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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Barkeeper kam und ihn fragte, was er trinken wolle. Der Mann antwortete mit seiner tiefen ruhigen Stimme. Wassen blickte auf und sah das Spiegelbild des Mannes im Spiegel hinter der Bar. Der Anblick des Mannes, der da hinter ihm stand, und der Klang seiner Stimme jagten ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Wassen drehte sich auf seinem Hocker nach links und erkannte, dass der Mann durch die Hintertür gekommen sein musste. Er trug ein schwarzes Field-Jacket mit vielen Taschen, in denen er, so dachte sich Wassen, alle möglichen Gerätschaften mit sich trug, von denen wohl die meisten tödlich waren.
    Rapp warf einen Zwanziger auf den Tresen und nahm seine Flasche Summit Pale Ale. »Also, Ralph«, sagte er beiläufig, während sein Blick zu allen Anwesenden schweifte, nur nicht zu dem Menschen, mit dem er sprach, »was haben Sie auf dem Herzen?«
    »Äh …« Für einen Moment war Wassen sprachlos. »Danke, dass Sie gekommen sind.« Es kam keine Entschuldigung, weil er sich um fast fünfundvierzig Minuten verspätet hatte. Kein Gruß. Nur ein Kopfnicken.
    »Nehmen wir den Tisch dort drüben?« Rapp zeigte auf eine Sitznische an der gegenüberliegenden Wand.

    »Sicher.«
    Rapp gab dem Barkeeper einen Dollar Trinkgeld und steckte die übrigen Scheine ein. Die beiden Männer setzten sich in die Sitznische, Rapp mit Blick zur Tür, Wassen ihm gegenüber. Wassen hielt sein Glas zwischen seinen langen Fingern und dankte Rapp noch einmal, dass er gekommen war.
    »Kein Problem«, sagte Rapp in lässigem Ton. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie haben morgen einen großen Tag.«
    Rapp zuckte die Schultern, so als wolle er sagen, dass der Tag für manche größer war als für andere.
    »Meine Chefin ist ziemlich aufgedreht.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Eine Anhörung, die landesweit im Fernsehen übertragen wird, ist eine nette Gratiswerbung für diese Leute.«
    »Ja, das ist es, und Sie«, fügte Wassen lächelnd hinzu, »wirken ziemlich ruhig für jemanden, der im Fernsehen in die Mangel genommen werden soll.«
    Erneut zuckte Rapp die Schultern. »Sagen wir’s mal so - ich hab schon Schlimmeres erlebt.«
    »Oh … das kann ich mir denken, aber das hier ist etwas anderes.« Wassen nahm einen Schluck von seinem Drink. »Diese Leute spielen nicht unbedingt fair. Sie werden es mit allen möglichen Tricks versuchen.«
    »Das werden sie bestimmt tun.«
    Wassen bemerkte ein klein wenig Großspurigkeit. »Beunruhigt Sie das gar nicht?«
    »Ich kann auf mich aufpassen«, antwortete Rapp lächelnd.
    Wassen studierte ihn einen Augenblick - die wachen Augen in dem rauen, aber durchaus ansprechenden Gesicht. Hier in dieser Bar wirkte er wie ein ganz normaler
anständiger Kerl. Jedenfalls nicht wie das Monster, als das ihn manche hinstellten. Wenngleich man sich schon vorstellen konnte, dass er zu extremer Gewalt fähig war. »Warum habe ich so ein Gefühl, dass Sie etwas wissen, was sonst keiner weiß?«
    Rapp lächelte, und ein Grübchen erschien auf der Narbe am Kiefer. »Ich weiß eine Menge Dinge, die andere nicht wissen, Ralph. Das gehört zu meinem Job.«
    »Aber man erwartet von Ihnen, dass Sie alle diese Geheimnisse dem Geheimdienstausschuss verraten, nicht wahr?«, fragte Wassen sarkastisch.
    »Wir wissen beide, dass das ein Fehler wäre.«
    Wassen nickte und blickte eine ganze Weile schweigend in seinen Drink.
    Rapp musterte ihn aufmerksam. »Sie müssen schon die Karten auf den Tisch legen«, sagte er schließlich. »Sie sind in Ihrer Position nicht verwundbar - ich schon.«
    »Meinen Sie? Wenn Babs wüsste, dass ich hier bin, dann würde sie sich mit ihren hübschen manikürten Fingernägeln auf mich stürzen.«
    »Das mag sein«, räumte Rapp lachend ein, »aber anklagen wird Sie keiner.«
    »Das stimmt.« Wassen nahm noch einen Schluck von seinem Drink. »Wissen Sie«, sagte er schließlich, obwohl es ihm ein wenig peinlich war, »nicht alle von uns halten Sie für ein Monster.«
    »Nur Ihre Chefin.«
    »Manchmal kann sie ziemlich hitzig sein.«
    Rapp sagte nichts.
    »Heute Nachmittag habe ich einen Anruf von einem Freund in New York bekommen, und er hat mich gefragt: ›Warum glaubt deine Chefin eigentlich, dass wir Amerikaner unsere Verfassungsrechte auch einem Haufen homophober
Typen zugestehen wollen, die behinderte Kinder als Selbstmordattentäter rekrutieren?‹«
    »Haben Sie die Botschaft weitergegeben?«
    »Nein.«
    »Sollten Sie aber.«
    »Vielleicht«, sagte Wassen wenig begeistert. »Vielleicht

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