Der Gegenschlag - Extreme Measures
»Ich muss mit dir über ein paar Dinge reden.«
»Mach’s kurz.«
Nash stemmte die Hände in die Hüften und wollte anfangen zu sprechen, als Art Harris hereinkam.
»Leute, was ich euch jetzt sage, habt ihr nicht von mir«, flüsterte er verschwörerisch. »Ich hab gerade einen Anruf aus der Zentrale bekommen. Sie schicken ein Team her.«
»Was für ein Team?«, wollte Rapp wissen.
»Staatsanwälte und Ermittler. In der Moschee haben sie Spuren von Sprengstoff und Blut gefunden.«
»Und?«, fragte Rapp, der immer noch nicht verstand, was Harris ihm sagen wollte.
»FBI, Mitch. Irgendjemandem ist aufgefallen, dass wir keinen Durchsuchungsbefehl hatten. Sie sind alle ausgeflippt. Sie glauben, dass die Beweise nicht zugelassen werden.«
»Und jetzt wollen sie herkommen und die Vernehmung an sich reißen?«
»Ich glaube schon.«
»Scheiß drauf. Sollen sie’s doch probieren.«
»Wenn ich du wäre«, sagte Harris und beugte sich näher zu ihm, »dann würde ich das, was du vorhast, in der nächsten halben Stunde machen. Wenn du verstehst, was ich meine.«
Rapp fasste sich an die Stirn. »Hört das denn nie auf?«, stöhnte er. »Genau dieser Unsinn hat uns erst in diese Scheiße gebracht.«
»Lass mich die Verhöre machen«, sagte Nash. »Ich bin derjenige, der Mist gebaut hat.«
»Wovon zum Teufel redest du?«
»Wenn ich euch früher von Johnson erzählt hätte, dann hätte sich diese Katastrophe vielleicht verhindern lassen.«
Rapp packte ihn am Arm und führte ihn in die Ecke. »Red keinen Quatsch.«
»Aber …«
»Kein Aber. Eine Katastrophe ist zum Beispiel ein Hurrikan. Die Natur kann man nicht aufhalten. Das hier …« - er zeigte auf den großen Bildschirm - »… ist zwar etwas anderes - aber es hat genauso früher oder später passieren
müssen. Auf diese Art hätten wir die Kerle unmöglich auf ewig aufhalten können. Nicht, wenn wir diese ganzen verdammten Spielregeln einhalten. Wenn du Johnson am Montag abgezogen hättest, wie Chuck und Rob es von dir verlangt haben, dann hätten wir jetzt nicht diese vier hier. Wir stecken deshalb so tief in der Scheiße, weil wir nicht genug riskiert haben. Die Sache mit Johnson ist natürlich tragisch, aber wir werden ihn entsprechend würdigen, wenn die Zeit reif ist. Jetzt müssen wir jedenfalls schnell sein. Die Jungs vom FBI werden bald hier sein und diesen Dreckskerlen ihre Rechte vorlesen. Diese Typen werden Anwälte bekommen, und in ein paar Jahren werden sie vielleicht einmal vor ein Gericht gestellt. Ich hab genug von dem Theater. Weißt du, nach was diese Typen riechen?«
»Nein.«
»Nach verbranntem Fleisch, Mike. Wetten, das sind diejenigen, die Johnson verbrannt haben?«
Nash blickte zur Galerie hinauf, wo die vier Männer bereits hinter verschlossenen Türen waren. »Erledigen wir die Sache, bevor die Anzugtypen aufkreuzen.«
68
Eine Analytikerin mit aschfahlem Gesicht stand draußen vor dem Konferenzzimmer und bemühte sich nach Kräften, die lauten, aber gedämpften Geräusche zu ignorieren, die von drinnen kamen. Mike Nash hatte sie gebeten, hier zu warten. »Worauf?«, hatte sie gefragt, und seine Antwort war genauso kurz gewesen: »Informationen.«
Sie stand jetzt fünf Minuten hier, und auch wenn sie nicht die geringste Sympathie für den Mann hegte, der da drin verhört wurde, war es doch ein unangenehmes Gefühl, zu wissen, dass es ihr Chef war, der den Mann anbrüllte und Gott weiß was noch alles machte.
Plötzlich ging die Tür auf, und Nash tauchte mit einem Blatt Papier in der Hand auf. »Lassen Sie diese Namen durch TIDE laufen, und rufen Sie mich an, sobald Sie etwas gefunden haben.«
TIDE war die Datenbank, mit der sie arbeiteten. Die Abkürzung stand für Terrorist Information Datamart Environment.
»Beeilen Sie sich«, forderte Nash sie auf, bevor er die Tür wieder schloss. Am anderen Ende des Konferenztisches saß Aabad bin Baaz auf einem Stuhl, die Hände immer noch auf dem Rücken gefesselt. Tränen strömten ihm über die Wangen, und sein dichtes schwarzes Haar stand in alle Richtungen vom Kopf ab.
Rapp legte beide Hände auf den Tisch. »Aabad, ich schwöre dir«, sagte er, »der größte Computer der Welt bearbeitet gerade diese Namen, und wenn er nichts findet … dann reiße ich dir den Arm aus dem Schultergelenk.«
»Ich hab nicht gelogen. Das sind ihre Namen. Du kannst sie ja fragen.«
»Natürlich könnte ich sie fragen«, meinte Rapp, »aber wie soll ich wissen, ob du mir nicht irgendwelche
Weitere Kostenlose Bücher