Der Gegenschlag - Extreme Measures
morgen früh … übrigens, man hört, dass am Vormittag eine geschlossene Sitzung abgehalten werden soll.«
»Ich hab’s auch gehört.« Der Konferenzsaal des Justizausschusses war abhörsicher, und es war nicht ungewöhnlich, dass die Kameras draußen bleiben mussten, wenn man nicht recht wusste, wie die Sache verlaufen würde.
»Warum machen Sie das?«, platzte Wassen plötzlich heraus.
»Was?«
»Aussagen. Jeder vernünftige Mensch würde die Aussage verweigern und es ihnen so schwer wie möglich machen.«
»Ob ich vernünftig bin, darüber ließe sich vielleicht streiten, aber ich glaube, dass ich es ihnen im Gegenteil leichter machen würde, wenn ich die Aussage verweigere. Das ist das Spiel, das sie gewohnt sind. Es ist etwas Ungewöhnliches in dieser Stadt, wenn man offen und geradeheraus sagt, was zu sagen ist.«
»Da haben Sie Recht. Darum wollen sie am Vormittag auch keine Kameras dabeihaben. Sie fürchten, dass Sie etwas sagen könnten, was sie schlecht aussehen lässt.«
Rapp nahm einen Schluck von seinem Bier und lächelte.
»Ich glaube, Sie haben irgendwas vor.«
»Das Einzige, was ich vorhabe, ist, dass ich morgen in den Ausschuss gehe und ihre Fragen beantworte.«
Wassen nickte. »Ich hab versucht, sie zu überreden, dass sie die ganze Sache fallenlässt«, gab er schließlich zu.
»Das erscheint mir ziemlich ausgeschlossen.«
»Ja.« Wassen schüttelte den Kopf. »So gut ich es fände - ich glaube auch nicht, dass sie’s tun wird.«
»Dann werden wir uns morgen wohl richtig in die Haare kriegen, sie und ich.«
Wassen nickte traurig. »Ich würde gern helfen, wenn’s irgendwie geht. Diese internen Kämpfe sind schlecht für uns alle.«
»Da gebe ich Ihnen Recht, aber wir scheinen in einigen wichtigen Fragen ziemlich weit auseinanderzuliegen.«
»Womit wir bei der Hauptfrage wären - warum?«
»Warum was?«, fragte Rapp.
»Warum riskieren Sie Ihre ganze Karriere wegen einer solchen Operation?«
Rapp lächelte. Wassen war der Erste, der es begriffen hatte. »Ralph, das ist die Eine-Million-Dollar-Frage.«
53
Karim band den Knebel um den Mund des Mannes und zog ihm die Schuhe aus. Er hielt die Messerspitze wenige Zentimeter von den Augen des Mannes entfernt und sagte: »Zehennägel wachsen nach, aber Zehen nicht.«
Diesen Satz hatte er von einem Afghanen gehört, der ihn zu einem britischen Fallschirmjäger sagte, den sie eines Nachts in einem Gefecht gefangen genommen hatten. Damals hatte er viel gelernt, als er zusah, wie der Afghane den Widerstand des Mannes systematisch brach.
Er hatte immer vermutet, dass richtige Folter eine bestimmte Strategie verfolgen musste, doch er selbst hatte nicht viel davon gehalten, bis er einmal dabei zusehen konnte. Es gab einige Binsenweisheiten zu diesem Thema. Die erste war, dass man jeden brechen konnte. Auch der härteste und zäheste Kerl gab irgendwann seinen Widerstand auf. Das Einzige, was das verhindern konnte, war der frühzeitige Tod des Gefolterten durch einen Herzinfarkt. Eine andere Binsenweisheit lautete, dass man jeden dazu bringen konnte, alles zu sagen. In diesem Fall dachte Karim, dass das der wichtigere Punkt war, den es im Auge zu behalten galt. Der Mann vor ihm war fit und schien noch keine dreißig zu sein. Sein Herz würde eine Menge Schmerz aushalten.
Er wollte nicht damit beginnen, dass er den Mann fragte, ob er von der CIA war, denn irgendwann würde er es zugeben, nur damit die Schmerzen aufhörten. Nein, er musste ihn dazu bringen, dass er von sich aus sagte, für wen er arbeitete. Er durfte es ihm nicht durch irgendwelche Fragen in den Mund legen.
»Ich habe festgestellt, dass es in solchen Situationen das Beste ist, dem Betreffenden zu zeigen, dass ich es ernst meine.« Karim sah Aabad an, der hinter dem Mann stand. »Halt ihn um die Brust fest«, wies er ihn an. Dann packte er den rechten Fuß des Mannes und hielt die Messerspitze unter den Nagel des großen Zehs. Er blickte in die angsterfüllten Augen des Mannes. »Ich kann diesen einen Zeh stundenlang bearbeiten.«
Der Mann begann sich zu wehren. Karim hielt den Fuß fest und rammte die Messerspitze ins Nagelbett. Der Mann wurde starr vor Schmerz und verdrehte die Augen. Fünfzehn Sekunden später hörte er auf, sich zu wehren, und er atmete schwer.
»Nimm ihm den Knebel ab«, wies Karim Aabad an. »Also«, begann er von neuem, als der Knebel unten war, »dein Name bitte. Der, unter dem du bei den Rangers warst.«
»Tony … Tony Jones.«
Karim
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