage wurde die Verhandlung bis zum nächsten Tag unterbrochen, und Dennis wurde wieder ins Gefängnis gebracht. Dort zog er seinen neuen Anzug aus, hängte ihn auf einen Kleiderbügel und gab ihn einem der Wärter, der ihn wegbrachte. Dann streckte er sich auf seinem Bett aus, schloss die Augen und fragte sich, wann der Albtraum endlich zu Ende war. Er wusste, dass die Zeugen logen. Aber wussten die Geschworenen das auch?
Am nächsten Morgen rief Bill Peterson seine nächste Zeugin auf, Cindy Mclntosh, die angab, wegen Scheckbetrugs eingesessen zu haben, als sie Dennis Fritz und Ron Williamson kennengelernt hatte. Sie sagte aus, dass sie ein Gespräch der beiden mit angehört habe, in dem sich Ron bei Dennis nach den Tatortfotos von Debbie Carter erkundigt habe.
»Lag sie auf dem Bett oder auf dem Boden?«, habe Ron Dennis gefragt. Eine Antwort habe er nicht bekommen.
Mclntosh gab zu, dass sie wegen des Scheckbetrugs nicht verurteilt worden war. »Ich habe die Schecks ausbezahlt, und sie haben mich rausgelassen«, sagte sie. Nach den Auftritten der Spitzel wandte sich Peterson wieder glaubwürdigeren Beweisen zu. Er rief nacheinander vier Sachverständige in den Zeugenstand, die für das kriminaltechnische Labor des Bundesstaates arbeiteten. Wie immer waren die Geschworenen schwer beeindruckt von ihnen. Die Zeugen waren gebildet, geschult, ermächtigt, erfahren, und sie arbeiteten für den Bundesstaat Oklahoma. Sie waren Sachverständige! Und sie waren gekommen, um gegen den Angeklagten auszusagen und mitzuhelfen, dessen Schuld zu beweisen.
Der Erste war der Fingerabdruckexperte Jerry Peters. Er berichtete den Geschworenen, dass er einundzwanzig Fingerabdrücke aus Debbies Wohnung und Wagen untersucht habe, von denen neunzehn von Debbie stammten. Ein Abdruck könne Detective Dennis Smith zugeordnet werden, ein zweiter Mike Carpenter, doch von Dennis Fritz oder Ron Williamson seien keine Fingerabdrücke zu finden gewesen.
Es war schon recht seltsam, dass der Fingerabdruckexperte aussagte, keiner der am Tatort gefundenen Fingerabdrücke stamme von dem Angeklagten.
Larry Mullins schilderte, wie er nach der Exhumierung von Debbies Leiche im Mai vergangenen Jahres einen zweiten Abdruck von ihrer Hand genommen hatte. Anschließend hatte er die neuen Abdrücke an Jerry Peters weitergegeben, der plötzlich Dinge sah, die er viereinhalb Jahre vorher nicht gesehen hatte.
Die Theorie der Anklage, die später auch gegen Ron Williamson verwendet werden sollte, ging davon aus, dass Debbie während des langen, heftigen Kampfes verwundet worden war, ihr Blut irgendwie auf ihre linke Hand geraten war und sie dann einen kleinen Bereich der Rigipsplatte direkt über dem Boden ihres Schlafzimmers berührt hatte. Da der Handabdruck weder Ron noch Dennis zuzuordnen war und mit Sicherheit nicht von dem wahren Mörder
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