Der Gegenschlag - Extreme Measures
Karims Erleichterung deutete alles darauf hin, dass nichts
Wichtiges nach außen gedrungen war - ja, im Grunde waren es nur zwei Dinge: erstens, dass Aabad immer wieder davon geredet hatte, dass etwas Großes passieren würde, und zweitens, dass irgendetwas geliefert worden war. Karim verhörte ihn allein zu diesem Punkt eine halbe Stunde lang. Danach war er sich ziemlich sicher, dass die CIA nichts in der Hand hatte als bloße Vermutungen.
Karim ging hinaus und überlegte noch einmal in Ruhe, ob er an alles gedacht hatte. Wie groß war die Gefahr, die ihnen durch den CIA-Spion drohte? Das war die Frage, die ihn beschäftigte. Es war fast ein Uhr nachts. Er bezweifelte, dass sich der Mann für gewöhnlich um Mitternacht bei seinen Vorgesetzten meldete - und selbst wenn, würde dieser Mike Nash jetzt wahrscheinlich schlafen. Bis zum Morgen würde nichts passieren, beschloss Karim, und so rief er Hakim mit einem der Einweghandys an und befahl ihm, die hinteren Sitzbänke aus dem Van zu entfernen und mit zwei Männern zur Moschee zu kommen.
Insgesamt waren es fünfundzwanzig Kartons, jeder fast zwanzig Kilo schwer. Sie waren versiegelt und mit der Aufschrift USAID versehen. Der Inhalt stammte tatsächlich aus den USA, doch als humanitäre Hilfe konnte man es beim besten Willen nicht bezeichnen. Jede der Schachteln war vollgepackt mit C4-Plastiksprengstoff der amerikanischen Streitkräfte. Die Ladung war in Kuwait verlorengegangen und auf dem Schwarzmarkt gelandet. Karim wies Aabad an, den Lagerraum aufzuschließen und die Kisten von seinen Männern in den Lastenaufzug bringen zu lassen. Hakim traf zwanzig Minuten später ein. Dass er von der Änderung im Plan nicht begeistert war, sah man sofort, als er durch die Tür kam.
»Wir müssen sofort weg von hier«, sagte er, als er in den Keller kam.
Karim sah ihn lächelnd an. »Es ist alles in Ordnung«, entgegnete er ruhig. »Ich habe ihn eingehend verhört. Später werde ich dir alles erklären. Jetzt müssen wir erst einmal die Kisten in den Van laden.« Karim zeigte auf den Lastenaufzug, in dem bereits acht Kartons standen.
»Aber sie werden kommen, um nach ihm zu sehen«, wandte Hakim ein.
»Ja, irgendwann bestimmt, aber sicher nicht vor morgen früh. Und jetzt hör auf, mit mir zu diskutieren«, sagte er in überraschend fröhlichem Ton. »Los, an die Arbeit.«
Die erste Ladung von zwölf Kisten wurde nach oben geschickt, während bereits die nächsten Kartons zum Aufzug getragen wurden. Es war wie bei der Feuerwehr; vier Männer hatten sich im Keller verteilt, um die Kisten vom Lagerraum durch den Gang und auf die rostige Metallplattform des Aufzugs zu bringen. Dann fuhr der Aufzug nach oben, wo die Kartons in den Van verladen wurden. Nachdem sieben Leute mitarbeiteten, hatten sie den Van in nicht einmal einer Viertelstunde beladen.
Als sie in den Van einsteigen wollten, trat Aabad zwischen Karim und Hakim und fragte sichtlich erregt: »Was sollen wir mit ihm machen?« Er zeigte auf das Loch im Bürgersteig, wo der Aufzug gerade nach unten glitt.
Der Mann, von dem Aabad sprach, war, wie sie herausgefunden hatten, ein neunundzwanzig Jahre alter Amerikaner namens Chris Johnson. Er war mit der 101 st Airborne Division zweimal in Afghanistan und einmal im Irak gewesen. Nach seinem letzten Einsatz wurde er von Mike Nash für eine Anti-Terror-Gruppe innerhalb
der CIA rekrutiert. Es war absolut keine Frage, was mit ihm zu geschehen hatte - die Frage war nur, wer es tun würde.
»Töte ihn«, sagte Karim, so als würde er ihm befehlen, die nächste Kiste zu holen.
Aabad blickte auf den Boden und murmelte etwas vor sich hin, während er von einem Fuß auf den anderen trat. »Ich …«, stammelte er.
»Du kannst es doch selbst machen«, zischte Hakim und sah Karim an.
Karim blickte von einem Ende des Blocks zum anderen und dachte sich, dass sie seine Geduld auf eine harte Probe stellten. Jetzt war nicht der Moment, um herumzustehen und zu diskutieren. »Warte im Wagen auf mich«, forderte er Hakim auf. Dann wandte er sich Aabad zu und sagte: »Komm mit.«
Karim ging zurück in die Moschee und in den Lagerraum hinunter. Er sah auf den blutüberströmten Gefangenen auf dem Fußboden hinunter. Er hatte dem Mann bereits große Schmerzen zugefügt, doch er hatte immer noch nicht das Gefühl, dass es genug war. Er beschloss, dass er ihn nicht so einfach von seinen Leiden erlösen würde. Einer plötzlichen Eingebung folgend, fragte er Aabad: »Hast du eine
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