Der Gegenschlag - Extreme Measures
Augenblick, ehe er antwortete. »Meine Frau. Sie ist in New York.«
»Oh«, sagte Lonsdale, als ihr bewusst wurde, dass er seiner Frau nicht gesagt hatte, dass er sie liebte, bevor er auflegte. »Dann pendelst du nach D. C.?«
»Ja und nein«, sagte er ein klein wenig verlegen. »Ich hab hier eine Wohnung, aber ich habe ziemlich viel zu tun, darum komme ich höchstens alle zwei Wochen einmal heim.«
»Nun«, sagte sie, während ihre Augen erneut über seinen Körper wanderten, »du hast offenbar genug Zeit, um zu trainieren.«
»Wenn ich das nicht täte, wär ich schon verrückt geworden.«
»Aber vergiss nicht - das Leben kann recht kurz sein. Das ist eine bittere Erfahrung, die ich mit meinem Mann gemacht habe. Er hat siebzig, achtzig Stunden die Woche in seinem Familienbetrieb gearbeitet, und mit fünfundvierzig war er plötzlich tot.«
»Das tut mir leid.«
»Ist schon gut«, sagte sie unbeschwert. »Er hat mir eine wunderbare, schöne Tochter geschenkt und finanzielle Sicherheit.«
»Ich bin sicher, ihre Schönheit hat sie von dir«, bemerkte Kline mit einem Lächeln.
»Danke. Hast du Lust auf einen Drink oder nur auf eine Zigarette?«
»Beides wär schön.«
»Gut.« Lonsdale ging ins Büro zurück. »Ich nehme einen Wodka on the rocks mit einem Schuss Zitrone. Was möchtest du?«
»Das Gleiche, aber lass mich die Drinks machen.«
Lonsdale zeigte ihm, wo er alles fand, dann holte sie ihre Zigaretten und ging zurück auf die Terrasse. Kline brachte ihr ihren Drink. »Gott, den kann ich jetzt gebrauchen«, sagte er.
Bevor er einen Schluck nehmen konnte, hob sie ihr Glas und sagte: »Auf ein Leben ohne Reue.« Lonsdale zwinkerte ihm zu und trank einen Schluck.
»Darauf trink ich gern.«
»Und wie war dein Tag?«
»Ziemlich beschissen«, antwortete Kline wahrheitsgemäß. »Ja … ich würde sogar sagen, es war einer der schlimmsten Tage, die ich seit langem erlebt habe. Vielleicht der schlimmste überhaupt.«
Lonsdale stellte ihr Glas auf den kleinen schwarzen Bistrotisch. »Du meinst es ernst.«
»Todernst.«
»Was ist passiert?«
Er dachte an den Tag zurück und bedauerte erneut, dass er seinen niedrigeren Instinkten nachgegeben hatte, und noch mehr, dass er so dumm gewesen war, Rapp zu unterschätzen. Wenn man es auf das Wesentliche reduzierte, dann war dieser Mann ein gottverdammter professioneller Killer. Wenn nur ein Drittel von den Gerüchten stimmte, die man hörte, dann hatte er wirklich erstaunliche Dinge zustande gebracht. Es würde schon schwierig genug werden, wenn sie versuchten, ihn mit den Mitteln des Justizsystems zu bekämpfen - aber er war so dumm gewesen, die Grenze zu überschreiten und sich in seine Arena der Gewalt vorzuwagen. Er dachte an das zurück,
was in der engen Verhörzelle passiert war, und wusste, dass er noch lange Alpträume davon haben würde.
Dabei konnte er noch von Glück sagen, dass ihn der Wahnsinnige nicht umgebracht hatte. Nachdem er ihn bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt hatte, schlüpfte Rapp wieder in seine Handschellen und rief die Wärter. Als Kline wieder zu sich kam, fand er sich in der peinlichen Situation, sagen zu müssen, dass er nicht wusste, was geschehen war. Kline war, so weit er zurückdenken konnte, nur zweimal in Handgreiflichkeiten verwickelt gewesen - einmal im College und dann noch einmal, als er Mitte zwanzig war. Beide Male hatte er die Ehre eines Mädchens verteidigt, mit dem er ausgegangen war. Das Ganze hatte mit einem zerrissenen Hemd und ein paar Kratzern geendet, nicht mehr. Bevor die Fäuste flogen, waren die Rausschmeißer dazwischengegangen und hatten die Streithähne getrennt. Er erinnerte sich noch, dass er danach mit den Mädchen nach Hause gegangen war und für seinen Heldenmut belohnt wurde. Diesmal würde es nicht so ausgehen, obwohl er nicht daran zweifelte, dass er die Frau, die da vor ihm stand, ins Bett bekommen konnte, wenn er es wollte. Sie sah toll aus, war elegant und eine der mächtigsten Frauen in Amerika, und zum ersten Mal in seinem Leben fand er sogar den Altersunterschied zwischen ihnen aufregend. Aber das alles musste warten. Es war eine viel zu wertvolle Karte, um sie so früh schon auszuspielen.
Seine Gedanken schweiften zu dem Moment zurück, als er Rapps Handschellen in seinem Schoß liegen sah. Der Schreck, der ihm durch die Glieder fuhr, war mit nichts zu vergleichen, was er je erlebt hatte. Er wurde von nackter Angst gepackt, als ihm plötzlich klarwurde, dass er in dieser drei mal drei
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